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Nach Aussagen über HomosexuelleKölner Erzbischof distanziert sich von Ausbilder

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Regenbogenfahne2

Symbolbild

Köln/Mainz – Nach scharfer Kritik an Aussagen des Kölner Priesterausbilders Romano Christen über Homosexualität als therapierbare psychologische Fehlentwicklung ist Kardinal Rainer Woelki auf Distanz gegangen. Christens Ansichten entsprächen nicht Woelkis Auffassung, erklärte Generalvikar Markus Hofmann.

Nach Rückkehr von einer Auslandsreise werde Woelki Christen „seinen Standpunkt deutlich machen“, so Hofmann weiter. Nach eigenen Angaben bedauert auch Christen selbst mittlerweile seinen Vortrag.

Hamburgs Erzbischof: Christens Aussagen sind katastrophal

Der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, nannte Christens Aussagen „katastrophal“. Die Erkenntnisse der Wissenschaft seien bei dem Geistlichen offensichtlich „nicht angekommen“, sagte Heße auf der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Mainz. Der aus Köln stammende Heße war bis zu seiner Bischofswahl 2015 Woelkis Generalvikar.

Der Kardinal hatte Christen 2015 zum Direktor des Collegium Albertinum in Bonn berufen, wo Priesteramtskandidaten des Erzbistums ausgebildet werden. Vor diesen hatte Christen in einem Vortrag im Januar gleichgeschlechtliche Beziehungen als Ausdruck eines „Geschlechtsminderwertigkeitskomplexes“ und als „narzisstische Suche“ bezeichnet und nicht als echte Begegnung zweier Menschen. Eine Fixierung Homosexueller auf die sexuelle Lust solle „die eigene innere Wunde heilen und das Selbstmitleid stillen“.

Die renommierte Münsteraner Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins reagierte mit Unverständnis, sprach von offenkundiger Ignoranz und von einem „Ausweichmanöver“, mit dem sich kirchliche Hierarchen einer notwendigen Erneuerung der katholischen Position zur Homosexualität entziehen wollten.

Priesterausbilder rudert zurück

In einer vom Erzbistum verbreiteten Stellungnahme bat Christen, der zur streng konservativen geistlichen Bewegung „Comunione e Liberazione“ (Gemeinschaft und Befreiung) am Freitag um Entschuldigung, falls er Homosexuelle verletzt habe. Dies sei nicht seine Absicht gewesen.

„Ich halte homosexuelle Menschen nicht für krank“, beteuerte Christen und bestritt zugleich, dies so gesagt zu haben. „Mein Vortrag war, wie ich in den letzten Tagen in vielen Gesprächen gelernt habe, unzulänglich und mitunter vielleicht auch so formuliert, dass er Missverständnisse allzu leicht ermöglicht.“

Er betonte, „dass nach meiner Überzeugung jeder Mensch Respekt verdient und niemand wegen seiner sexuellen Orientierung herabgewürdigt werden darf“.

Für das Erzbistum bekräftigte Generalvikar Hofmann, „dass wir großen Wert darauf legen, Fragen der Sexualität in der Priesterausbildung intensiv und vorurteilsfrei zu thematisieren und dabei den neuesten Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse darzustellen.

Wir sind dabei, mit Hilfe externer Spezialisten neue Bausteine der Ausbildung zu schaffen, die den Kandidaten für das Priesteramt eine offene und klare Reflexion sowohl über ihre eigene Sexualität als auch zu sexualwissenschaftlichen Fragen ermöglichen und ungeachtet der jeweiligen sexuellen Orientierung zu einer reifen Persönlichkeit und einem natürlichen Selbstvertrauen beitragen.“