Der Kölner Stadtrat hat am Donnerstagabend über eine einschneidende Umgestaltung der Domumgebung beraten.
Der Roncalliplatz wird sein Gesicht verändern, ein neues Museum soll gebaut werden.
Historische Mitte – Neubau Stadtmuseum und Kurienhaus
Der Roncalliplatz gilt als das Herz der Stadt, was vor allem auf die übermächtige Präsenz des Doms zurückzuführen ist. Nur selten entsteht an diesem Ort ein Neubau – und dann auch noch unmittelbar neben der Kathedrale. Mit dem Beschluss des Stadtrates am Donnerstag rückt das große Bauprojekt – zu dem ein neues Kurienhaus und Stadtmuseum gehören – in greifbare Nähe. „Hier entsteht ein neues Stück Stadt“, so die Grünen-Fraktionschefin Kirsten Jahn in der Ratssitzung.
Im nächsten Schritt müsste Architekt Volker Staab seinen Entwurf mit der Stadt und der Hohen Domkirche weiter ausarbeiten. 2020 soll die Planung soweit vollendet sein, dass eine präzisere Kalkulation der Baukosten möglich wäre. Erst danach kann der Stadtrat den eigentlichen Bau der Historischen Mitte beschließen. Sollte der Zeitplan eingehalten werden, könnte das neue Stadtmuseum 2027 oder 2028 eröffnen. Die Neubauten sollen einer ersten Berechnung zufolge insgesamt 143,8 Millionen Euro kosten – 115 Millionen muss die Stadt übernehmen, während sich die Hohe Domkirche mit 27,5 Millionen Euro beteiligt. Hinzu kommen der Architektenwettbewerb und die daraus resultierenden Planungen, die bereits eine Million Euro gekostet haben. Weitere 250.000 Euro haben Stadt und Hohe Domkirche zur Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft vorgesehen. Dieses Konstrukt soll sicherstellen, dass beide das Großbauprojekt gemeinschaftlich umsetzen können.
Die neu zu gründende Gesellschaft wird personell sowohl mit Mitarbeitern der Hohen Domkirche als auch mit Mitarbeitern der städtischen Gebäudewirtschaft besetzt. Auf Seiten der Verwaltung soll dafür eine zusätzliche Stelle geschaffen werden. Die Ratsfraktionen und auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker halten die Gebäudewirtschaft mit ihren Aufgaben im Schulbau für zu überlastet, um ein weiteres Großprojekt alleine stemmen zu können. So entstand in Absprache mit Dompropst Gerd Bachner die Idee zu einer gemeinsamen Gesellschaft.
Der Entwurf für die zwei im Sockel verbundenen Gebäude der Historischen Mitte stammt von Volker Staab. Unmittelbar nachdem er im Herbst 2016 den international besetzten Architektenwettbewerb gewann, hagelte es Kritik, die sich vor allem auf die als belanglos empfundene Fassade bezog.
Staab und sein Team haben den Entwurf inzwischen überarbeitet. Die neue Fassade wirkt lamellenartig und soll unterschiedlich stark lichtdurchlässig sein. Die Haupteingänge des neuen Stadtmuseums, des Kurienhauses und des Römisch-Germanischen-Museums (RGM), das vollständig saniert wird, sollen am Roncalliplatz auf einer leicht zurückgebauten kleineren Fläche liegen. An dieser Stelle ist ein Café geplant.
Von oben böte sich ein Blick auf die römische Hafenstraße, die auf der unteren Ebene in einen Lichthof eingelassen würde. Am Kurt-Hackenberg-Platz würde ein zweiter Eingang entstehen, von dem aus die Besucher direkt auf die römische Straße sowie über eine Treppe zum unterirdisch gelegenen römischen Hafentor gelangen würden. Auch hier wäre ein Zugang zum RGM möglich.
Die Räume im neuen Stadtmuseum wären über alle Etagen hinweg ineinander verschachtelt, um möglichst viele verschiedene Flächen zu erhalten, die flexibel für Ausstellungen nutzbar wären. Im Erdgeschoss soll eine kleinere Version des Stadtmodells aus dem Rathaus aufgestellt werden.
Laurenz-Carré
Der Südseite des Roncalliplatzes steht eine spürbare Veränderung bevor. Das Areal zwischen den Straßen Am Hof und Unter Goldschmied sowie dem Laurenzplatz gehört seit August 2017 der Düsseldorfer Gerch-Group. Der Investor will den Gebäudebestand – abgesehen vom denkmalgeschützten Senats-Hotel – abreißen lassen. Stattdessen soll dort das sogenannte Laurenz-Carré entstehen. Die Gerch-Group will Büros, Wohnungen und ein weiteres Hotel bauen. Die Stadt will bei dieser Gelegenheit zudem ihr in die Jahre gekommenes Kundenzentrum am Laurenzplatz erneuern. Der Blick auf den Dom muss freibleiben.
