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Karl-Küpper-PreisKölner Musiker Rolly Brings für Zivilcourage ausgezeichnet

Lesezeit 4 Minuten
Rolly Brings wird mit dem Karl-Küpper-Preis ausgezeichnet und trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Köln ein. Im Hintergrund applaudieren OB Henriette Reker, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Bernhard Conin.

Rolly Brings wird mit dem Karl-Küpper-Preis ausgezeichnet. Mit dabei im Historischen Rathaus Bernhard Conin, OB Henriette Reker und Christoph Kuckelkorn (v.l. hinten).

Rolly Brings ist für sein herausragendes gesellschaftliches Engagement und seine Zivilcourage im Historischen Rathaus mit dem Karl-Küpper-Preis 2022 ausgezeichnet worden.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den Kölner Musiker und Autor Rolly Brings mit dem Karl-Küpper-Preis geehrt. Sie überreichte den Preis, der anlässlich des 50. Todestages des Karnevalisten Karl Küpper 2020 vom Festkomitee Kölner Karneval und dem Verein „Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums“ zusammen mit der Stadt Köln ins Leben gerufen worden war, bei einer Feierstunde in der Piazzetta des Historischen Rathauses.

Brings folgt als Preisträger auf die Aktivistin Carola Rackete. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.Zwei Sätze, die sehr viel erzählen über den Menschen Rolly Brings, fielen ganz am Ende der Preisverleihung. „Mit mir ist nicht gut Kirschen essen manchmal“, sagt er über sich mit Schalk im Nacken, „aber wenn es so läuft, wie ich das will, bin ich eher verträglich.“ Und sein Sohn Peter, Frontmann der Band Brings, sagt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Ich freue mich total für ihn, weil ihm dieser Preis so wichtig ist. Bei vielen anderen Dingen sind ihm die Reaktionen egal, etwa auf seine Musik oder wenn einem seine Meinung nicht gefällt. Aber dieser Preis… - erstaunlich, was der mit ihm macht.“

Eine Stimme, die uns berührt
OB Henriette Reker

Zuvor hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker Rolly Brings als „Stimme, die uns berührt“, bezeichnet: „Aus dir spricht Demokratie und Gerechtigkeit, für deinen Mut und deine Hartnäckigkeit erhältst du diesen Preis.“ Brings sei ein Frontmann der engagierten Zivilgesellschaft und ein toller Künstler obendrein: „Wer gestaltet sonst sein Musikprogramm bei einer Preisverleihung schon selbst – ich habe das noch nicht erlebt“, so Reker.

Alles zum Thema Henriette Reker

Die Laudatio hielt Werner Jung, langjähriger Leiter des NS-Dokumentationszentrums (NS-Dok) im ELDE-Haus, der neben Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, Bernhard Conin, der OB und einem Mitglied der Familie Küpper auch in der preisvergebenden Jury saß. Zu Beginn würdigte er die Rolle des Karnevals als Preisstifter: „Anders als früher stellt sich das Festkomitee seinen großen gesellschaftlichen Verpflichtungen.“

Karl Küpper sei der beste Redner seiner Zeit gewesen, seine Zivilcourage während und nach dem Dritten Reich vorbildlich. „Die Latte liegt also hoch, doch unser heutiger Preisträger erfüllt die Anforderungen auf wunderbare Weise. Küpper wird als unangepasst, widerborstig, kritisch, geradlinig, standhaft und aufrecht beschrieben – all das kann man auch über Rolly Brings sagen. Die beiden sind Seelenverwandte.“

Karl Küpper und Rolly Brings sind Seelenverwandte
Werner Jung in seiner Laudatio

In launiger Rede und mit einigen Anekdoten angereichert sprach Jung über Brings Leben als Seemann, Hilfsarbeiter, Maschinenschlosser bei Ford, Emmaus-Lumpensammler, Lehrer. Der „Rebell mit Beamtenstatus“ sei mehrfach an die Grenzen des Zumutbaren gegangen, sein Disput mit dem damaligen Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes in Teilen bis heute „nicht zitierfähig.“

„Lebenslänglich Heimweh“

Er führe zeitlebens einen Dialog mit der Stadtgeschichte, habe ein starkes Sendungsbewusstsein und „lebenslänglich Heimweh“. Die Muttersprache, präsent in seinen Liedern wie in seinen Publikationen, sei das verbindende Element der Familie. Dabei sei er immer Individualist geblieben, parteilos, gläubiger Katholik mit Hang zur Marienverehrung, nicht zur kirchlichen Obrigkeit. Ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen Neonazis, Rassismus und Ausgrenzung, ein Unterstützer des NS-Dok.

Rolly Brings bedankte sich kurz, freute sich, „dass meine Jungs Peter und Stephan das Feuer weitertragen“ etwa bei Arsch huh, und lobte auch OB Reker, mit der er selbstredend nicht immer einer Meinung sei, als preiswürdig: „Da Mädche hat Mut gezeigt“, und trotz eines Mordanschlags habe sie ihre demokratischen Aufgaben übernommen.

Rolly Brings mit seinen Söhnen Peter (l.) und Sephan (r.) in der Piazzetta des Historischen Rathauses.

Rolly Brings mit seinen Söhnen Peter (l.) und Sephan (r.) in der Piazzetta des Historischen Rathauses.

Aber Rolly Brings ist auch Geschichten-Erzähler. Das zeigen eindrucksvoll die Songs, mit denen er dann musikalisch Danke sagte. „Es et am rääne?“ ist eine Hommage an den großen Karl Küpper, aus dessen Mut zum Widerstand auch Rolly Brings seine Kraft zum Dagegenhalten zieht. „Wat söke uns Dräum?“ widmet er Menschen, die ihre Heimat verloren haben und auf der Flucht sind.

Die Mama hat die Moral in die Familie gebracht, der Papa die Liebe zur Musik
Rolly Brings

Und der ersten Küpper-Preisträgerin Carola Rackete, die mit ihrem Einsatz als Kapitänin der Sea-Watch 3 im Mittelmeer Leben rettet und Zeichen setzt. Er schwärmt von „Europa“ und zum Finale von „Leev Mamm“: „Mamm, maach dir kein Sorje, de Famillich es jot drop./ Mer han all ze esse un e Daach üvverm Kopp./ Wat du uns jeliehrt häs, jeit niemols vörbei:/ En Fridde ze levve, fründlich – un frei.“ Ein Lied, wie Rolly Brings erzählt, das er lebt: Seit dem viel zu frühen Tod der Mutter geht er jede Woche mindestens einmal zum Westfriedhof, um mit ihr zu reden, erzählt er mit Tränen in den Augen.

Kennengelernt hätten sich die Eltern im Blücherpark, beim Wechsel des Postsacks, zu dem der Zeppelin dort hinkam. „Die Mama hat die Moral in die Familie gebracht, der Papa die Liebe zur Musik.“ Minutenlange stehende Ovationen der rund 120 geladenen Gäste.