AboAbonnieren

Entscheidung fällt wohl im MaiMarode Kölner Zentralbibliothek – Diese Fragen sind noch zu klären

Lesezeit 4 Minuten
Die Kölner Zentalbibliothek in der Nähe des Neumarkts vor dunklen Wolken.

Die Kölner Zentalbibliothek in der Nähe des Neumarkts ist marode. Die Politik streitet, ob sie saniert oder neu gebaut wird.

Die Modernisierung der Bibliothek ist schon bis ins Detail geplant. Entscheidet sich die Politik doch für einen Neubau, wäre jahrelange Arbeit umsonst.

Die Entscheidung, ob die Kölner Zentralbibliothek saniert oder doch neu gebaut wird, fällt der Stadtrat nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erst im Mai und nicht wie bislang geplant im März. Demnach sind noch zu viele Fragen zu klären, unter anderem, welche Variante wirtschaftlicher und weniger riskant ist und was in einem Neubau konzeptionell möglich wäre.

Wie zu erfahren war, verhandelt die Stadt bereits sehr konkret mit einem Generalunternehmer, der sich um die Modernisierung kümmern könnte. Einen Auftrag gibt es allerdings noch nicht, darüber müssen die Politiker im Stadtrat im Mai entscheiden. Sie sollen als Grundlage für ihren Beschluss vorab erfahren, was eine Sanierung kosten würde und wie teuer ein Abriss und Neubau im Vergleich wäre.

Förderverein setzt sich für Sanierung der Zentralbibliothek ein

Am Dienstag hatte sich der Förderverein der Zentralbibliothek für die seit Jahren geplante Sanierung eingesetzt und die Politik kritisiert. In einem offenen Brief sprach der Verein davon, dass der Stadtrat „einen völlig undefinierten neuen Abgrund“ aufmache. Die CDU spricht sich wie die FDP für den Neubau aus, die Christdemokraten können sich sogar einen neuen Standort vorstellen. Grüne und SPD wollen abwarten, die Linken wollen die Sanierung.

Die Visualisierung zeigt die neugestalteten Innenräume der Kölner Zentralbibliothek.

Modernisierung der Zentralbibliothek: So könnten Kaffeebereich und Dachterasse einmal aussehen.

Doch seit der Stadtrat 2018 den Baubeschluss zur Sanierung getroffen hat, haben sich die Verhältnisse verändert – vor allem, weil es mittlerweile ein Interim auf der Hohe Straße gibt, das 2024 öffnen soll. Eigentlich sollte die Sanierung ja im laufenden Betrieb ablaufen. Davon hat sich die Stadt zwischenzeitlich verabschiedet, aktuell lässt der Besitzer das Geschäftshaus umbauen, es steht rund 800 Meter vom Neumarkt entfernt.

Das Interim kostet viel Geld, der erste grundsätzliche Entwurf des Vertrags mit dem Besitzer sah rund 15 Millionen Euro Miete für fünf Jahre vor und rund 29 Millionen Euro für zehn Jahre. Es ist Geld, das beim Beschluss des Rates 2018 nicht vorgesehen war. Damals war die geplante Sanierung mit 59 Millionen Euro und einer Fertigstellung im Herbst 2024 die attraktivste Variante für die Politik: Sie dauerte am kürzesten und kostete am wenigsten. Einen Neubau am Neumarkt veranschlagte die Stadt damals mit 146 Millionen Euro.

Sanierungskosten werden bisher auf 81 Millionen Euro geschätzt

Von all diesen Zahlen und Terminen ist nichts mehr übrig, obwohl sie seinerzeit die Grundlage für die Entscheidung der Politiker waren. Aktuell steht die Sanierungsvariante bei rund 81 Millionen Euro, 2026 soll sie beendet sein. Es steht zu erwarten, dass dieser Betrag bei weitem nicht ausreichen wird, da die Kostenprognose bereits fast zwei Jahre alt ist. Die generell gestiegenen Baukosten als Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sind darin also nicht enthalten.

Das Bild zeigt ein Geschäftshaus in der Hohe Straße und viele Passanten.

Interimsheimat: In diesem Haus auf der Hohe Straße soll die Bibliothek 2024 eröffnen.

Ein Statikgutachten hat dem Vernehmen nach ergeben, dass die Zentralbibliothek zwar sanierungsbedürftig, aber erhaltungsfähig sei. Untersucht worden sind demnach auch Risse im Keller des Gebäudes. Sie gefährden die Statik nicht. Die Stadt hat aber darauf verzichtet, diese Schäden gegenüber der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Gleichwohl sollen sie in der Sanierungsplanung bereits berücksichtigt worden sein.

Bei Abriss wäre jahrzehntelange Planung hinfällig

Wie die Modernisierung der Bibliothek ablaufen soll, ist bereits bis ins kleinste Detail geplant. Dazu gehören auch die aufwendigen Entwürfe für das Innenleben, das dem modernsten Anspruch an eine Bibliothek entsprechen würde. Sollte sich die Politik nun doch noch für einen Abriss entscheiden, wäre die jahrelange Planung hinfällig. Das Projekt müsste noch einmal ganz von vorne beginnen.

Interessant in der Frage Abbruch oder Neubau wäre theoretisch auch ein möglicher Denkmalschutz. Beispielsweise hat die Stadtverwaltung das Römisch-Germanische Museum (RGM) 2017 als Denkmal ausgewiesen, bevor die Pläne für die benachbarte „Historische Mitte“ samt Stadtmuseum begonnen wurden. Stadtkonservator Thomas Werner wollte damals „klare Verhältnisse“ schaffen und das RGM schützen.

Bei der Zentralbibliothek von 1979 hat sich die Verwaltung gegen den Denkmalschutz ausgesprochen, 2012 konnte sie demnach keinen „eindeutigen Denkmalwert“ feststellen. Vor fünf Jahren teilte sie dazu mit: „Da das Objekt zwischenzeitlich Teilsanierungen erfahren hat und durch die weit fortgeschrittenen Planungen der Generalsanierung abzusehen ist, dass maßgebliche substanzielle und gestaltprägende Veränderungen erfolgen werden, die einer Einstufung als Denkmal nach dem Denkmalschutzgesetz entgegenstehen, ist eine Unterschutzstellung zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr beabsichtigt.“