Eigentlich stand nach langer Suche die neue Direktorin des Kölnischen Stadtmuseums fest – bis jemand ihren Namen in eine Suchmaschine eingab.
Stadt vergisst Google-AbfrageDeshalb hat das Kölner Stadtmuseum keine neue Direktorin
Die Suche nach der neuen Leitung des Kölnischen Stadtmuseums (KSM) entwickelt sich zum peinlichen Prozedere. Ende Juni 2022 hatte die Stadtverwaltung offiziell mitgeteilt, dass der damalige Direktor Mario Kramp aus gesundheitlichen Gründen aufhört.
Kölnisches Stadtmuseum: Es war schon eine Kandidatin ausgewählt
Bis heute hat die Stadt offiziell keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger verkündet – obwohl nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sogar schon eine Kandidatin ausgewählt war und über den Vertrag verhandelt wurde. Nur der Hauptausschuss des Stadtrates hätte die Personalie noch bestätigen müssen.
Doch bevor es dazu in einer möglichen Sondersitzung am des Hauptausschusses am 15. Juni kam, zog die Stadt ihre Zusage gegenüber der Kandidatin zurück – weil zuvor keiner der Verantwortlichen eine einfache Google-Recherche durchgeführt hatte. Sie zeigt mehrere Artikel an, die Probleme der Kandidatin in ihrem aktuellen Job in Süddeutschland thematisieren. Es geht unter anderem um den Umgang mit öffentlichem Geld.
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Warum hat vor der Zusage niemand die Kandidatin gegoogelt?
Jetzt sucht die Verwaltung erneut nach einem Kramp-Nachfolger, im Herbst soll die ausgewählte Person laut Stadt den Job beginnen, mehr als ein Jahr nach dem Aus für Kramp. Aus dem Rathaus sind Sätze zu hören wie: „In dem Verfahren ist der Wurm drin.“ Oder: „Es gibt nur Verlierer.“ Wiederum ein anderer nennt das Verfahren „unprofessionell“ und fragt sich, warum niemand vor der Zusage mit dem Namen der Kandidatin im Internet gesucht hat.
Der Name der zumindest bis zuletzt designierten neuen Direktorin des Stadtmuseums ist dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bekannt, für ein Gespräch stand sie am Mittwoch nicht zur Verfügung. Die Verwaltung teilte dazu mit: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu vermeintlichen Kandidierenden aus Datenschutzgründen nicht äußern können.“
Besonders bitter für die Frau: Sie hat ihren Job schon gekündigt, einen Wechsel in eine andere Region öffentlich angekündigt. Daraus wird nun nichts – und deshalb fragen sich einige Leute, warum sie die Probleme nicht im Auswahlverfahren selbst thematisiert hat, um sie vorsorglich zu entkräften.
Nächster Rückschlag für das Museum
Für das Museum ist es der nächste von vielen Rückschlägen, nachdem ein Wasserschaden das Aus für die Dauerausstellung im denkmalgeschützten Zeughaus bedeutete. Vermutlich ab 2030 soll das Stadtmuseum am Roncalliplatz eine neue Heimat finden, wenn der Stadtrat voraussichtlich dieses Jahr noch die „Historische Mitte“ beschließt. Das gilt als sehr wahrscheinlich.
Bis dahin soll das Stadtmuseum im umgebauten früheren Modehaus Sauer unterkommen – doch bis heute hat es dort immer noch nicht geöffnet. Beim Ratsbeschluss Ende 2018 hatte die Stadtverwaltung die Eröffnung für 2020 geplant. Das hat nicht funktioniert – ebenso wie der erste Anlauf bei der Kramp-Nachfolge.
Stadt will keine neue Ausschreibung
Auf die Frage, wie es in dem Verfahren weitergeht, teilte die Stadt mit: „Die bisherigen Auswahlrunden haben in dieser Hinsicht überzeugende Kandidierende hervorgebracht, so dass wir keine erneute Ausschreibung planen.“ Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wählt die Stadt beziehungsweise Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) aus den beiden anderen Kandidaten aus, die sich im ersten Verfahren nicht durchsetzen konnten.
Kölnisches Stadtmuseum: Die Chronik zum Nachlesen
Wer davon auf dem zweiten und dem dritten Platz landete oder ob die Reihenfolge überhaupt dokumentiert wurde, war am Mittwoch nicht zu klären. Diese Frage dürfte aber eine Rolle spielen: In Rat und Verwaltung fragen sich manche, warum man nicht einfach den Zweiten oder die Zweite auf der Liste nimmt.
Welche Rolle spielt das Parteibuch?
Ein Thema ist auch das Parteibuch eines Kandidaten, der aktives Mitglied in einem Stadtbezirksverband der Kölner CDU ist, der Name ist der Redaktion bekannt. Dem Vernehmen nach soll sich die CDU für den Kandidaten starkmachen. Es geht dabei immer auch um die Frage: Sollte jemand wegen seines Parteibuchs Nachteile haben? Wo beginnt die politische Beeinflussung von Stellenbesetzungen? Auf Nachfrage sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau: „Das Auswahlverfahren ist nicht Aufgabe der Politik. Die Oberbürgermeisterin wird uns am Ende einen Vorschlag präsentieren.“
Zusätzlich zur Aufgabe, das Stadtmuseum zu leiten, hat die Stelle eine weitere Anforderung: Der Direktor oder die neue Direktorin soll den geplanten Verbund der historischen Museen entwickeln. Mit dem Begriff sind Stadtmuseum, Römisch-Germanisches Museum, Museum im Quartier („MiQua“) und NS-Dok gemeint.
Die Verwaltung teilte dazu mit: „Das anspruchsvolle Stellenprofil erfordert entsprechende Sorgfalt bei der Auswahl, gerade mit Blick auf die zukünftige Führungsrolle des KSM im Verbund der Historischen Museen.“ Demnach soll der Hauptausschuss die Personalie im Sommer beschließen. Im Sommer finden zwei reguläre Sitzungen statt: am 10. Juli und am 14. August. Auf die Frage, welche der Sitzungen mit dem Begriff Sommer gemeint ist, antwortete die Verwaltung: „Sommer.“