Köln – Private Investoren wollen das aktuell leerstehende ehemalige Expo-XXI-Gebäude in der Innenstadt in eine Multifunktionshalle für 6000 Zuschauer umwandeln. Auf dem Gelände am Gladbacher Wall im Agnesviertel war bis zum Sommer das Schauspiel Köln untergebracht. Künftig sollen dort vor allem Konzerte sowie Kultur- und Sportveranstaltungen stattfinden. Der Eigentümer Summit Real Estate Azure und der Immobilienverwalter Drestate Services (beide aus Berlin) sowie der Kölner Konzertveranstalter und Live-Music-Hall-Chef Micki Pick wollen dafür eigens eine neue Betreiberfirma gründen.
„In Köln fehlt eine Halle mit einer Kapazität zwischen 4000 und 8000 Zuschauern“, sagt Pick. Die Lanxess-Arena in Deutz fasst als größte Halle in der Stadt bis zu 18 000 Besucher, bei Sperrung des Oberrangs sind es bis zu 8000. Die zweitgrößte Halle ist das Palladium in Mülheim, in dem 4000 Zuschauer Platz finden. „Wegen dieser Lücke weichen viele Veranstalter auf die Mitsubishi-Electric-Halle in Düsseldorf aus“, so Pick. Ein Interesse an einem vergleichbaren Angebot in Köln sei „deutlich“ vorhanden.
Mit dem Konzept treten die Privatinvestoren in direkte Konkurrenz zu den Kölner Sportstätten. Deren Chef Hans Rütten hatte in der vergangenen Woche angekündigt, das Radstadion im Sportpark Müngersdorf durch eine Multifunktionshalle für bis zu 8000 Zuschauer ersetzen zu wollen. Die geschätzten Kosten würden bei rund 30 Millionen Euro liegen. Rütten hatte zudem die Idee ins Spiel gebracht, die Basketballer der Rhein-Stars nach Müngersdorf zu holen. Doch auch das Investoren-Team um Micki Pick hat erste Gespräch mit Klub-Geschäftsführer Stephan Baeck geführt. „Wir versuchen, alle Möglichkeiten auszuloten, und wenn eine Halle in der Innenstadt zur Verfügung stehen würde, wäre das natürlich interessant für uns“, sagt Baeck. „Wir wollen nun herausfinden, ob der Gladbacher Wall geeignet ist.“ Sollte das Expo-Gebäude zu einer Halle für 6000 Zuschauer umgebaut werden, dürften die Pläne der Sportstätten wohl auf dem Prüfstand stehen.
Wir versuchen, alle Möglichkeiten auszuloten, und wenn eine Halle in der Innenstadt zur Verfügung stehen würde, wäre das natürlich interessant für uns.
Das wird kein Spaziergang, den man einfach mal genehmigt.
Das Mietverhältnis zwischen den städtischen Bühnen und dem Eigentümer der Veranstaltungshalle Expo XXI wird möglicherweise vom Rechnungsprüfungsamt untersucht. Der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses, CDU-Ratsherr Helmut Jung, will aufgrund eines Berichtes des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über ungeklärte Zusatzkosten eine interne Prüfung vorschlagen. Die Bühnen hatten die Expo XXI vom 1. Juni 2010 bis zum 19. August 2013 als Ersatzspielstätte für das Theater gemietet. Anstatt der vereinbarten Gesamtmiete in Höhe von rund sieben Millionen Euro seien den Bühnen aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen jedoch 9,4 Millionen Euro Kosten entstanden, hieß es in einer Mitteilung der Kulturverwaltung. (adm)
Das Expo-Gelände im Agnesviertel umfasst insgesamt eine Fläche von 18 000 Quadratmetern, der große Saal verfügt über 4050 Quadratmeter. „Wenn wir diesen entsprechend umbauen, passen dort problemlos 6000 Menschen hinein“, sagt Micki Pick. Die Idee bestehe darin, ein Kulturzentrum zu errichten. In diesem könnten außer der Mehrzweckhalle auch eine Gastronomie, Künstlerateliers sowie ein Kino oder ein Theater Platz finden. Der Standort sei ideal, da er mitten in der Stadt liegt und es aufgrund der Nähe zum Bahndamm keine direkten Nachbarn gibt. Auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wäre dank der U-Bahn-Station Ebertplatz und der S-Bahn-Haltestelle Hansaring bereits vorhanden. „Wir verfügen außerdem über ein Parkhaus und Parkplätze für rund 500 Fahrzeuge“, sagt Boaz Rosen, Geschäftsführer des Immobilienverwalters Drestate Services.
Bislang verfügt das Unternehmen noch nicht über Erfahrungen mit Veranstaltungshallen. „Wir haben deshalb Micki Pick als Experten dazu geholt“, sagt Rosen. Seine Firma werde sich um die Verwaltung und Instandhaltung des Gebäudes kümmern, Pick soll die Veranstaltungen an den Gladbacher Wall holen. Rosen, der im kommenden Jahr eröffnen möchte, hofft auf Unterstützung der Stadt.
„Es liegt zwar noch kein Antrag vor, aber die Absicht wurde uns gegenüber bekundet“, sagt der stellvertretende Leiter des Bauaufsichtsamtes, Lothar Buntenbroich. Nach der Antragstellung müssten Themen wie Brand- und Schallschutz, Verkehr und die Umnutzung des Grundstücks geprüft werden. „Es wird sich eine Verwaltungsmeinung bilden müssen, ob an dieser Stelle überhaupt eine Multifunktionshalle gewollt ist.“ Auch seine Kollegin Anne Luise Müller weist darauf hin, dass das Areal für eine solche Art der Großnutzung nicht ausgelegt sei. „Das wird kein Spaziergang, den man einfach mal genehmigt“, sagt die Leiterin des Stadtplanungsamtes.