Im Juni zieht die Zentralbibliothek in ihr Interim. Die Anwohnenden befürchten eine endgültige Verwahrlosung des Platzes.
Crack-Konsum„Noch schlimmer geworden“: Anwohner beklagen Zustände am Josef-Haubrich-Hof
Crack-Süchtige am Ebertplatz, Neumarkt, Appellhofplatz, Wiener Platz – über die zunehmende Drogenproblematik in Köln ist in den vergangenen Wochen und Monaten viel berichtet worden. Die Situation verschärft sich auch abseits der großen Plätze – zum Beispiel auf dem Josef-Haubrich-Hof, unweit des Neumarkts. Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch das „Haus der Architektur“ (hdak) machen sich Sorgen, wie es am Haubrich-Hof weitergehen soll; vor allem, wenn die Zentralbibliothek Ende Juni endgültig in ihr Interim auf der Hohe Straße zieht.
„Im Vergleich zu letztem Jahr ist es noch schlimmer geworden“, berichtet Guido Köhler, Sprecher der IG Neumarkt. „Auf dem Haubrich-Hof halten sich oft große Gruppen von 40 bis 50 Personen auf, die ganz offen Crack konsumieren.“ Die Anwohnenden kontaktierten drei- bis viermal täglich Polizei und Ordnungsamt. Diese bemühten sich auch und seien schnell vor Ort – doch sobald sie wieder weg seien, kämen die Konsumenten zurück. „Der Ordnungsdienst arbeitet eng mit den sozialen Hilfestellen und der Polizei zusammen, um Angsträume zu bekämpfen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern“, heißt es dazu von der Stadt.
Zentralbibliothek zieht im Juni ins Interim auf der Hohe Straße
Laut Christian Wendling, der gemeinsam mit Dörte Gatermann seit kurzem den neuen Vorstand des hdak bildet, wirkt sich die aktuelle Situation auch auf die Passanten am Haubrich-Hof aus. „Wir bekommen von unseren Besuchern und von denen der Zentralbibliothek gespiegelt, dass sie teils Angst davor haben, wie die abhängigen Menschen reagieren. Crack kann sehr aggressiv machen.“ Sobald die Zentralbibliothek im Zuge der Sanierungsarbeiten schließt, fürchte man, dass der „Durchgangsverkehr der breiten Stadtgesellschaft“ wegbricht. Und der Haubrich-Hof endgültig zu einem verlorenen Ort wird.
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Beim hdak sei man bereit, die eigene Präsenz vor Ort zu verstärken, um dem entgegenzuwirken. „Wir wollen unsere Themen in die Stadtgesellschaft tragen und sehen uns auch als Anwohner in der Mitverantwortung“, so Wendling. Nachdem die Mitgliederversammlung vergangenes Jahr schon kurz davor war, den charakteristischen weißen Kubus des hdak auf dem Haubrich-Hof abreißen zu lassen, will man nun stattdessen den Kubus stärken.
Stadt Köln bemüht sich nur mäßig um den Haubrich-Hof
Dabei sollte eigentlich auch die Stadt Köln helfen – dazu gibt es einen Beschluss aus dem Kulturausschuss aus dem August 2023. Darin ist festgehalten, dass die Verwaltung eine Perspektive eröffnen soll, „wie der Erhalt und die Bespielung des weißen Kubus während der Zeit der Sanierung der Zentralbibliothek sichergestellt werden kann“. Auf Anfrage erklärt die Stadt, dass das hdak mit der Kulturverwaltung Kontakt hinsichtlich des weiteren Betriebs des Kubus aufgenommen habe. „Neben den Fragen zur künftigen Finanzierung müssen perspektivisch auch weitere genehmigungsrechtliche Fragestellungen mit weiteren Teilen der Verwaltung geklärt werden“, heißt es.
Ein verstärkter Einsatz für den Haubrich-Hof klingt anders. Und auch die Akteure berichten zurückhaltend vom Engagement der Stadt an der Stelle. „Wir haben vor einem Jahr unser Konzept für den Haubrich-Hof vorgelegt, darauf haben wir bis heute keine Reaktion erhalten“, sagt Guido Köhler. Man habe vor genau so einer Situation, wie es sie aktuell gibt, gewarnt. Das Konzept sah eine Nutzung des Kubus auch durch die freie Szene sowie eine engere Anbindung an den Neumarkt vor. „Wir stehen nach wie vor bereit und wollen den Platz beleben“, so Köhler. „Die Stadt muss es nur koordinieren, wie am Neumarkt vergangenes Jahr. Der gelbe Würfel dort könnte der weiße Kubus am Haubrich-Hof werden.“
Die Stadt verweist derweil darauf, dass die Stadtbibliothek in der Volkshochschule auch in ihrer Interimszeit den „Sprachraum“ im Erdgeschoss betreiben werde. Christian Wendling vom hdak plädiert aber für eine „konzertierte Aktion“: „Ein Akteur kann den Platz nicht heilen. Zusammen können wir das aber schon.“
Das Haus der Architektur veranstaltet am Dienstag, 21. Mai, von 19 bis 20 Uhr im Rahmen der Reihe „Eine Stunde Baukultur“ einen Abend zum Thema: „Wohin steuert der Josef-Haubrich-Hof?“ Die Veranstaltung findet im weißen Kubus auf dem Josef-Haubrich-Hof statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.