Köln – Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt möchte in allen Klassenräumen von Schulen und den Bereichen des offenen Ganztags fest installierte Raumluftfilteranlagen. Wo das nicht möglich sei, solle die Verwaltung mobile Filtergeräte anschaffen, heißt in dem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag, der in der kommenden Sitzung des Hauptausschusses am 19. Juli behandelt wird. Zudem soll dargestellt werden, inwieweit auch städtische Kindertagesstätten mit solchen Anlagen ausgestattet werden können. Für den Kauf soll die Verwaltung unter anderem Bundesmittel abrufen.
Die NRW-Landesregierung sieht vor, dass nach den Sommerferien der Unterricht wieder in vollständiger Präsenz aufgenommen wird. „Doch die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei und wir müssen jetzt den Schutz von Kindern und Jugendlichen nach den Ferien in den Fokus nehmen“, argumentiert das Ratsbündnis. Zwar seien die Lehrkräfte in der Regel inzwischen geimpft. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren habe die Ständige Impfkommission jedoch noch keine allgemeine Impfempfehlung ausgesprochen. Deshalb seien Schülerinnen und Schüler, aber auch Kita-Kinder derzeit unzureichend geschützt, vor allem in Hinblick auf die grassierende, hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus'.
Im Landtag sind Luftfilter Standard
Neben den bisherigen Schutzvorkehrungen wie dem Tragen von Masken, täglichen Testungen oder dem regelmäßigen Lüften, „sehen wir einen weiteren Baustein in der Aufstellung von mobilen Luftfiltergeräten“, erklären die drei Parteien in ihrem Antrag weiter. In anderen öffentlichen Gebäuden wie dem Düsseldorfer Landtags oder dem Kölner Sozialgericht seien solche Filteranlagen schon länger im Einsatz.
Zuvor hatten sich auch Elternvertreter für den Einbau von Luftfiltern ausgesprochen. Auch die Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Maike Finnern, fordert Investitionen in die technische Ausstattung der Schulen, unter anderem eben in Luftfiltergeräte: „Das ist eine dringende Aufgabe, damit es im kommenden Winter einen verlässlicheren Betrieb gibt.“
Wirkung von Filtern umstritten
Die Wirkung von mobilen Luftfiltern, über die seit Monaten immer wieder diskutiert wird, ist jedoch umstritten. Das Umweltbundesamt empfahl die Geräte zunächst nur als Ergänzung fürs Fensterlüften. In einer Richtlinie für den Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen hatten medizinische Fachgesellschaften, Robert-Koch-Institut, Bildungs- und Kinderschutzverbände weder eine klare Empfehlung für noch gegen die Geräte ausgesprochen. Der Sprecher der SPD-geführten Bundesländer, Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, sagte, angesichts der bisherigen Schutzvorkehrungen sei es „schwer zu erklären, warum trotz dieser Maßnahmen der Schulbetrieb auch noch von Luftfiltern abhängen soll, die in anderen Lebensbereichen mit weniger strengen Schutzmaßnahmen – beispielsweise in Einzelhandel oder Gastronomie – keineswegs vorgeschrieben sind“. Der Einbau der Filteranlagen sei sehr aufwändig, „einschließlich Wanddurchbrüchen, Verputz- und Maurerarbeiten sowie der Installation von Elektro- und Rohrleitungssystemen“. Selbst bei größter Anstrengung würde der Einbau in den Schulen Deutschlands mehrere Jahre dauern, fügte er hinzu. In Köln gibt es 297 Schulen mit ungefähr 5000 Klassenräumen sowie den Bereichen des offenen Ganztags. Hinzu kommen 685 Kitas.
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Die Verwaltung äußerte sich am Freitag auf Anfrage nicht detailliert zu dem Antrag von Grünen, CDU und Volt. „Der Krisenstab beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie der Schul- und Kitabetrieb nach den Sommerferien möglichst sicher gestaltet werden kann – insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen vierten Welle in Zusammenhang mit der Delta-Variante im Herbst“, erklärte Stadtsprecherin Simone Winkelhog. „Er hat ein Schutzkonzept erarbeitet, das kurzfristig vorgestellt wird. Es umfasst auch die Beschaffung von Luftreinigungsgeräten“, sagte weiter. (mit dpa)