Köln – Reiner Michalke hat als Programmchef des Stadtgartens schon viel erlebt. „Aber dass das ganze Haus geschlossen ist, Gastronomie und Konzertbetrieb, das hat es noch nie gegeben. Das ist schon ein komisches Gefühl.“ Ausnahme war natürlich der allgemeine Lockdown im vergangenen Jahr. Aber nun ist man nach langer Überlegung und vielen Diskussionen in einen freiwilligen Lockdown bis zum 31. Januar gegangen.
Doch so ganz wird das Publikum nicht allein gelassen. Beim Abbau des Weihnachtsmarkts kamen die Mitarbeiter auf die Idee, Teile davon zum Aufbau einer Winterbar zu verwenden. Und die steht nun einladend da, mit fast sommerlich wirkenden bunten Sitzecken.
Es gibt beheizbare Kissen mit Akku, Diskokugeln baumeln an der Überdachung. „Jaki im Exil“ heißt die Bar – in Anlehnung an den geschlossenen Konzertsaal – dort finden nun auch Auftritte statt. Geöffnet ist von Dienstag bis Donnerstag ab 17 Uhr und Freitag und Samstag ab 19 Uhr.
Wirtschaftlich rechnen wird sich dieses Angebot wohl kaum, meint Michalke, aber man möchte für die Gäste da sein. Und für die Mitarbeiter sei ein solches Engagement auch wichtig. Angesichts der Omikron-Variante habe man keine andere Chance gesehen, als alle Innenräume zu schließen. „Wir können in dieser Situation, wo Kontakte reduziert werden sollen, nicht sagen: Hey, kommt zu uns.“ Vor allem der Konzertbetrieb lebe ja davon, dass Künstler und Publikum im wahrsten Sinne die gleiche Luft atmen.
Außerdem bröckelten die für den Januar geplanten Musikveranstaltungen alle nach und nach weg, weil viele Künstler absagten. Und auch die Restaurantbesucher waren eher zögerlich. Dass nun alles eine Weile ruht, habe nach dem vielen Hin und Her und immer neuen Regeln auch etwas Befreiendes.
Stadtgarten übersteht Krise
Ein echter Lockdown mit entsprechenden Hilfen wie im vergangenen Jahr wäre allerdings für alle einfacher gewesen, findet Michalke. Nun bleibt die Hoffnung, dass vielleicht das Frühjahr wieder einigermaßen Normalität bringt. Dann käme der Stadtgarten recht gut aus der Krise heraus. Der Kulturbetrieb ist teilsubventioniert, es gab zwar erhebliche Einbußen, doch die Lage sei nicht besorgniserregend. Im Gastrobereich sei man durch die Überbrückungshilfen, Kurzarbeit und sparsames Wirtschaften auch recht gut durchgekommen. „Die öffentliche Hilfe war wirklich erheblich und eine wichtige Unterstützung.“
Allerdings habe die lange Unsicherheit Folgen. Aushilfspersonal sei abgewandert und zum ersten Mal in der Geschichte des Stadtgartens konnte der Ausbildungsplatz für Veranstaltungstechnik nicht besetzt werden, der üblicherweise besonders gefragt ist. Es gab einfach keine Bewerberinnen und Bewerber.
So bleibt nun erst einmal die Winterbar als einzige Aktion im Stadtgarten. Drinnen ist alles still, renoviert werden muss hier nichts mehr. „Wir haben in den letzten zwei Jahren wirklich alles gemacht, was zu erledigen war.“