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KVB verstärkt SicherheitspersonalJunge Männer schlagen Reinigungskraft am Kölner Ebertplatz zusammen

Lesezeit 4 Minuten
Polizisten durchsuchen mutmaßliche Drogendealer am Ebertplatz

Polizeirazzia gegen Drogendealer in der Unterführung am Ebertplatz Anfang Januar

Das 61 Jahre alte Opfer kam verletzt ins Krankenhaus. Die KVB setzt neuerdings externe Security-Kräfte auf dem Ebertplatz ein.

Streits und körperliche Übergriffe auf dem Ebertplatz sind fast an der Tagesordnung, meistens tragen die Dealer der dortigen Drogenszene sie untereinander aus. Selten kommen Unbeteiligte zu Schaden. Kürzlich aber hat es den Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens getroffen. Wie erst jetzt bekannt wurde, wollte der 61 Jahre alte Mann vier Tage vor Weihnachten die Unterführung reinigen, jenen Bereich, von dem die Rolltreppen zur U-Bahn abgehen.

Unmittelbar vor dem Kiosk sei er gegen 19 Uhr mit drei jungen Männern aneinander geraten, alle zwischen 20 und 30 Jahren, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage bestätigte. Laut Strafanzeige soll der 61-Jährige sie gebeten haben, Platz zu machen, weil er putzen wollte. Wie es heißt, könnte der Mann bei seiner Arbeit auch versehentlich ein Depot von Marihuana-Dealern entdeckt haben, die ihre Drogen für gewöhnlich unter den Handläufen von Rolltreppen verstecken, hinter Bilderrahmen an den gekachelten Wänden oder in Ritzen und Spalten an Auf- und Abgängen.

Köln: Täter nach Angriff auf Reinigungskraft am Ebertplatz flüchtig

Die drei Angreifer schlugen auf den 61-Jährigen ein und verletzten ihn so schwer, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Den dreien gelang die Flucht, sie sind bis heute nicht gefasst. Ob es sich bei ihnen tatsächlich um Dealer handelte, ist ungewiss, die Polizei hält dies aber für gut möglich. „Harmlose Touristen waren es jedenfalls nicht“, sagt ein Beamter.

Das Opfer arbeitet für ein Reinigungsunternehmen, das im Auftrag der Kölner Verkehrsbetriebe unterwegs ist. Auf dem Ebertplatz finde unter anderem dreimal täglich eine grobe Bodenreinigung statt, eine davon nachts, erklärt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Der Angriff auf den 61-Jährigen sei der KVB-Leitstelle nicht gemeldet worden, „daher können wir dazu konkret nichts sagen“, sagt Pesch. Aber natürlich sei es „sehr bedauerlich“, wenn Mitarbeitende dort zu Schaden kämen.

Polizisten und Streifenwagen stehen vor der Unterführung am Ebertplatz.

Die Unterführung am Ebertplatz ist nahezu täglich Schauplatz von Polizeikontrollen.

Erst vor wenigen Monaten hatte die KVB ihren Bus- und Bahnfahrerinnen und -fahrern in einem internen Rundschreiben nahegelegt, möglichst nicht mehr die Toiletten am Ebertplatz aufzusuchen, sondern lieber an andere Haltestellen auszuweichen. Der Grund: Viele Fahrerinnen und Fahrer, sagt Pesch, empfänden „wie vermutlich viele Passanten und Fahrgäste auch die durch die Drogenszene geprägte Atmosphäre am Ebertplatz oft als bedrohlich“.

Um die Sicherheit für die Fahrgäste und das eigene Personal zu erhöhen, hat die KVB ihre Präsenz am Ebertplatz nun verstärkt. Seit dem 27. Dezember seien Tag und Nacht vier Einsatzkräfte eines externen Sicherheitsdienstleisters sowie eine der KVB vor Ort – dies übrigens auch am Neumarkt, der in Teilen ähnlich wie der Ebertlatz von der Drogenszene geprägt wird. „Auf diese Weise wollen wir an den beiden Haltestellen die Sicherheit für die Menschen, die sich dort bewegen, verstärken und unseren Beitrag leisten, um die Probleme dort zu entschärfen“, sagt Pesch. „Das kann allerdings nicht allein unsere Aufgabe sein.“ Auch Ordnungsamt und Polizei sind an beiden Brennpunkten täglich im Einsatz.

Köln: Geschlossener Ticketschalter könnte neue Anlaufstelle für Sicherheitskräfte werden

Außerdem soll der seit Juli 2021 geschlossene Ticketschalter der KVB in der Unterführung am Ebertplatz, gleich neben dem Kiosk, möglicherweise bald wieder genutzt werden – allerdings nicht zum Fahrscheinverkauf, sondern als auch nach außen sichtbare Anlaufstelle für den Sicherheitsdienst und das KVB-Serviceteam.

Florian Weber, Ratsmitglied und Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Innenstadt-Nord, sagt dazu: „Die Situation an der Haltestelle ist unhaltbar. Versetzen wir uns in die Augen der vielen hundert Kinder, die die Haltestelle als Schulweg nutzen. Sie werden unweigerlich in die aggressiven Auseinandersetzungen unter Dealern oder die Razzien der Polizei hineingezogen. Viele Eltern sind in großer Sorge. Stadt und KVB müssen dringend für sichere Schulwege sorgen. An den Haltestellen, indem die KVB konsequent ihr Hausrecht durchsetzt.“

Der Angriff auf den Mitarbeiter der Reinigungsfirma zeigt: Trotz der Wiederbelebung des Platzes seit 2018 bleiben Probleme. Damals hatte der Stadtrat nach einem tödlichen Streit im Jahr zuvor Geld freigegeben, um den Ebertplatz lebendiger und sicherer zu machen. Mit dem Geld wurde unter anderem der defekte Brunnen saniert, Künstler haben die kaputten Rolltreppen umgestaltet, ein Gastro-Container wurde aufgebaut und es gab viele Veranstaltungen. Es ging zumindest ein Stück weit vorwärts nach vielen Jahren. Erste Diskussionen für einen Umbau des Platzes aus den 1970er-Jahren hatte es schon zur Jahrtausendwende gegeben, später nahm Albert Speer 2008 den Ebertplatz in den Masterplan Innenstadt auf.

Anfang 2024 hatte die Verwaltung mitgeteilt, dass der Ebertplatz dauerhaft bespielt werden soll – unabhängig davon, für welche Umbauvariante sich der Rat Ende 2025 entscheidet. Zur Wahl stehen drei Optionen. Erstens: ein Komplettumbau inklusive der Anhebung des tiefergelegten Platzes. Zweitens: den Bestand inklusive der relativ dunklen Fußgängerunterführung auf der Westseite zu erhalten. Und drittens: ein Teilumbau, der die Stärken betont und die Schwächen ausbessert. Bis Ende 2025 erarbeitet ein Planungsteam die Vor- und Nachteile, erst nach dem Ratsbeschluss beginnen die konkreten Planungen für eine Variante.