Köln – „Ich find‘s echt heftig“, sagt eine Frau, die auf dem Gehweg der Bonner Straße ein Fahrrad schiebt, zu einem Polizisten. Gerade ist sie zusammen mit ihrer erwachsenen Tochter angehalten worden, weil beide keinen Mund-Nase-Schutz getragen haben. Den haben sie rasch wieder aufgesetzt, trotzdem sind pro Person 50 Euro Verwarngeld fällig. „Wir hatten eine heftige Diskussion, deshalb sind wir zur Seite gegangen und haben kurz die Masken abgesetzt“, bittet die Frau um Verständnis. Der Polizist betont, er handle nur nach Vorschriften: „Wir sind die Exekutive.“ Die Frau versteht nicht, dass keine Ausnahme gemacht wird: „Sie führen alles aus? Sie sind doch kein Soldat, sondern ein Mensch!“ Dann reicht sie einen 50-Euro-Schein.
Die Empörung der Mutter hat viele Zeugen, denn Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamts haben bei ihrer Corona-Streife einen Pulk Fotografen, Kameraleute und schreibende Journalisten im Schlepptau. Kurz zuvor ist Herbert Reul auf dem Chlodwigplatz eingetroffen. Der NRW-Innenminister ist nach Köln gekommen, um eine Corona-Patrouille zu begleiten. Dafür nennt der Christdemokrat drei Gründe: Er wolle sich am ersten Samstag des harten Lockdowns ein Bild von der Lage machen, den Einsatzkräften seine Wertschätzung zeigen und „ein Signal an die Bürger geben: Regeln und Gesetze müssen eingehalten werden!“ Jeder könne der Anfang einer Kette sein, die viele andere ins Krankenhaus bringe.
Verstoß gegen Kontaktverbot kostet 200 Euro
Der Pressetermin hat so viele Medienvertreter angelockt, dass er zunächst selber zum Problem wird. Immer wieder werden sie ermahnt, Abstand zu halten. Natürlich trägt jeder eine Maske. Das bringt einen Passanten auf. „Alles Faschisten hier", ruft er, „alle tragen Masken, alle machen mit!“ Wütend zieht er ab, und der Pulk setzt sich in Richtung Bonner Straße in Bewegung. Bald wird entschieden, die Journalisten aufzuteilen.
Die Zusammensetzung der Kontrolleure ist typisch für eine solche Patrouille: Bedienstete des Ordnungsamts werden unterstützt von der Polizei Köln und Kräften der Bereitschaftspolizei. Lehnen es „Maskenmuffel“ ab, das Verwarngeld zu zahlen, wird ein Bußgeldverfahren eingeleitet. 150 Euro riskieren diejenigen, in Bussen, Bahnen, Bahnhöfen und Haltestellen keine Maske tragen. Am Karolingerring fällt ein Mann auf, der mit heruntergezogenem Mund-Nase-Schutz trinkt. Schwerer wiegt, dass er mit zwei Männern aus jeweils einem anderen Haushalt unterwegs ist. Wegen des Verstoßes gegen das „Ansammlungs- und Kontaktverbot“ muss jeder 200 Euro zahlen.
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Dies geht ein in die Bilanz, die nach der kurzen Streife mit dem Minister auf dem Chlodwigplatz gezogen wird. Neun Verstöße gegen die Maskenpflicht wuden gezählt. Für einen Samstagabend sei auffällig wenig in der Innenstadt los, stellt Reul fest, und die meisten Menschen würden sich an die Regeln halten. Für Silvester kündigt er an, dass die Polizei in NRW stärker besetzt sein werde als im Vorjahr. Manch einer werde bei der Corona-Kontrolle „rabiat“, erwähnt Wolfgang Büscher, Leiter des Ordnungsamts. Nicht nur deshalb berge die Ansprache auf der Straße Risiken. Gerade heute seien vier Kollegen positiv auf das Corona-Virus gestestet worden.