60 Kölnerinnen und Kölner versammelten sich zur Demonstration auf dem Alter Markt. Sie hatten verschiedene Forderungen und riefen die Stadt Köln zum sofortigen Handeln auf.
„Existenzbedrohende Situation“Kölner Kindertagespflege in Not
Grundsätzlich sehen sich die meisten der rund 900 Frauen und Männer, die in Köln in der Kindertagespflege arbeiten, als Teil eines Erfolgsmodells. Denn spätestens seit der Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Platz in der Betreuung von Kindern im Alter von unter drei Jahren im Jahr 2015, konnte der bundesweit, aber auch in Köln immense Bedarf durch ihre Arbeit annähernd gedeckt werden.
Am Donnerstagmittag haben sich jedoch knapp 60 Kölner Tagesmütter und -väter auf dem Alter Markt vor dem Rathaus versammelt, um dort auf die aus ihrer Sicht inzwischen „existenzbedrohende Situation“ aufmerksam zu machen. „Wir fordern eine Soforthilfe in Höhe von zehn Prozent der Regelsätze rückwirkend zum 1. Oktober 2022 sowie künftig deren schrittweise Erhöhung und Anpassung“, sagte Tanja Hoffmann von der Interessengemeinschaft (IG) Riehler Tageseltern bei der Kundgebung.
Die Stadt Köln zum Handeln aufgefordert
Damit es nicht schon bald vielerorts in Köln heiße, „diese Kindertagespflege hat leider für immer geschlossen“, müsse die Stadt sofort handeln, forderte 48-Jährige, die seit 2012 als Tagesmutter arbeitet und im Juli die Betreuung von zwei Kindern aus Kostengründen aufgeben musste. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung, die ihr Anliegen mit zahlreichen Spruchbannern und bemalten Pappschildern unterstrichen und Passanten mit Redebeiträgen und Infozetteln auf sich aufmerksam machten, halten explodierende Preise für Energie, den allgemeinen Inflationsdruck und seit Jahren stagnierende Geldleistungen für die Ursachen ihrer schlechten Lage.
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„Das alles bedroht die Betreuung von rund 4000 Kölner Kindern im Alter zwischen zwölf Monaten und drei Jahren“, führte Tagesvater Bülent Erdogan von der IG Riehler Tageseltern aus, der gemeinsam mit Hoffmann die Demonstration angemeldet hatte. „Uns erreichen immer mehr Schilderungen von selbstständig tätigen Kölner Tageseltern über horrende Ausgabensteigerungen für Heizung und Strom“, sagte Erdogan. „Das geht in die Hunderte Euro pro Monat“ Tagespflegepersonen, die zu Hause betreuen, müssten alle Kostensteigerungen allein schultern, aber auch für Tageseltern in angemieteten Räumen schlügen sich zusätzliche Betriebsausgaben für Heizung und Strom nieder.
Das bisherige Bezahlsystem solle durch ein Stufenmodell ersetzt werden
Darüber hinaus sei eine Bezahlung in Höhe von 5,20 Euro pro Stunde und Kind - zusammengesetzt aus „leistungsgerechter Bezahlung“ und „Sachleistung“ - längst nicht mehr ausreichend: „Die Stadt Köln muss die Stagnation der Leistungsentgelte in der Kindertagespflege überwinden und vorgesehene Anhebungen an die reale Preisentwicklung anpassen“ sagte Hoffmann.
Das Plus von einem Prozent im Sommer 2022 sei vor dem Hintergrund der Rekordinflation völlig unzureichend. Ein Stufenmodell, das die unterschiedlichen Qualifikationen sowie Erfahrung durch Jahre im Job berücksichtige, müsse ebenfalls die derzeit ungerechte Gleichbezahlung ersetzen. Erfahrungen und ein Beispielmodell dazu könne sich die Stadt Köln etwa in Leichlingen suchen. Die kommunale Regelung der Stadt im Rheinisch-Bergischen Kreis sehe genau das bereits vor. Die Anliegen der Tageseltern unterstützte am Donnerstag vor Ort auch Jörg Detjen, der als Mitglied der Linken-Fraktion im Kölner Stadtrat sitzt.
Er bot sich bei der Kundgebung an, ein Gespräch von Vertreterinnen der Tageseltern und dem in Köln zuständigen Leiter des Dezernats für Jugend, Bildung und Sport, Robert Voigtsberger, zu vermitteln zu wollen. Das stieß auf breites Interesse bei den Demonstrierenden vor dem Rathaus und Tanja Hoffmann fasste zusammen: „Bilden, betreuen und erziehen sind die Leitlinien unserer Arbeit – es muss schnell etwas passieren, damit diese für die jüngsten Kinder in Köln weiter angemessen möglich ist.“