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Café als KunstraumKölner Café vereint professionell kuratierte Ausstellungen und Gastronomie

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Kuratorin Carla Hartmann und Künstler Stefan Nicolas Vollmer begutachten ihre Ausstellung.

Kuratorin Carla Hartmann und Künstler Stefan Nicolas Vollmer begutachten ihre Ausstellung.

Das Café im Bauturm auf der Aachener Straße in Köln bietet Künstlerinnen und Künstlern Werkpräsentationen ohne Aufschlag.

Kunstausstellungen in Cafés haben im Zuge des Genusses von Apfeltarte mit Latte macchiato plus Lektüre der Tageszeitung nicht selten einen phantomartigen Beigeschmack – man nimmt sie nicht wahr. Das liegt nicht nur an den Konsumgewohnheiten der Gäste, sondern auch an der Auswahl sowie den Werk-Präsentationen, die als Deko vom Raum assimiliert werden.

Die Künstler werden zudem mit Wandmieten und/oder Verkaufsprovisionen an die Gastronomiebetreiber konfrontiert. Dabei bietet sich das Café per se als klassischer Kunstraum an, gilt es doch zugleich als Stätte der Feinsinnigkeit und Ort der Begegnung.

Café im Bauturm: Kunst im Fokus

Die Vereinbarkeit von unmittelbarem Konsum und künstlerischer Nachhaltigkeit demonstriert das Café im Bauturm. Quartalsweise stellen hier Schaffende aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie sowie Mixed-Media aus. Für die professionelle Betreuung leistet sich die Einrichtung eine professionelle Kuratorin. Carla Harter ist dabei für die Auswahl der Arbeiten, deren Platzierung und die Werbemaßnahmen verantwortlich.

Dazu gehört auch die Organisation einer Vernissage. „Bei uns zahlt kein Künstler etwas. Alle Erlöse aus den Verkäufen gehen an die Urheber“, stellt Harter klar. Die Texterin einer Werbeagentur ist seit mehr als sechs Jahren zusätzlich im Bauturm tätig und arbeitete zuvor in der Betriebsleitung des Hauses. Als studierte Sozialarbeiterin unterstützte sie Menschen in verschiedensten Lebenslagen. Als Kuratorin versteht sich die gebürtige Hessin als Begleiterin, die den Schöpfungen ihrer Künstler einen Rahmen gibt.

Ich achte darauf, was ins Café passt. Es darf nicht monoton sein, aber auch Sex- oder Gewaltdarstellungen sind keine Option.
Carla Harter

Trotz vieler Freiheiten sind der Kuratorin Grenzen auferlegt. Da die Adresse täglich von Gästen aller Altersklassen besucht wird, verbieten sich extreme Abbildungen. „Ich achte schon darauf, was ins Café passt. Es darf nicht zu monoton sein, aber auch Sex- oder Gewaltdarstellungen sind keine Option. Es gilt zudem das gesamte Ambiente des Raumes im Blick zu behalten. Das muss passen“, so Harter, die mit der aktuellen Werkschau „ohne Titel“ von Stefan Nicolas Vollmer ihre 17. Ausstellung betreut.

Als größte Herausforderung sieht die Künstlerische Leiterin das Ausfüllen der Wand-Flächen. Weder dürfe eine Reizüberflutung entstehen, noch die Reduktion zur Unsichtbarkeit der Werke führen. Vom Konzept des Hauses zeigt sich Vollmer angetan: „Ich war gegenüber Ausstellungen in Cafés immer skeptisch. Aber hier ist es anders. Ich erfahre von den Gästen und vom Personal Wertschätzung für meine Arbeiten und freue mich, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt der hauptberufliche Architekt. Mehr als 100 Exponate aus verschiedenen Sparten gewähren noch bis März Einblicke in die Biografie des Kölners.


Café im Bauturm, Aachener Straße 24, 50674 Köln, ganztägig geöffnet, www.cafe-bauturm.de/veranstaltungen/