GastronomieEtliche Lokale in der Kölner Südstadt geschlossen
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Köln-Südstadt – Acht Jahre lang war es geschlossen, bis es vor einem Jahr wiedereröffnet wurde: das traditionsreiche Gasthaus Schmitze Lang auf der Severinstraße. Seit rund drei Monaten hat das Schmitze Lang seine Türen allerdings wieder verschlossen. Nichts deutet auf eine Wiedereröffnung hin, etwas Konkretes weiß niemand. Weder telefonisch noch per E-Mail ist der Inhaber zu erreichen. Eine Mitteilung an die Anwohner, wie sonst oft üblich, wurde ebenfalls nicht ausgehängt.
Anwohner Michael Horschel ist darüber enttäuscht. Er bedauert, dass es nicht mehr viele urige Kneipen gibt, in denen er noch kölsche Kost serviert bekommt. Überhaupt sei er von der Entwicklung in der Severinstraße enttäuscht: „Früher hat man hier alles bekommen, was man für das alltägliche Leben benötigte. Heute reihen sich hier lauter Döner- und Sushi-Läden aneinander.“
Gastronomen klagen über zu hohe Mieten
Nicht wenige Gastronomen klagen auch über zu hohe Mieten. Das Problem sieht jedenfalls eine Mitarbeiterin eines italienischen Restaurants auf der Severinstraße. Eigentlich, sagt sie, müssten die Gastronomen die Preise ihrer Gerichte deutlich erhöhen, um den hohen Mieten gerecht zu werden. „Wir halten uns aber zurück, um den Anwohnern nicht auf die Füße zu fallen.“
Sie hält es für ungerecht, dass Konzerne wie Rewe genauso viel an Steuern und an Miete zahlen müssten wie die selbstständigen Betriebe in der Straße: „Dagegen können wir uns kaum behaupten“. Nicht umsonst stünden einige Ladenlokale leer. Eine junge Mutter, die auf der Severinstraße ihre Einkäufe erledigt, bestätigt den Eindruck: Im Severinsviertel habe in letzter Zeit viel zugemacht, und an Stelle der früheren Kneipen und Restaurants seien eher „Ramschläden“ eröffnet worden, die kurze Zeit später wieder Pleite gingen.
Ein paar hundert Meter weiter: An der Ecke der Bonner Straße/Teutoburger Straße wirkt es fast wie ausgestorben, denn alle drei Ecklokale sind geschlossen. Domino's Pizza benachrichtigt seine Kunden mit einem Plakat: Man mache eine Pause. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ antwortet eine Mitarbeiterin der Pressestelle des Franchise-Systems, sie seien zuversichtlich, was die mittelfristige Wiedereröffnung des Stores auf der Bonner Straße angehe. Konkreter wird es nicht.
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Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich eine stillgelegte Spielhalle hinter rostigen Gittern. „Zu vermieten" klebt auf gelbem Grund an den Fensterscheiben. Niemand weiß, was mit der Lokalität geschieht, von der Gewerbeimmobiliengesellschaft Larbig und Mortag antwortet niemand auf Nachfrage der Zeitung.
Eine gute Nachricht für die Anwohner ist allerdings, dass der Irish Pub James Joyce, der seit Anfang des Sommers seine Türen verschlossen hielt, wieder eröffnet. Nach einer Rundumrenovierung, so der Inhaber, gehe es am Samstag, 11. November, wieder los – passend zum Sessionsstart. Noch sind die Fenster mit Kreppband abgeklebt, an den Außentafeln steht: „Opening soon“. Danach sieht es bei dem Lokal Tripse Bock an der Ecke Bonner Straße/Bonner Wall nicht aus. Hier machen die Inhaber seit rund vier Monaten „Betriebsferien“. Auf der Facebook-Seite des Lokals werden die regulären Öffnungszeiten angegeben, man erreicht allerdings niemanden.
Monika Koop, Inhaberin eines Blumenladens auf der Bonner Straße, findet, seit die kleinen Fachgeschäfte aus Altersgünden schließen mussten, sei die Bonner Straße nicht mehr gut besucht. Zudem gebe es in der Gegend zu viele Supermärkte, da könne man sich als kleines, selbstständiges Unternehmen nur schwer halten. „Die Stadt hat versucht, dagegen vorzugehen und hat sowohl die U-Bahnstation Bonner Wall eröffnet als auch die Bürgersteige vergrößert“, so Koop. Aber irgendwas sei bei der Planung wohl schiefgelaufen. „Vielleicht wurde zu wenig Geld investiert."
Die Bonner Straße ist breit und könnte gut als Bummelzone genutzt werden, wenn sich das Angebot an der Nachfrage orientieren würde. „Was fehlt, ist eine richtige kölsche Kneipe und gutes Essen“, so Koop. Das Urige sei verloren gegangen. In einem sind sich die meisten Gastronomen und Händler einig, wie eine Umfrage in vielen Geschäften sowohl in der Severinstraße als auch in der Bonner Straße ergibt: Die hohen Mietpreise sind für viele Gastronomen ein ernst zu nehmendes Problem.