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Homosexualität als KrankheitKölner Priesterausbilder muss Rede und Antwort stehen

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Die Regenbogenfahne

Ein Arbeiter hängt vor der Kirche Groß St. Martin in Köln die Regenbogenfahne auf (Symbolbild).

Köln – Der wegen seiner Äußerungen über Homosexualität als therapierbare psychologische Fehlentwicklung scharf kritisierte Kölner Priesterausbilder, Pater Romano Christen, soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag Kardinal Rainer Woelki Rede und Antwort stehen. Das Erzbistum Köln hatte ein solches Gespräch angekündigt, wollte aber auf Anfrage nichts zum Termin sagen.

Spekulationen über Ablösung

In Kirchenkreisen wird darüber spekuliert, dass Woelki Christen als Direktor des Bonner „Collegium Albertinum“ ablöst oder zumindest seine Kompetenzen einschränkt. Derzeit ist der 2015 von Woelki nach Bonn entsandte Geistliche nicht nur für die äußerliche Ausbildung der Kandidaten und die Beurteilung ihrer Eignung (Forum externum) verantwortlich.

Vielmehr beansprucht er auch Zuständigkeit für den seelisch-spirituellen Bereich (Forum internum). Diese beiden Sphären sollen aber strikt getrennt sein, um die Gewissenssphäre der Kandidaten vor Zugriffen der kirchlichen Autoritäten zu schützen, wie das Erzbistum auf seiner Homepage selbst ausführt.

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Generalvikar distanziert sich von Christens Aussagen

Woelkis Generalvikar Markus Hofmann hatte sich nach anfänglichem Abwarten von einem Vortrag Christens distanziert, in dem dieser vor den Seminaristen von „affektiver Unreife“ Homosexueller sprach und von deren „Fixierung auf Lust, welche die eigene innere Wunde heilen und das Selbstmitleid stillen“ solle. Bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen handele es sich „weniger um die reale Begegnung mit einem Du als um eine narzisstische Suche“.

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Hofmann stellte klar, dass Christens Äußerungen nicht Woelkis Ansicht entsprächen. Christen machte Missverständnisse und Falschdarstellungen geltend, bat aber auch um Entschuldigung, falls seine Aussagen als verletzend empfunden worden seien. Diese nannte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße „katastrophal“, der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer zeigte sich „entsetzt von einer Fülle kruder Thesen“.

Schwere Vorwürfe

Unterdessen erheben mehrere Seminaristen gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ schwere Vorwürfe nicht nur gegen Christen, sondern auch die Ausbildung im Albertinum insgesamt. Zur Feststellung psychischer Mängel bzw. der Eignung für den Priesterberuf habe Christen ein – auch unter den Studenten umstrittenes – „Ampelsystem“ etabliert und darauf gedrängt, ihm die Ergebnisse externer psychologischer Beratungsgespräche mitzuteilen.

Solche „Grenzüberschreitungen“ seien aber nicht nur dem Direktor persönlich anzulasten. Er stehe „sehr unter dem Druck des Kardinals“. Aus Furcht vor Sanktionen durch die Bistumsleitung baten die Seminaristen darum, sie nicht namentlich zu nennen.