- Die Elternbeiträge dürften viele abgeschreckt haben.
- Außerdem gelang es der Schule nicht, zu vermitteln, dass auch nicht italienisch-stämmige Kinder willkommen sind.
Innenstadt – Die schmucken Gebäude am Gladbacher Wall im Agnesviertel, die einst Post und Bahn zum Verladen nutzten, waren über Jahrzehnte die Adresse für ein ambitioniertes Bildungsangebot für italienisch-stämmige Kölner und Interessenten an einem italienisch-deutschen Angebot. Nun stehen die beiden Schulen vor dem Aus.
Zwar hat ein neuer Träger die Gebäude und die Schulen übernommen und zugesichert, weiter zweisprachige deutsch-italienische Angebote zu machen. Doch dass es wirklich weiter geht, scheint zur Zeit keiner zu glauben. Die italienischen Schulen dürften auslaufen. Ihnen fehlen die Schüler. Der alte Träger, die Paderborner „Stiftung Bildung und Handwerk“, hat aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. „Es gibt Grenzen, wenn man jedes Jahr etwas drauflegen muss“, sagt Stiftungsvorstand Peter Gödde.
Günstigere Alternativen
Es gibt, an der Europaschule in Zollstock etwa, kostenfreie Alternativen. Die Elternbeiträge dürften viele abgeschreckt haben. Hinzu kam eine miserable Öffentlichkeitsarbeit der Schule, der es nicht gelang, zu vermitteln, dass auch nicht italienisch-stämmige Kinder willkommen sind. Vor allem die Gesamtschule „Francesco Petrarca“, die seit 2004 hier arbeitet, hätte davon profitieren können, dass jedes Schuljahr Hunderte Kinder an städtischen Gesamtschulen abgelehnt werden.
Dass auch am „Instituto Italia Svevo“ die Zahlen zurückgingen, mag Ausdruck fortschreitender Integration sein. Ein Schulabschluss als Befähigung zum Hochschulbesuch in Italien, wie ihn diese Oberschule anbot, war offenbar nur noch für wenige aus der dritten Generation der Einwanderer aus Italien interessant. Das „Instituto Italo Svevo“ war die einzige Schule in Deutschland, die sich seit 1997 als Auslandsangebot des italienischen Bildungssystems verstand.
Der neue Träger „Bilingo“ sagt zu, dass alle alten Schüler in Ruhe ihre Schullaufbahn beenden können. Das war in den vergangenen Wochen so nicht klar. Eltern von Zwölftklässlern hatten nach Informationsgesprächen mit der neuen Schulleitung Alarm geschlagen; Die Möglichkeit, Abitur zu machen, stünde in Frage, weil sich der weitere Betrieb der Oberstufe nicht lohnen würde. Die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde sorgte offenbar für den nötigen Gegendruck. Die wenigen noch verbliebenen Schüler der Klasse 12 sollen im nächsten Schuljahr ihr Abitur machen können.
Neuer Träger setzt auf Englisch
Der weitere Betrieb der italienischen Schule ist nicht das Hauptziel von Bilingo. Dem neuen Träger geht es darum, ein anderes Bildungsangebot aufzubauen. Statt Italienisch wird Englisch die Hauptsprache des bilingualen Angebots. Statt überschaubaren Förderbeiträgen in den alten Schulen muss in Zukunft für das neue Angebot ein hohes Schulgeld bezahlt werden.
Viel mehr als kurzfristige Zusagen kann es für die alten Schüler vom neuen Träger nicht geben, schließlich muss er ohne staatliche Zuschüsse wirtschaftlich arbeiten. Ein Gespräch mit dem italienischen Konsul steht noch an. Doch die Hoffnung auf Hilfe vom italienischen Staat ist vage. Das hat auch bei den alten Trägern selten geklappt.
„Wir haben uns immer gefragt, wie die das Angebot weiter finanzieren wollen“, sagt die Mutter eines Gesamtschul-Schülers. Vor allem in den letzten Jahren sei es „richtig schlimm und chaotisch“ gewesen. Die Schulen waren und sind abhängig von den Beiträgen der Eltern. Und deren Zahlungsmoral war, wie es aus mehreren Quellen heißt, teilweise äußerst schwach ausgeprägt. Das wird ein privatwirtschaftlicher Träger nicht hinnehmen können.
Die städtische Schulverwaltung hätte das Gebäude gerne genutzt, wie Schuldezernentin Agnes Klein sagt. Schließlich suche man händeringend nach neuen Schulstandorten. Doch leider hat ihr das Gebäude, das sich in einem sehr guten Zustand befindet, keiner angeboten. Der Trägerwechsel vollzog sich im Stillen.