Köln – „Es fühlt sich fast an wie früher“, sagt Maria Fuchs als sie Arm in Arm mit Phil Herbst über die Hohe Straße schlendert. Es ist sonnig an diesem Samstagmittag und die 2G-Regelung im Einzelhandel gilt ab diesem Tag nicht mehr. Einen Tag zuvor fegte noch der Sturm Zeynep durch die Stadt, auch deshalb glaubt die 20-Jährige, sei trotzdem nicht viel los in der Stadt. Nachmittags füllte sich die Stadt immer mehr, lange Schlangen warteten vor dem Imbissbuden auf der Hohe Straße, nur wenige trugen Maske.
Die Beiden sind froh, dass die Beschränkungen weg sind. „Ich habe mir schon immer zwei Mal überlegt, ob ich aus Dellbrück jetzt in die Innenstadt fahren soll. Die ganzen Kontrollen waren echt nervig“, sagt Fuchs. Bergisch Gladbach habe das beispielsweise besser gelöst, da gab es Bändchen, die man in jedem Laden vorzeigen konnte. Extra wegen der wegfallenden Beschränkungen seien sie aber nicht in die Stadt gekommen. „Wir wussten das gar nicht, ist ja auch nicht mehr leicht noch mitzukommen bei den Regelungen“, sagt Herbst.
Schwacher Umsatz im Winter ohnehin erwartet
Auch in manchen Geschäften funktioniert die Umstellung nicht reibungslos. „Meine Kollegin auf der Ehrenstraße hat zumindest heute Morgen auch noch den Einlass kontrolliert“, sagt Janina Klick. Sie ist Storemanagerin des Levi’s-Ladens auf der Hohe Straße. „Dort haben sie nicht so viel Platz und so kann sie aufpassen, dass die Abstände noch eingehalten werden.“
Bei ihr im Geschäft sei dies kein Problem, auch wenn dutzende Kunden auf einmal in den Laden kommen, wäre noch genug Platz, um Abstand zu halten. „Durch die Maske und den Abstand fühlt man sich dann auch sicher“, sagt Klick. Dass die 2G-Regelung nicht mehr gilt, findet sie gut. Doch den schwächeren Umsatz der letzten Monaten möchte sie nicht nur auf die Beschränkungen schieben. „Das sind auch die Monate. Außer im Dezember läuft es im Winter meistens schlechter als sonst.“
2G-Kontrollen jetzt nur noch sporadisch
Bei Villeroy & Boch auf der Breite Straße waren die 2G-Regelungen auch spürbar. Der Umsatz sei teilweise um die Hälfte zusammengebrochen, sagt Filialleiterin Andrea Meyer. Die letzten Monate stand bei ihr immer ein Kontrolleur an der Tür – das bedeutet mehr Personalkosten bei weniger Kunden. Vom einen auf den anderen Tag brauche sie keinen Security-Mann mehr.
Jetzt kontrolliere sie nur noch sporadisch. „Wir sind von der Zentrale angehalten worden, ein paar Mal täglich stichprobenartig zu schauen. Das machen wir auch und bisher waren bei die Dokumente da.“ Manchmal müsse sie lachen, wenn Kunde schon mit gezückten Ausweisen in den Laden treten. „Ich kann diese Vorsicht verstehen, aber manches ist echt übertrieben. Wen sich jeder ein bisschen daran hält, Maske trägt und Abstand hält, dann ist doch alles gut.“
Sorge um Gastronomie bleibt
So sieht das auch Dirk Heisterbach aus Bornheim. Seine Frau Stephanie ist medizinische Fachkraft und habe ihm das mehrfach auch so gesagt. „Ich bin geboostert, bin Asthmatiker und mache mir keine Sorgen“, sagt er. „Es ist schön für den Einzelhandel, dass endlich mal wieder kleine Schritte in die Normalität gemacht werden.“
Seiner Meinung nach fehlt jetzt nur noch die Gastronomie. Zwei seiner Freunde haben eigene Gastro-Betriebe. „Die haben wahnsinnige Verluste gemacht während Corona. Ich freue mich echt darauf, wenn alles wieder ohne Kontrollen geht. Ich glaube nicht, dass sich deshalb noch jemand impfen lässt – das sieht man ja auch an den Zahlen.“