Ein Architektenwettbewerb für das Areal, das der WDR früher zum Teil nutzte, läuft zurzeit. Mitte März stellten die sechs beteiligten Architektenbüros ihre Zwischenentwürfe vor, am kommenden Dienstag präsentieren sie die finalen Pläne, so dass die Jury einen Sieger küren kann. Der Stadtrat hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, auf dem Gelände eine Markthalle unterzubringen.
Der Roncalliplatz im Wandel
Der Roncalliplatz ist knapp 6000 Quadratmeter groß und erhielt seinen heutigen Namen im Jahre 1971 beim damaligen Umbau der Domumgebung. Namensgeber war der 1963 gestorbene Papst Johannes XXIII., der mit bürgerlichem Namen Angelo Giuseppe Roncalli hieß. Zuvor durchlief die Fläche südlich des Doms mehrere Namensänderungen. Ab 1. Januar 1813 war es der Place Charlemagne, ab 1815 der Kaiser-Karls-Platz und danach der Domhof. Im Mittelalter fanden dort gerichtlich verfügte Zweikämpfe statt. Der Domhof war im 18. und 19. Jahrhundert ein Marktplatz, auf dem sich Verkaufsstände befanden. Das Dom-Hotel prägt den Roncalliplatz bereits seit 1857. Damals wurde das erste Hôtel du Dôme eröffnet, dem 1886 nach einem Teil-Einsturz des Gebäudes das zweite folgte. Zwischen 1890 und 1893 wurde das dritte Dom-Hotel gebaut, das während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört und danach wiederaufgebaut wurde. 1952 wurde es wiedereröffnet. Das Kurienhaus, das jetzt abgerissen werden soll, entstand erst 1972. Das benachbarte Römisch-Germanische-Museum eröffnete 1974. (att)
Die Architekten werden für den Wettbewerb zunächst keine konkreten Häuser entwerfen. Es geht vielmehr darum zu zeigen, welche Arten von Gebäuden auf dem 6300 Quadratmeter großen Gelände entstehen könnten. Das denkmalgeschützte Senats-Hotel soll auch weiterhin geöffnet bleiben, jedoch in enger Abstimmung mit Stadtkonservator Thomas Werner an moderne Anforderungen angepasst werden. So sind die Zimmer im Vergleich zu anderen Betrieben zu klein und auch die Haustechnik entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand.
Die Gerch-Group will insgesamt 250 Millionen Euro investieren und verfolgt einen ehrgeizigen Zeitplan. Nach Möglichkeit sollen die Bauarbeiten bereits im kommenden Jahr beginnen – bis 2021 soll alles fertig sein.
Dom-Hotel
Das Dom-Hotel am Roncalliplatz bietet einen einmaligen Blick auf die gegenüberliegende Kathedrale. Gäste konnten diesen jedoch seit 2013 nicht mehr genießen, da die ehemalige Luxusherberge in allerbester Lage seitdem leersteht. Der Eigentümer – die Bayerische Versicherungskammer aus München – ist mit der Sanierung der Immobilie mehrfach gescheitert.
Zuletzt stellte sich heraus, dass die Bausubstanz des während des Zweiten Weltkriegs stark zerstörten und in den 1950er Jahren wieder aufgebauten Hotels völlig marode ist. Der Wiederaufbau zwischen 1947 und 1952 erfolgte schnell und mit den damals vorhandenen Ressourcen. Die Bauarbeiter fischten damals für die Träger den Stahl der zerstörten Brücken aus dem Rhein und bauten sie ein. Deshalb wird das Haus nun bis auf die Hauptfassade und das historische Treppenhaus abgerissen und neu gebaut. Dabei soll auch ein Flachdach aus Glas aufgesetzt werden. Eine Baufirma hat das Gebäude bereits entkernt. Noch im Mai soll der Abbruch beginnen. Wie lange es dauern wird, bis der zukünftige Betreiber, die Kölner Althoff-Gruppe, das Dom-Hotel als Haus der Fünf-Sterne-Plus-Kategorie wiedereröffnen kann, ist zurzeit noch unklar.
In den vergangenen Wochen entbrannte eine Diskussion darüber, ob das Dom-Hotel eine Zufahrt für Autos auf dem Roncalliplatz erhält oder nicht. Der Haupteingang soll nach dem Neubau in der Mitte des Gebäudes auf dem Platz liegen. Die Stadt hat allerdings die Zufahrt von Fahrzeugen auf der Domplatte stark eingeschränkt, weil das Befahren die Granitplatten beschädigt. Der Austausch defekter Steine kostet die Stadt pro Jahr 300.000 Euro. Der Investor argumentiert hingegen, dass eine Autozufahrt bei einem Luxushotel selbstverständlich sei. Eine Entscheidung steht noch aus.