Innenstadt – Herr Schulz, Sie leben im Agnesviertel und sind Begründer des neuen Modelabels „sechsiebenull“. Auf den T-Shirts, Turnbeuteln und Pullovern ist die Endung der Postleitzahl 50670 Ihres Veedels abgedruckt. Wie kam es zu der Idee?
Ich, mein Bruder und meine zwei Freunde, mit denen ich zusammen die Idee hatte, sind sehr verliebt in unser Viertel – und dem wollten wir Ausdruck verleihen.
Mit Viertel meinen wir die gesamte Neustadt-Nord in ihrer Vielfalt. Rund um den Hansaring ist es sehr international.
Im Agnesviertel wohnen viele Leute aus dem Medienbereich, da ist es mit den Altbauten etwas gehobener. Zwei Straßen weiter geht es mit Neubaugebieten los, wo viele Studenten wohnen. Dann gibt es eine große Künstlerszene mit kleinen Schneidereien, Siebdruckereien.
Sie schwärmen. Das klingt wirklich sehr verliebt!
Ja, das ist auch so. Ich und mein Bruder sind in Vogelsang aufgewachsen, das war zwar ein sehr idyllisches, aber eher ein isoliertes Viertel. Als wir dann 2011 ins Agnesviertel zogen, haben wir ganz schnell Kontakte geknüpft.
Für mich hat erst mit dem Umzug in dieses Viertel die Identifikation mit Köln stattgefunden. Was mich sehr berührt, ist, dass die Menschen einen sehr direkten und persönlichen Umgang miteinander pflegen.
Manchmal brauche ich eine Stunde für einen eigentlich sehr kurzen Weg durchs Viertel, weil ich überall Leuten in die Arme renne.
Größere Kollektion geplant
Geplant sind ja jetzt erstmal „670“-Turnbeutel, ein T-Shirt und ein Pulli. Soll die Kollektion irgendwann ausgeweitet werden?
Definitiv. Wir wollen jetzt erstmal vorfühlen, wie das im Viertel aufgenommen wird und wollen dann auch Kinderkleidung, Käppies und Frauen-T-Shirts mit ins Sortiment nehmen.
Auf einem Ihrer kleinen Turnbeutel steht neben der Postleitzahl auch noch folgender Spruch: „Dilerei ohne Erlaubnis von Dawid verboten“. Was hat es damit auf sich?
Dieser am Ebertplatz offenbar von einem Drogendealer gesprayte Spruch, den ich mitsamt der Rechtschreibfehler übernommen habe, hat uns im Agnesviertel sehr aufgeregt.
Der Spruch steht sinnbildlich für diesen Schandfleck von Platz, an dem dringend etwas passieren muss.
Der Ebertplatz ist so eine wichtige Achse und trotzdem so ein grauer trister Fleck. Jeder Versuch, die Katakomben zu beleben, ist bislang gescheitert. Leider!
Es gibt aber auch eine Anlaufstelle im Viertel: Da wir uns es nicht leisten können, die Mode in einer Boutique auszuhängen, verkauft der Getränkemarkt an der Feuerwache in der Balthasarstraße unsere Mode ab dem 18. März.
Auch für die Bewohner und Liebhaber anderer Veedel verkaufen Label Kleidung und Accessoires:
Ehrenfeld Apparel kleidet Ehrenfelder ein, designt aber auch Südstadt- und Nippes-Shirts.
Nippeser werden mit Kleidung und Accessoires mit „5000 Köln 60“-Kleidung (der alten Nippeser Postleitzahl) außerdem von Trois-Rois versorgt.