Die Stadt plant einen schmalen Brückenbogen für den Ausbau der Hohenzollernbrücke – Dombaumeister Füssenich fürchtet ein „zerstörtes Rheinpanorama“.
„Völlig ausgeschlossen“Dombaumeister lehnt Pläne für Erweiterung der Hohenzollernbrücke ab
Dombaumeister Peter Füssenich lehnt die bisherigen Pläne für die südliche Erweiterung der Hohenzollernbrücke am Dom ab, er fordert eine Orientierung am aktuellen Aussehen der denkmalgeschützten Rheinbrücke. Die bisherigen beiden Optionen der Verwaltung sehen jeweils einen schmalen Brückenbogen über die geplante neue Rad- und Fußwegbrücke vor.
Noch sind die Pläne aber nicht öffentlich, die Verwaltung will die Ideen in den nächsten Wochen präsentieren (wir berichteten). Dieser schlanke Brückenbogen würde sich von den drei nebeneinander stehenden Fachwerkbögenbrücken unterscheiden, deren Bögen deutlich breiter sind.
Füssenich: Hohenzollernbrücke gehört zu Köln wie der Dom selbst
Füssenich sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Hohenzollernbrücke gehört als eines der bedeutendsten Baudenkmäler zu Köln wie der Kölner Dom selbst. Dieses charakteristische Rheinpanorama mit Dom, Hohenzollernbrücke und Altstadt bildet das ikonische Bild von Köln. Und genau dieses Bild des Rheinpanoramas bleibt den meisten Menschen im Herzen, wenn sie an Köln denken. Aus meiner persönlichen Sicht ist es daher völlig ausgeschlossen, diesem ikonischen Ensemble einen Brückenbogen anderer Form vorzusetzen, der diese Ansicht des Rheinpanoramas zerstören wird.“ Der Dombaumeister kümmert sich hauptsächlich um den Erhalt des Doms.
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Die Hohenzollernbrücke verfügt heutzutage über sechs Bahngleise. Die erste Brücke wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen 1946 und 1948 wieder aufgebaut, in den Jahren 1956 bis 1959 und von 1986 bis 1987 wurde jeweils ein weiterer Fachwerkbogen hinzugefügt. Seit 5. August 1997 steht die 26,20 Meter breite und 409,19 Meter lange Brücke unter Denkmalschutz, sie gehört der Deutschen Bahn.
Füssenich sagte: „Aus den Erfahrungen mit Bauvorhaben in der Nähe der Welterbestätte Kölner Dom sind meiner Ansicht nach auch die Denkmalpflege und die Unesco einzubinden und eine Kulturverträglichkeitsprüfung durchzuführen.“ Demnach sind Baumaßnahmen einer von 14 Faktoren, die Welterbestätten wie den Dom gefährden. Die Unesco schreibt: „Sollte durch einen oder mehrere dieser Faktoren eine ernste und spezifische Gefahr für den Erhalt einer Welterbestätte entstehen, kann das Welterbekomitee diese auf die Liste des gefährdeten Erbes der Welt setzen.“ Der Dom stand schon mal auf der Liste wegen geplanter Hochhäuser in seiner Nähe.
Auf beiden Seiten der Hohenzollernbrücke schließt sich je ein Fuß- und Radweg an, um die sich die Stadt kümmert. Doch vor allem auf der Südseite kommt es oft zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radlern, deshalb soll es eine vierte, elf Meter breite Brücke mit deutlich mehr Raum geben. 2020 hatte der Rat die Planung beschlossen, eine erste Kostenschätzung lag bei 53,4 Millionen Euro. Eine Variante sieht eine kleine dreistufige Sitztreppe in der Mitte vor, die andere mehrere Sitzbänke. Welche Variante die Verwaltung favorisiert und der Politik als Lösung umschlägt, ist unklar.
Favorit der Verwaltung ist noch unklar
Der Ausbau im Norden soll im Gegensatz zur Variante im Süden auf den vorhandenen Brückenteilen aufsetzen, der Weg soll sich von 3,50 Metern auf 4,90 Metern ausdehnen – doch die Verwaltung plant offenbar, die beiden Erweiterungen getrennt voneinander umzusetzen.
Noch hat die Verwaltung der Politik ihre beiden Ideen für das neue Brückenbauwerk im Süden nicht vorgestellt, das sollte nach der Sommerpause passieren, ist bislang aber ausgeblieben. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegt eine interne Präsentation vor, in der die Verwaltung die beiden Optionen für die Brückenerweiterung vorstellt. Darin sind Bilder zu sehen, die Verwaltung will sie aber erst der Öffentlichkeit zeigen, wenn sie die Politik informiert hat. Deshalb hat sie ihre Zustimmung zur Veröffentlichung in dieser Zeitung verweigert, aus Gründen des Urheberschutzes wäre das aber nötig gewesen.
Braucht es die Erweiterung wirklich?
Füssenich fordert, dass Stadt und Politik überlegen sollen, ob es die Erweiterung tatsächlich braucht. Denn die Verwaltung treibt zeitgleich die Pläne für zwei reine Fuß- und Radwegbrücken auf Höhe der Bastei im Norden und auf Höhe des Ubierrings im Süden voran.
Füssenich sagte: „Falls es nach dieser Abwägung zu einer Erweiterung der Hohenzollernbrücke auf der Südseite kommen sollte, kann das aus meiner Sicht nur in dem Sinne geschehen, dass die Form der bisherigen eisernen Konstruktion übernommen wird. So wie das ja auch ganz vorbildlich bei der Erweiterung der Brücke für die S-Bahn-Gleise auf der Nordseite Mitte der 80er-Jahre geschehen ist, um dieses Gesamterscheinungsbild auch denkmalgerecht zu erhalten.“