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Kölner Musiker BenjRose„Vor Covid hatte ich nie Probleme, Geld zu verdienen“

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Musiker BenjRose lebt und arbeitet in Köln.

Köln – Aus BenjRose sprudelt es im Interview nur so heraus. Kaum hat er sich auf einen der rot gepolsterten Stühle vor dem Café Kult in der Südstadt gesetzt, erzählt er schon davon, wie die Pandemie ihn und sein künstlerisches Schaffen verändert hat. „Ich bin ehrlich, für mich war das die beste Zeit meines Lebens“, sagt er. „Ich bin jetzt 38 und habe in den letzten zwei Jahren noch so viel dazugelernt.“ Auch seine Musik hat sich deutlich verändert – und ist viel persönlicher geworden.

Für die Musik das Privatleben aufgegeben

Mit seiner Rock-Band macht Benjamin Rose, wie BenjRose bürgerlich heißt, schon seit vielen Jahren Musik. Seit 2018 arbeitet er mit dem Kölner Musikmanager Dirk Diebels (Cat Ballou) zusammen, brachte sein erstes Album „Where Do We Go“ neu abgemischt noch einmal heraus. Die tägliche Arbeit von Rose bestand vor der Pandemie allerdings eher selten im Schreiben eigener Songs. Mehr als 200 Tage im Jahr war er mit einer erfolgreichen Coverband unterwegs, sang Lieder von Michael Jackson und Bruno Mars.

„Vor Covid hatte ich nie Probleme, Geld zu verdienen“, sagt Rose heute. Mit den zahlreichen Auftritten hatte der Sänger zwar ein stetiges Einkommen und sich einen gewissen Lebensstandard erarbeitet. Das hatte aber seinen Preis. „Ich war der Freund, der nie dabei war, auf keinem Geburtstag. Wenn du in der Kunst und Kultur arbeitest, gibst du immer etwas auf.“

In der Pandemie konzentrierte Rose sich auf eigene Songs

Es war ein schnelles Leben, das Benjamin Rose gefühlt hat, Musik machen am Fließband, so sagt er heute selbst. Doch dann kam die Pandemie – und von einem auf den anderen Tag war Schluss damit. Finanziell für Rose, wie für viele andere Künstlerinnen und Künstler, eine Katastrophe. „Ende 2020 habe ich gedacht: Du bist jetzt 36 Jahre alt und weißt ab nächstem März nicht mehr, wie du deine Miete bezahlen sollst. Das war ernüchternd. Und aufweckend.“

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BenjRose an der Haltestelle Chlodwigplatz, wo der auch das Musikvideo zu „What Matters Most“ drehte.

Er habe sich überlegt, was für ihn im Leben wirklich wichtig sei. Sein bereits vor der Pandemie geschriebener Song „What Matters Most“ gewann noch an Bedeutung. Neben der Covermusik sei oft nicht die Zeit und Energie für eigene Projekte da gewesen. Nun wollte Rose sich ganz auf seine eigenen Songs konzentrieren.

Vier Singles hat er in der Corona-Zeit bereits veröffentlicht, das Album soll gegen Ende des Jahres erscheinen. „What Matters Most“ wurde allein auf Spotify bereits fast eine Million mal gestreamt. Vor einigen Wochen erschien die neue Single „Figure It Out“. „Meine Musik ist jetzt viel erfolgreicher als vor der Pandemie“, so Rose.

Songtexte sehr viel persönlicher als früher

Das könnte auch daran liegen, dass die Texte des Sängers viel persönlicher geworden sind. „Ich habe sehr viel nachgedacht in den letzten drei Jahren, verarbeite in den Songs die Suche nach mir selbst oder auch das Ende meiner achtjährigen Beziehung. So etwas habe ich vorher nicht gemacht.“ Aus der Pandemie habe er viel mitgenommen. „Menschlich gesehen war das die beste Zeit meines Lebens. Ich war zum ersten Mal wirklich da, hatte Zeit für meine Familie, habe mir einen festen Freundeskreis aufgebaut.“

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Auch mit Themen wie Rassismus und Sexismus hat Rose sich eingehender beschäftigt, will auch in seiner Musik verstärkt auf Probleme aufmerksam machen. „Ich finde es total wichtig, dass wir nicht vergessen, wie herzoffen wir im ersten Lockdown waren. Und uns nicht nur für andere interessieren, wenn es uns selbst schlecht geht.“

Mit seiner Musik wolle Rose etwas bewegen. „Alle singen und rappen über Autos und Drogen. Ich habe keine Lust mehr, sinnlose Musik zu hören. Mir ist egal, wenn ich damit dann weniger erfolgreich bin.“

Tränen nach dem ersten großen Live-Auftritt

Mit dem Ende der Lockdowns begann für die Band BenjRose aber auch die Rückkehr auf die Bühne. Kürzlich spielten sie beim großen Schlossgrabenfest in Darmstadt. „Dann stehen auf einmal Tausende Leute vor dir, du guckst denen in die Augen und spürst, was du gerade kreierst. Da habe ich erst gemerkt, wie mir das in den letzten Jahren gefehlt hat. Ich habe mich wieder ganz gefühlt. Und hinter der Bühne erstmal angefangen zu heulen“, sagt Rose und lacht.

Durch seine neuen Songs bekomme er nun viel mehr Resonanz auf seine eigene Musik, nicht mehr nur auf Coversongs. Kommt jetzt also die Rückkehr zur Musik am Fließband, diesmal mit der eigenen Band? „Natürlich komme ich jetzt in größere Gleichgewichtsschwierigkeiten zwischen Privatleben und Bühne“, sagt Benjamin Rose. „Aber ich bin verändert – so wie vorher wird es nicht mehr werden.“