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„Hiobsbotschaft“Kölner Politik fordert Antworten von KVB-Vorstand – Dritte Fahrplankürzung gilt ab November

Lesezeit 4 Minuten
Die KVB dünnt den Fahrplan ab 16. November weiter aus.

Die KVB dünnt den Fahrplan ab 16. November weiter aus.

Nach erneuter Reduktion des KVB-Fahrplans steht der Vorstand zunehmend unter Druck. Er soll dem Verkehrsausschuss seinen Plan darlegen.

Der Vorstand der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) soll der Politik kommende Woche die erneuten Fahrplankürzungen erklären. KVB-Chefin Stefanie Haaks hatte am Donnerstag die nun dritte Reduzierung der Fahrleistung angekündigt. Sie soll ab 16. November gelten. Im Vergleich zu 2023 ist die Leistung damit um elf Prozent gesunken. Von Schadensbegrenzung und einer Fahrt auf Sicht hatte Haaks gesprochen und bereits selbst gesagt, die Verwaltung sei nicht erfreut gewesen. Jetzt kommt die Kritik auch aus der Politik: Auf Antrag der SPD findet in der kommenden Sitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag, 29. Oktober, eine Aktuelle Stunde zu dem Thema statt.

Nicht nur die „unzumutbare Betriebsqualität“, so die Worte der KVB-Chefin, steht unter Beschuss, auch der Umgang des Verkehrsdezernenten Ascan Egerer mit den schlechten Nachrichten. In einer Mitteilung an den Verkehrsausschuss schreibt er, die Verwaltung sei mit der Leistungsentwicklung der KVB nicht zufrieden, weil die Folgen sehr viele Fahrgäste beeinträchtigen. Dann fordert er: Die KVB soll die Chancen der Automatisierung und autonomer Systeme mehr in den Fokus stellen.

Lukas Lorenz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Es ist absurd, dass der Verkehrsdezernent für mögliche Lösungen auf autonome Stadtbahnen verweist und auf Automatisierung. Wann sollen die denn kommen, in zwei oder drei Jahrzehnten?“ Was es jetzt brauche, sei Unterstützung aus der Stadtgesellschaft und aus der Verwaltung – „damit unsere KVB wieder zuverlässig wird“. Die nun dritte Fahrplanreduzierung bezeichnet Lorenz als schmerzhaften, aber konsequenten Schritt. „Dabei sollten wir uns bewusst sein: Wir verzichten gerade einmal auf ein Prozent des gesamten KVB-Angebotes, stabilisieren damit aber hoffentlich den gesamten Fahrplan.“

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Verkehrsdezernent Ascan Egerer fordert von KVB mehr Fokus auf Automatisierung

Anders sieht das Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion: Er befürwortet eine intensivere Arbeit von KVB und Stadt an automatisierten Prozessen bis hin zu autonom fahrenden Bahnen. Beese fordert jedoch: „Der Personalvorstand der KVB sollte endlich einräumen, dass er mit seiner Aufgabe überfordert ist.“ Haaks' Ankündigung bezeichnete er als „Hiobsbotschaft“: „Was als Fahrplanstabilisierung bezeichnet wird, ist tatsächlich eine weitere Fahrplanausdünnung. Im Grunde werden die derzeitigen Ausfälle nur auf andere Linien verteilt. So sieht Resignation aus.“

Der Personalvorstand der KVB sollte endlich einräumen, dass er mit seiner Aufgabe überfordert ist
Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Stadtrat

Teresa De Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, sagt: „Versäumnisse aus der Vergangenheit, die nicht rechtzeitig behoben wurden, führen auch zu den aktuellen Problemen und stellen den Vorstand vor große Herausforderungen.“ Sie fordert mit Blick auf die Aktuelle Stunde: „Ich erwarte, dass der Vorstand und der Personalvorstand anwesend ist und der Politik Rede und Antwort steht.“ Stefanie Haaks ist kommende Woche im Urlaub und laut De Bellis hatten die anderen beiden Vorstände Jörn Schwarze und Peter Densborn ihr Kommen zunächst abgelehnt. KVB-Sprecher Matthias Pesch sagt auf Nachfrage am Freitag, der Vorstand stimme sich derzeit ab, wer im Verkehrsausschuss die KVB vertreten werde.

Grüne: KVB-Vorstand brauche neuen „Fahrplan“

Wie auch De Bellis fordert Lars Wahlen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen und damit Bündnispartner von De Bellis, einen klaren „Fahrplan“ des KVB-Vorstands zur Problembewältigung. Wahlen stellt sich kurzfristig jedoch hinter Fahrplanausdünnung der Linien 1, 13, 14, 17, 18: Die Entscheidung sei dahingehend nachvollziehbar, dass eine bessere Taktung nichts bringe, solange die Bahnen nicht kommen. „Daher sind weniger Bahnen, die dafür aber verlässlich unterwegs sind, dem aktuellen Zustand zu bevorzugen.“

Laut jüngster Mitteilung von Haaks lag die Krankenquote im September in der Spitze bei 17 Prozent, die Teilzeitquote der 800 Fahrerinnen und Fahrer ist auf 30 Prozent gestiegen. Das lässt Rückschlüsse auf eine Überlastung des Personals zu.

Manuel Froh, Ratsmitglied für Volt, den dritten Partner des Mehrheitsbündnisses im Rat, betont die Verantwortung des KVB-Vorstands, die Verkehrswende zu etablieren. Die Ausfallquote der Stadtbahnen liegt der jüngsten Mitteilung von Haaks nach aktuell zwischen fünf und 28 Prozent. Froh sagt zudem: „Die Verkehrswende mit einem leistungsfähigen ÖPNV kann nur mit weiteren Investitionen funktionieren.“

Michael Weisenstein (Linke) verweist auf den Auftrag der KVB als städtisches Unternehmen: „Stellen Sie sich vor, die AWB erklärt Ihnen, dass sie wegen des Personalmangels nur noch jeden zweiten Monat Ihren Müll abführen würde – das ist inakzeptabel.“