Köln – „Ich habe da mal was vorbereitet“, war sein Erkennungsspruch. Jean Pütz, der an diesem Dienstag 85 Jahre alt wird, wurde in den 70er Jahren mit seiner „Hobbythek“ in WDR zum Vorbastler, Brauer, Käsemacher, Kosmetikhersteller und Tüftler der Nation. In einer Zeit, in der es noch kein Privatfernsehen und keine Youtube-Tutorials gab und Formate wie „Höhle der Löwen“ noch nicht vorstellbar waren, machte der gebürtige Kölner Erfindungsgeist und auch Vermarktung zum ersten Mal telegen.
Einschaltquoten von 15 Prozent
Pütz, der Physik, Mathematik und Chemie auf Lehramt an der Kölner Universität studiert hatte, kam auf Einschaltquoten bis zu 15 Prozent und Hunderte Geschäfte vertrieben Zutaten und Zubehör, um Pütz’ Bastelideen umzusetzen oder verkauften gleich die fertigen Produkte. Heute, wo scheinbar jeder Gin selbst herstellt, kann man sich nicht mehr vorstellen, was für einen Hype es auslöste, als Pütz vormachte, wie man zuhause Bier braut. Die „Hobbythek“ lief 345 Mal von 1974 bis 2004. Als Autor oder Herausgeber produzierte er rund 80 Bücher.
Pütz lässt sich gerne sehen
Seit 2001 ist Pütz, der mit seinem Schnurrbart ein gewisses Albert-Einstein-Image pflegt, offiziell pensioniert, lässt sich aber immer wieder gerne in Köln bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Karneval oder auf der Rennbahn sehen. Sein Image nahm kultig-lustige Züge an: 2003 wurde er als deutsche Stimme des Unterwasser-Lehrers „Herr Rochen“ im Animationsfilm „Findet Nemo“ ausgewählt - obwohl nur noch die Eltern oder Großeltern diese Ironie verstanden. Auch ist er mit seinen „Pützmunter-Shows“ unterwegs.
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Pütz ist in zweiter Ehe mit der 31 Jahre jüngeren Italienerin Pina Coluccia verheiratet. 2010 wurde er im Alter von 74 Jahren zum dritten Mal Vater. Zu alt für diese Rolle fühle er sich nicht: Seine Fitness habe er den Rezepten und Tipps aus der „Hobbythek“ zu verdanken, sagte er einmal.
Pütz lebt auf der Pützerosa-Ranch
Die Familie lebt in Heiligenhaus, etwa eine Stunde von Köln entfernt auf der Pützerosa-Ranch. Sein Ziel sei, „bis zum Umfallen zu arbeiten“, sagte er einmal. Zur Zeit kocht er Marmelade. Natürlich nach einem eigenen Rezept.