Köln – In einer Hand hält er einen Bischofsstab, in der anderen ein Weihrauchgefäß, seine Mitra hat die Form ein Penisspitze, und vorn auf dem Gewand prangt in Großbuchstaben: „Das Kernproblem der katholischen Kirche“. Unter diesem Motto hat am Dienstag vor dem Dom eine dreitägige Protestkundgebung begonnen, die sich gegen die Art und Weise richtet, wie die katholische Kirche mit dem Skandal um sexuellen Missbrauch in ihre Reihen umgeht. Zu der Aktion aufgerufen hat die religions- und kirchenkritische Giordano-Bruno-Stiftung, unterstützt von neun Betroffenenorganisationen, darunter der Verein „Eckiger Tisch“, die Betroffeneninitiatve kirchlicher Missbrauch Süddeutschland und die Selbsthilfe Missbrauch Münster.
Protest in Köln, „weil hier gerade die Luft brennt“
Anlass der Kundgebung ist die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die wegen der Corona-Pandemie digital stattfindet. Köln als Ort des Protests habe man ausgewählt, „weil hier gerade die Luft brennt“, sagte Versammlungsleiter David Farago mit Blick darauf, dass in der Debatte um die Aufarbeitung von Missbrauch die Leitung des Kölner Erzbistums um Kardinal Rainer Woelki besonders scharf kritisiert wird. Die Giordano-Bruno-Stiftung und die unterstützenden Organisationen fordern unter anderem, dass eine neutrale Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission eingesetzt wird, die die Aufarbeitung des Missbrauchskandals in der katholischen Kirche begleitet, und dass die Opfer von Missbrauchsverbrechen und deren Vertuschung angemessen entschädigt werden. Alle Forderungen finden sich in der Online-Petition auf der Plattform „we act!“, die der „Eckige Tisch“ parallel zu der Protestaktion gestartet hat.
Kritik an katholischer Sexualmoral
Die von Jacques Tilly gestaltete Plastik mit dem Titel „Eichelbischof“, die am Rosenmontag auf einem Karnevalswagen durch Düsseldorf gefahren ist, symbolisiert nach den Worten der Veranstalter „die negativen Auswirkungen der kirchlichen Sexualmoral im Allgemeinen und der männlichen Dominanz in der katholischen Kirche im Besonderen“. Tilly selber sagt zu seinem satirischen Werk: „Es zeigt, dass die katholische Kirche mit Sexualität ein riesiges Problem hat – der Zölibat und die sexuelle Deformierung, die damit verbunden ist, dass die katholische Kirche Homosexuelle noch immer nicht akzeptiert hat, dass Frauen nicht ordiniert werden können und Missbrauchsfälle immer noch vertuscht werden – alles ist in diesem Bild untergebracht.“
Ergänzt wird die Skulptur durch die Kunstinstallation „Die lange Bank des Missbrauchsskandals“, die schon während der vergangenen beiden Bischofskonferenzen zu sehen war, in Mainz und Fulda. Sie nimmt Bezug auf eine Äußerung von Bischof Josef Ackermann, dem Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche in Deutschland, der 2013 zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals sagte: „Wir schieben nichts auf die lange Bank.“