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Mai-Partys auf den RingenKöln feiert in vollen Bars und Clubs – Bilanz überraschend

Lesezeit 4 Minuten
Tanz

Zwei junge Frauen tanzen in den Mai am Zülpicher Platz. 

  1. Der 1. Mai ist in vielen Großstädten seit Jahren mit Randalen verbunden.
  2. Die Kölner Ringe und Zülpicher Straße gelten als Feier-Hotspots.
  3. Zuletzt gab es hier immer wieder Gewalttaten – wir haben uns in dieser Nacht umgesehen.

Köln – Der 1. Mai wird es für Frank S. vor allem in den ersten Stunden in sich haben. Davon geht der Einsatzleiter der Ordnungspartnerschaft Ringe – kurz „Opari“ – zumindest aus, als er kurz vor Mitternacht mit seinem Kollegen die Szenerie am Rudolfplatz beobachtet. Zu oft haben Polizei und Ordnungsamt zuletzt mit dem Partyvolk auf den Ringen und der Zülpicher Straße die Erfahrung gemacht: Erst kommt der Alkohol, dann die Gewalt. Dass diese Nacht anders endet, überrascht später auch den erfahrenen Polizeibeamten. Doch es gibt offenbar auch Gründe dafür.

Die sogenannten Party-Hotspots der Stadt sind schon am späten Abend bestens besucht: Die Schlange vorm „Veedel-Club“ an der Luxemburger Straße ist mehr als 50 Meter lang, gegenüber aus dem „Luxor“ schallen Disco-Klänge aus den 70ern, schräg gegenüber im „Blue Shell“ ist Punkrock angesagt. Auch auf der Zülpicher Straße und auf den Ringen ist das Bild ähnlich: Die Clubs und Bars sind brechend voll, überall Warteschlagen vor den breitschultrigen Türstehern.

50 Einsatzkräfte auf Kölner Ringen und Zülpicher Straße unterwegs

Die Polizei ist dabei ebenso nicht zu übersehen. Etwa 50 Einsatzkräfte sind im Gebiet Ringe und Uni-Viertel unterwegs. Mannschaftswagen stehen an vielen zentralen Orten, Fußstreifen mischen sich unter die Passanten, und wenn es sein muss, sind die Beamten im Nu in großer Anzahl zur Stelle. Zum Beispiel als es Fußball-Fans nicht mehr beim obligatorischen Autokorso belassen: Nach dem Gewinn der türkischen Meisterschaft strömen Anhänger von Trabzonspor zum Betonauto auf den Ringen. Der Polizei gelingt es jedoch ohne Probleme, die Fans vom Kunstobjekt „Ruhender Verkehr“ und auch emotional wieder runterzuholen. Es bleibt friedlich.

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Corso

Trabzonspor-Fans feiern auf den Ringen die Meisterschaft.

Und es bleibt voll. Aufgebrezelte Frauen stolzieren Richtung „Vanity“-Club und ziehen viele Blicke hinter sich her, männliche Muskelpakete posieren mit Türstehern für Selfies, dazwischen schieben Obdachlose ihr Hab und Gut im Einkaufswagen umher, Bettlerinnen und Bettler sind ebenso unterwegs wie versprengte Reste von Junggesellinnen-Abschieden. Es ist genau diese Metropolen-Mischung, die seit Jahren immer wieder für Probleme sorgte.

Nicht ohne Grund stuft die Kölner Polizei die Gegend als gefährlich ein. Müll, Alkoholexzesse, Schlägereien, Angriffe auf Polizisten – schon 2014 sagte der damalige Polizeipräsident Wolfgang Albers: „Was auf den Ringen passiert, ist eine Schande.“

Polizei Köln: Elf Anzeigen in der Nacht zum 1. Mai

Die stetige Polizeipräsenz zeigt zumindest in dieser Nacht Wirkung. Von einem „ruhigen Geschehen“ ist im Polizeipräsidium die Rede. Wie Polizeisprecher Carsten Rust am Sonntagmorgen auf Anfrage mitteilte, wurden elf Anzeigen wegen Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung aufgenommen. Das sei für ein Wochenende eher „normal“, angesichts der Feiern zum 1. Mai geradezu erstaunlich. Zudem erhielten dem Sprecher zufolge fünf Wildpinkler Anzeigen. Schwerwiegende Fälle seien bislang nicht gemeldet worden, auch seien bei den Konflikten keine Waffen zum Einsatz gekommen.

Schriever

Einsatzleiter Frank S.

Neben der deutlichen Polizeipräsenz zeigen offensichtlich die Waffenverbotszonen Wirkung, die seit Ende des Jahres auf der Zülpicher Straße und den Ringen an Wochenenden und vor Feiertagen von 20 bis 6 Uhr gelten. „Wir haben 77 Personen kontrolliert, aber keine Verstöße festgestellt“, sagt Behördensprecher Rust.

Zülpicher Straße Köln: Club-Betreiber überrascht von Mai-Nacht

Positiv überrascht zeigen sich auch Club-Betreiber wie etwa Claudia Wecker von „Das Ding“. Es sei jedoch abzuwarten, ob es sich nur um eine Momentaufnahme handelt. Erst vor kurzem habe es auf der Kreuzung Zülpicher Straße/Hohenstaufenring eine Messerstecherei gegeben. Aber: „Die Wiedereröffnung der Clubs hat zweifellos zur Beruhigung beigetragen“, sagt Wecker. Durch die Kontrolle des Sicherheitspersonals an der Tür werde vieles abgefangen, das später zu Problemen führe: Drogen, Waffen, Alkohol. Das war im vergangenen Jahr anders, als bevorzugt große Freiflächen wie am Aachener Weiher zu Party-Hotspots wurden.

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Per Rad, aber auch per E-Scooter wurden Maibäume über die Zülpicher Straße gefahren.

Durch die nicht zu heißen Temperaturen gingen die Feiernden früher am Abend in den Club, sagt Wecker – so wie am Samstagabend. Und: 90 Prozent der Gäste verhielten sich viel freundlicher als vor der Pandemie, die restlichen zehn Prozent leider aggressiver.

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Nach wie vor sind die Zustände in den Feier-Vierteln nichts für Zartbesaitete: Gegen 2 Uhr filmt ein junger Mann an der Kyffhäuserstraße sein Erbrochenes und faselt mit seinem Kumpel Unverständliches. Ein paar Meter weiter vor dem „Späti“-Kiosk rutscht einem Betrunkenen die Flasche aus der Hand. Die Scherben auf dem Kopfsteinpflaster mehren sich. Gegenüber auf der anderen Seite der Roonstraße hat die Polizei nahezu alles im Blick. Den jungen Mann, der einen prächtigen Maibaum auf einem E-Scooter balanciert, haben die Beamten offenbar übersehen. Vom Party-Volk an der Zülpicher gibt es Beifall. Er solle sich nicht damit „aufs Maul“ legen, ruft einer. Und: „Sonst hat Deine Angebetete erst mal nichts mehr von Dir.“