Der Kölner Kardinal Woelki steht in der Kritik, weil er den umstrittenen Priesterausbilder Romano Christen im Amt belässt.
Christen hatte über Homosexualität als heilbare psychische Störung gesprochen.
In Köln formiert sich der Protest: Die Verantwortlichen in St. Theodor in Vingst finden deutliche Worte und Gesten.
Köln – Das Regenbogenbanner der Schwulen- und Lesbenbewegung weht am Sonntag über der Kirche St. Theodor in Vingst. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Michael Paetzold spricht im Gottesdienst unter Beifall von einem Protest gegen „unhaltbare, ausgrenzende und diffamierende“ Aussagen des Kölner Priesterausbilders, Pater Romano Christen über Homosexualität als heilbare psychische Störung.
Pfarrer Franz Meurer steht hinter der Aktion. „Ich bin stolz auf meine Leute“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir müssen den normalen Stand erreichen.“ Paetzold bekräftigt den Ruf nach Ablösung Christens und die Kritik an Kardinal Rainer Woelki, der dem Direktor des Collegium Albertinum in Bonn sein Vertrauen ausgesprochen hatte. „Wir wollen nicht, dass den Priestern, die irgendwann unsere Kinder taufen, sie später trauen und uns einmal beerdigen und die sonntags für uns predigen werden, solche kruden Gedanken eingeimpft werden.“
In der Predigt kritisiert Pfarrvikar Dionysius Jahn, dass der Vatikan Homosexuelle nicht zur Weihe zulässt. An die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus gerichtet, sagt Jahn: „Macht die Augen auf und schaut in euren Stall, und ihr werdet sehen, was dort Sache ist.“
Die Vize-Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, Bettina Heinrichs-Müller, bekundet der Gemeinde den Rückhalt der Laienvertretung im Erzbistum. „Es geht nicht nur um Worte, sondern auch um Symbole“. Auch Bonner Seminaristen wünschten sich „eine moderne und qualifizierte Ausbildung“, berichtet Heinrichs-Müller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Bewohner des Albertinums können „Heuchelei nicht mehr ertragen“
Bewohner des Albertinums hätten sich an sie gewandt, weil sie „die Heuchelei nicht mehr ertragen“ könnten. Nach Woelkis Votum für Christen werde im Albertinum so getan, als wäre die Welt wieder in Ordnung. „Dabei spielt Angst eine Rolle“, so Heinrichs-Müller. Seminaristen hätten ihr auch gesagt: „Wir wollen Priester werden nicht für die Institution Kirche oder den Kardinal, sondern für die Menschen in den Gemeinden. Und wir wollen unseren Dienst gemeinsam mit Frauen hinter dem Altar tun.“
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Woelki Christen als Sachverständigen auf Bundesebene für den „synodalen Weg“ benannt, mit dem die Deutsche Bischofskonferenz Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal ziehen will. Unter anderem soll es um die priesterliche Lebensform gehen. Woelki hatte sich dem Reformprogramm nicht widersetzt. Nun aber wolle er durch eine Reihe von Personalvorschlägen sicherstellen, „dass es dabei katholisch zugeht“, hieß es aus sicherer Quelle. Unter seinen Bischofskollegen habe das Vorgehen massiven Ärger ausgelöst.