AboAbonnieren

176 Millionen EuroDiese Kölner Schulbauten sind die größten Projekte in diesem Jahr

Lesezeit 5 Minuten
Humboldt-Gymnasium BAUSE

Das Humboldt-Gymnasium am Kartäuserwall

Köln – Planungsteams brauchen manchmal etwas Abenteuergeist, wenn sie im Bestand sanieren. Denn besonders ältere Bauten bergen oft Überraschungen. So auch die aus der Kaiserzeit stammende Schule an der Overbeckstraße, die ab kommenden Jahr Interimsstandort für die inklusive, universitäre Heliosschule sein wird. Bei der Untersuchung der Decken haben die Experten der städtischen Gebäudewirtschaft herausgefunden, dass die Eisenverstrebungen in den Decken viel zu dünn waren. „Wir mussten daher die ganzen Decken herausreißen“, sagte Projektleiter Bernd Richarz. Die neuen Decken sind einer der Gründe, warum die Schule erst mit gut einem Jahr Verspätung eröffnet werden kann.

Heliosschule im Bau

Die Heliosschule

Die Heliosschule ist nur einer von vielen Schulbauten, die derzeit saniert oder ganz neu errichtet werden. 176,3 Millionen Euro investiert die Kommune laut Wirtschaftsplan in die Schulen in diesem Jahr, 8,1 Millionen Euro mehr als noch 2018.

Derzeit befinden sich 61 Schul-Großbauprojekte in der Planung oder im Bau. Hinzu kommen 56,5 Millionen Euro für die laufende Instandsetzung in den 277 Kölner Schulen. Die Sommerferien nutzt die Gebäudewirtschaft, um an 69 Schulen zu bauen oder zu sanieren. „Ein Viertel der Schulen wird nun auf Vordermann gebracht“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einem Rundgang durch mehrere Kölner Schulbauten.

Alles zum Thema Henriette Reker

Fehlbedarf von mehr als 40 Schulen

Erfolge im Schulbau hat die Stadt nötig, denn sie hinkt dem Bedarf hinterher. Kölns neuer Schuldezernent Robert Voigtsberger bezifferte den Fehlbedarf auf mehr als 40 Schulen in der Stadt. Weil die Gymnasien auf die längere Schulzeit G 9 umstellen, fehlen der Stadt zusätzlich mehr als 200 Klassen.

Hinzu kommt, dass die Geburtenrate ansteigt: 11 000 Babys kamen 2018 zur Welt, 9500 i-Dötzchen mussten im gleichen Jahr eingeschult werden. Bei den Gesamtschulen hat die Stadt schon jetzt massive Probleme, den Bedarf zu decken. Auch ein diskutierter Rechtsanspruch der Eltern auf einen Platz im offenen Ganztag, könnte für die Stadt zu einer Herausforderung werden. Bislang beträgt die Quote im offenen Ganztag etwa 80 Prozent.

Grundschule Gereonswall

Die Grundschule Gereonswall

Zu den größten Schulbau-Projekten gehört derzeit die Sanierung des Humboldt-Gymnasiums am Kartäuserwall. Hier werden für 17,6 Millionen Euro auf mehr als 3000 Quadratmeter Nutzfläche 22 neue Klasseräume und fünf Fachräume sowie eine Bibliothek, eine Lehrküche und ein Kammermusiksaal für 153 Besucher eingerichtet. Das 175 Jahre alte Gymnasium hat seit langer Zeit einen Schwerpunkt auf die musische Bildung gelegt und arbeitet mit der Rheinischen Musikschule zusammen. „Die Akustik ist fantastisch“, lobte die Chefin der Gebäudewirtschaft, Petra Rinneburger, den Kammermusiksaal.

