Am Freitag (1. März) tritt Jards Macalé im Stadtgarten auf. Ein Kölner Label hat den hierzulande Unbekannten nach Deutschland geladen.
Konzert im StadtgartenWarum Sie sich diesen brasilianischen Musiker anschauen sollten
„Jeder, der Brasilien wirklich kennenlernen will, muss Jards Macalé hören und sehen, für mich ist er eine zentrale Figur der brasilianischen Musik.“ Behauptet kein Geringerer als Caetano Veloso, Gründungsfigur des Tropicalismo und selbst lebendes Denkmal der Música Popular Brasileira (MPB).
Ein großer Star war Jards Macalé freilich nie und hierzulande ist er weitgehend unbekannt geblieben. Doch jetzt legt das Kölner Label Week-End-Records sein wahrscheinlich bestes Album wieder auf und holt den 81-jährigen Musiker für einige Konzerte nach Deutschland. An diesem Freitag tritt er im Stadtgarten auf.
Seinen Spitznamen bekam Jards Macalé, weil er beim Fußball versagte
Macalé wurde als Jards Anet da Silva in eine musikalische Familie in Rio de Janeiro geboren, die Mutter war Pianistin, der Vater spielte das Akkordeon, es regierte der Samba. Seinen Spitznamen „Macalé“ verdankte er seiner kindlichen Fußballbegeisterung. Die überstieg sein Können bei weitem und so tauften ihn seine Mitspieler am Strand von Ipanema nach dem damals schlechtesten Spieler der Mannschaft von Botafogo FR.
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Sein wahres Talent zeigte sich bald: Seine Karriere begann der studierte Musiker Mitte der 1960er Jahre als musikalischer Leiter für Maria Bethânia, der jüngeren Schwester Velosos, die noch vor ihrem Bruder zu einem der beliebtesten Gesangsstars des Landes aufstieg.
Seine Songs wurden etwa von Elizete Cardoso, Nara Leão und Clara Nunes aufgenommen, doch die folgenreichste musikalische Partnerschaft verband Macalé mit Gal Costa, der 2022 verstorbenen großen Diva der Tropicalisten. Er ist auf ihrem psychedelischen Meisterwerk „Gal“ (1969) zu hören – dem wohl verrücktesten und maßlosesten Dokument der Bewegung – und arrangierte das Nachfolgealbum „Le-Gal“ (1970), auf dem Costa langsam wieder in irdische Gefilde zurückfand.
Anfang der 1970er Jahre reiste Jards Macalé nach London, wo Caetano Veloso nach seiner Verhaftung durch die Militärdiktatur im Exil lebte. Mit dem Gitarristen als seinen neuen musikalischen Leiter nahm Veloso das völlig unpsychedelische Album „Transa“ (1972) auf, mit seiner Verschmelzung von elektrisch aufgeladenem Rock, brasilianischen Rhythmen und Velosos Exilanten-Melancholie wurde es zu einem der absoluten Klassiker der MPB.
Kurz darauf veröffentlichte der ewige Mann im Hintergrund endlich auch einen Meilenstein unter seinem eigenen Namen: „Jards Macalé“ (1972) ist ein kleines Meisterwerk, das in den vergangenen 50 Jahren nichts von seiner Wirkung verloren hat. In kleiner Besetzung luftig eingespielt, jazzig-lässig, oft sehr funky, dabei hemmungslos experimentell und gelegentlich auch schlicht herzzerbrechend wie in der Abschiedsballade „Movimento dos barcos“. Wie ein Weberschiffchen glitt Macalé in den folgenden Jahrzehnten durch die Tapisserie der brasilianischen Popmusik, arbeitete unter anderem mit Größen wie Chico Buarque, Gilberto Gil und Milton Nascimento zusammen, komponierte Filmmusiken etwa für den Cinema-Novo-Regisseur Glauber Rocha – und nahm auch regelmäßig weiter Alben auf, noch 2019 war sein Spätwerk „Besta Fera“ für einen Latin Grammy nominiert.
Wie schön, wenn man solch einen unbekannten Klassiker nicht nur spät neu entdecken, sondern auch noch live erleben kann. Erst im vergangenen Jahr hatte Jards Macalé mit Thomas Harres am Schlagzeug, Paulo Emmery am Bass und Guilherme Held an der Gitarre eine neue Band zusammengestellt, mit der er in ganz Brasilien gefeierte Konzerte gegeben hat.
Jards Macalé, 1. März, Stadtgarten, 20 Uhr, Tickets 25/15 (erm.) Euro