Nach wochenlangen Diskussionen haben sich die Grünen gegen CDU-Mitglied Hoffmann entschieden. Es ist ein politisches Signal.
Kölner StadtmuseumGrüne verhindern wohl die Wahl von Rekers Wunschkandidat
Die Wahl von Philipp Hoffmann als Leiter des Kölner Stadtmuseums wird aller Voraussicht nach scheitern. Christiane Martin, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Kölner Stadtrat, sagte im Anschluss an eine Fraktionstagung am Freitag: „Wir haben nach wie vor Zweifel daran, dass die Passung von Stellenprofil und Personalie ausreichend ist. Deshalb werden wir nicht für eine Besetzung mit Dr. Philipp Hoffmann stimmen.“
Zuvor hatte es innerhalb der Grünen-Fraktion wochenlang Diskussionen zur Frage gegeben, ob Hoffmann gewählt werden sollte oder nicht. Unmittelbar vor der internen Entscheidung sagte ein Fraktionsmitglied dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, es werde unabhängig von der Abstimmung innerhalb der Fraktion „auf keinen Fall“ für Hoffmann stimmen, seine Qualifikationen würden nicht annähernd ausreichen.
Die Haltung der Grünen als personell stärkster Fraktion ist entscheidend, sie stellen vier der 14 Politiker im Hauptausschuss. Gegen Hoffmann ausgesprochen hatten sich SPD (drei Stimmen), Linke und „die Fraktion“ (jeweils eine Stimme). Neben der CDU (drei Stimmen) konnte Hoffmann auch die FDP (eine Stimme) überzeugen. Volt (eine Stimme) hatte sich bislang nicht entschieden, doch mit dem Votum der Grünen gilt als sicher: Es reicht nicht für eine Mehrheit. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) als 15. Mitglied des Gremiums darf laut Stadt in der Frage nicht mitstimmen. Eine sehr unwahrscheinlich, theoretisch aber noch denkbare Variante: Grüne und Linke enthalten sich lediglich und Volt stimmt überraschend für Hoffmann. Damit würden nur neun Stimmen gewertet werden, es stünde 5:4. Die Grünen allerdings wollen nicht für Hoffmann stimmen und haben es nun in der Hand, seine Wahl zu verhindern.
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Kölner Grüne entscheiden sich gegen die Harmonie im Ratsbündnis
Zusätzlich bilden Grüne, CDU und Volt ein Mehrheitsbündnis und Hoffmann ist CDU-Mitglied. Ob die Grünen ein Mitglied ihres Kooperationspartners unterstützen oder nicht, galt im Vorfeld als eine sensible politische Frage. Hoffmann ist promovierter Historiker, er leitet das Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen der Stadt Bonn. Vorher leitete er das Bonner Stadtmuseum, davor arbeitete er beim KSM. Er sollte das Haus am 1. Oktober übernehmen.
Der Hauptausschuss des Stadtrates hatte die Wahl Hoffmanns am 14. August vertagt, weil Teile der Politik das Verfahren und die Eignung Hoffmanns bezweifelten. Unter anderem die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitta von Bülow, bezeichnete das Ergebnis des Verfahrens als „alles andere als optimal“. Der Förderverein bat nach der Vertagung ebenfalls um ein neues Verfahren, aus Sorgen vor möglichen Klagen unterlegener Kandidaten. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatten tatsächlich mehrere Kandidaten erwogen, rechtliche Mittel einzulegen. Trotz der Vertagung hat Hoffmann bis heute seine Kandidatur aufrechterhalten.
Hoffmann nahm am Freitagabend am traditionellen Herrenessen des Fördervereins Freunde des Kölnischen Stadtmuseums im Historischen Rathaus teil. Und das, obwohl Thomas Müller, Mitglied des Vorstands der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums, das Auswahlverfahren vor gut einem Monat als intransparent bezeichnet hatte. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Hoffmann als „sehr gute Besetzung“ bezeichnet hatte, ließ das Thema Neubesetzung des Direktorenpostens in ihrer Rede beim Herrenessen außen vor.
Turadj Zarinfar, Vorsitzender des Fördervereins, bezeichnete es hingegen als „nicht redlich“, wenn er sich dazu nicht äußern würde. Die Freunde des Kölnischen Stadtmuseums seien nicht in den Auswahlprozess eingebunden gewesen, hätten aber eine Verantwortung, dass eine Entscheidung „zum Wohle der Stadt“ getroffen werde. „Wir hoffen daher auf ein neues, transparentes Auswahlverfahren“, appellierte Zarinfar an die Oberbürgermeisterin und die Ratsmitglieder.
Henriette Reker will Zeughaus als zweiten Standort erhalten
Die Oberbürgermeisterin konzentrierte sich in ihrer Rede vor allem darauf, gesellschaftliches Engagement als einen Eckpfeiler der Demokratie zu loben und vor Antidemokraten zu warnen. Dann kündigte sie überraschend an, dass das Zeughaus als bisheriger Standort des Stadtmuseums weitergenutzt werden soll. „Das Zeughaus soll in die Entwicklung des Stadtmuseums in der ‚Historischen Mitte‘ einbezogen werden“, sagte Reker.
Vorstellbar sei ein zweiter Standort, der vom Stadtmuseum kuratiert werde. „Wir hätten dann ein Museum über einen einzigen Standort hinaus“, so Reker. Ihr sei sehr an der Sichtbarkeit der Stadtgeschichte gelegen. Die Pläne müssten noch vertieft werden, um sie dann der Politik zur Entscheidung vorzulegen.
Kölner Stadtmuseum: Leitung seit mehr als einem Jahr vakant
Die Leitung des Stadtmuseums ist seit mehr als einem Jahr vakant: Aus gesundheitlichen Gründen zog sich Mario Kramp von dem Posten im Juni 2022 zurück. Doch erst im Mai dieses Jahres hatte die Verwaltung sich auf eine Kandidatin geeinigt und sagte ihr vorbehaltlich der Zustimmung des Hauptausschusses zu. Doch wenig später sagte sie wieder ab, weil der Verwaltung plötzlich mehrere Medien-Artikel aufgefallen waren, in der der problematische Umgang der Kandidatin in ihrem damaligen Job mit öffentlichen Geldern thematisiert wurden. Allerdings kam die Personalie anders als bei Hoffmann nie auf die Tagesordnung des Hauptausschusses.
Das KSM ist seit Jahren gebeutelt: Zunächst musste es das sanierungsfällige Zeughaus nach vielen Jahrzehnten verlassen, doch das umgebaute Modehaus Sauer als Interimsheimat wird mit mehr als drei Jahren Verspätung erst am 2. Dezember eröffnet. Langfristig soll das KSM in einen Neubau am Roncalliplatz ziehen, der Rat soll in den nächsten Monaten über den Bau der sogenannten „Historischen Mitte“ entscheiden.