Die Innenstadt war proppenvoll, es herrschte Chaos auf den Straßen. Wie Kölner und Touristen das erlebten und meisterten – eine Reportage.
Chaos in der Kölner InnenstadtVerkehr bricht wegen großen Andrangs zeitweise komplett zusammen
Die Tage rund um den dritten Advent gehörten bis zum ersten Corona-Jahr zu den besucherstärksten der Vorweihnachtszeit – im Jahr 2020 gab es überhaupt keine Weihnachtsmärkte, im vergangenen Jahr liefen sie nur mit Einschränkungen und auch der große Andrang auf die Geschäfte blieb aus. In diesem Winter ist die Normalität ganz offensichtlich zurückgekehrt.
Bei winterlichen Temperaturen nutzten am Samstag Zehntausende die Gelegenheit für den Besuch eines der zahlreichen Weihnachtsmärkte zwischen Hauptbahnhof und Rudolfplatz, den Einkauf von Geschenken oder zum Besuch der touristischen Attraktionen. Einschränkungen ergaben sich durch den Ansturm auf die größte Stadt in Nordrhein-Westfalen sowie umgekehrt auf dem Weg wieder heraus. Den dringenden Appell seitens der Stadt, nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, beherzigten längst nicht alle Menschen.
Kölner Innenstadt: Massive Staubildung und Behinderungen
So kam es trotz ausreichend vorhandener Park-and-Ride-Anlagen sowie empfohlener Ausweichparkhäuser außerhalb zu teils massiven Staubildungen und Behinderungen auf den Straßen der City. Selbst in Nebenstraßen wie der Lungengasse am Neumarkt brach der Verkehr zeitweise völlig zusammen. Autofahrer blockierten die Straße, weil sie sich in die Einfahrten der Parkhäuser stellten, aber nicht hineinfahren konnten, da diese vollständig gefüllt waren.
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Auch zahlreiche Touristen aus dem nahe gelegenen Ausland wie Belgien und den Niederlanden hatten sich am Samstag auf den Weg nach Köln gemacht – viele davon in Gruppen mit Reisebussen, viele aber auch mit privaten Pkw.
„Verkehrskadetten“ halfen in der Kölner Innenstadt
Den vom städtischen Verkehrsdezernat vorab erwarteten Andrang wollte man am Samstag unter anderem mit eigens eingesetzten „Verkehrskadetten“ in geordnete Bahnen lenken.
Die Männer und Frauen in den Warnwesten der Stadt hatten zwischen dem Vor- und dem Nachmittag alle Hände voll zu tun – gegen Mittag etwa gab es auf der Straße Unter Goldschmied aufgrund dicht an dicht gereihter Fahrzeuge mit gelben Autokennzeichen kaum Platz für einen Straßenseitenwechsel. Wer die logistische Herausforderung gemeistert hatte, konnte sich ins Gedrängel stürzen. Zahlreiche Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) – wie die der Linie 1 – fielen aus.
Ehepaar aus Zündorf entgeht „dem größten Gewimmel“
Zwei, die den Besuch in der Innenstadt mit guter Vorausplanung und bestens gelaunt angingen, waren Daniela und Thomas Salzmann. Voll bepackt mit Weihnachtseinkäufen für ihre drei Kinder war das Ehepaar aus Zündorf gegen 14.30 Uhr schon wieder auf dem Weg nach Hause. „Wir sind bereits um zehn Uhr hier gewesen, da war noch nicht alles so voll“, sagte der 46-Jährige.
„Jetzt haben wir schon alles erledigt und sind vor dem größten Gewimmel wieder weg“, ergänzte seine Frau. Die beiden wirkten entspannt, es habe ihnen „großen Spaß gemacht, sich nach Corona mal wieder fast wie früher“ ins Getümmel zu begeben. Vor der Abreise gönnten sie sich am Roncalliplatz noch einen Glühwein.
Belgische Reisegruppe begeistert von Kölner Weihnachtsmärkten
Davon kosteten am Samstag auch Lidia Van de Ven und ihre 47 Reisebegleiterinnen und -begleiter aus Belgien. Um sieben Uhr morgens sei die Gruppe in Brüssel in den Bus gestiegen.
„Das haben wir früher schon gern gemacht, jetzt geht es endlich wieder“, sagte die 25-Jährige. „In Deutschland gibt es viel mehr und schönere Weihnachtsmärkte als bei uns – wir wollen heute mindestens fünf davon besuchen“, kündigte Van de Ven am Süßigkeitenstand am Neumarkt an.
Großes Familientreffen mitten im Getümmel
Die direkten Verbindungen zwischen den Märkten entlang der Geschäftszentren wie Hohe Straße und die Parallelrouten waren stark frequentiert, überall roch es nach kulinarischen Verlockungen. Musik, bunte Dekorationen und ein langsames Vorankommen zu Fuß erzeugten bei winterlichen Temperaturen die klassische Atmosphäre eines adventlichen Shopping-Ausflugs in die City. Die genossen an der Torburg am Rudolfplatz auch Dennis Köhler und seine Verwandtschaft aus Vingst.
„Vielleicht wären wir nicht unbedingt heute gekommen, es war aber der am besten passende Termin für unser vorweihnachtliches Familientreffen“, sagte der gebürtige Kölner, der mit Frau und Kindern aus dem Westerwald angereist war, um seine Heimatstadt zu besuchen. 13 Familienmitglieder aus drei Generationen der Köhlers genossen Lumumba und Kinderpunsch.