Acht Groß-Projekte für 2019

Die Stadt will noch in diesem Jahr acht große Projekte im Bereich der Schulbauten fertig stellen. Im dritten Quartal wird nicht nur die Sanierung im Humboldt-Gymnasium beendet, sondern auch ein Erweiterungsbau für den Ganztag in der Realschule an der Euskirchener Straße in Sülz, eine Gymnastikhalle an der Frankstraße in Rodenkirchen und ein Erweiterungsbau für das Mülheimer Gymnasium an der Genovevastraße eröffnet. Eröffnet wird auch die Gesamtschule Nippes an der Ossietzkystraße. Im letzten Quartal des Jahres sollen die Einrichtungen der Bildungslandschaft Nord in der Innenstadt, die Heliosschule an der Overbeckstraße und die Generalsanierung des Berufskolleg Humboldtstraße vollendet werden.

An der Schule Overbeckstraße hatte kürzlich für Aufsehen gesorgt, dass eine Fachfirma den historischen Putz beschädigt hatte. In der Schule gibt es übrigens auch einen alte Brunnen, der zwar nicht in betrieb genommen wird, aber gezeigt werden soll. (ris)

Auch im Bereich der Bildungslandschaft Altstadt-Nord laufen die Arbeiten. Rund um den Klingelpützpark soll ein Lernort aus sieben pädagogischen Einrichtungen entstehen, darunter dem Hansa-Gymnasium, der Realschule am Rhein, der Freinet-Grundschule, einem Abendgymnasium und einer Kindertagesstätte. Lernen kann man hier vom Kleinkind- bis zum Erwachsenenalter. Die Einrichtungen sollen sich Gebäude wie Mensa und ein Studienhaus mit Bibliothek teilen. In der Grundschule, die wie Realschule, Kita, Studienhaus und Mensa noch in diesem Jahr fertig werden sollen, werden Kinder nicht mehr in Klassen, sondern in sogenannten Clustern unterrichtet – Lernzonen, die sich sowohl für den frontalen Unterricht eigen als auch für individuelle Arbeit und Gruppenaufgaben. 200 Kinder sollen in der Grundschule ab 2020 lernen.

Baukosten explodiert

An mehreren Standorten hatte es zuletzt Probleme gegeben: Die Baukosten für die seit einem Jahrzehnt geplante Bildungslandschaft Altstadt-Nord waren von 80 auf 116 Millionen Euro explodiert, vor allem weil die Kosten für das Hansa-Gymnasium und die Abendschule in die Höhe schnellten.

Hier betragen die Abweichungen 73 beziehungsweise 63 Prozent. Beim Bau waren Firmen abgesprungen, Preise für Material und Personal gestiegen. Nun sollen Hansa-Gymnasium 2020, das Abendgymnasium 2023 fertiggestellt werden. An der Overbeckstraße waren die Baukosten zuletzt um 4,2 Millionen Euro gestiegen, nachdem unter anderem die Mängel in den Decken bekanntwurden.

Humboldt-Gymnasium

Das Humboldt-Gymnasium

Wie die Stadt die vielen fehlenden Plätze für Schüler in der Zukunft einrichten will, bleibt unklar. „Das wird eine knüppeldicke Arbeit“, räumt Baudezernent Markus Greitemann ein. „Wir müssen uns anstrengen, um den Sanierungsstau, der sich über Jahre angesammelt hat, abzubauen“, sagt auch Reker. Probleme mache der Stadt, dass immer noch 65 Stellen in der Gebäudewirtschaft unbesetzt sind, weil kein Fachpersonal gefunden werde, so Rinnenburger. Darüber habe die Stadt auch Schwierigkeiten Aufträge an Baufirmen zu vergeben, da die Konjunktur in dem Bereich brumme. „Der Markt ist leer“, sagt Greitemann.

Ein einziges Rezept gegen den Schulnotstand wird es wohl nicht geben. Vorstellen kann sich Greitemann, dass künftig mehr Schulen in Modulbauweise errichtet werden. Zudem sollen Engpässe überwunden werden, in dem Schulen erweitert werden. In einem Sonderprogramm investiert die Stadt 520 Millionen Euro. Hier sollen Bauunternehmen im Namen der Stadt 22 Schulbauten errichten und zum Teil auch planen. Insgesamt sollen 1500 neue Schulplätze geschaffen und 5500 gesichert werden.