Köln – Für große Bereiche der Innenstadt hatte die Stadtverwaltung wie schon im Vorjahr in der Silvesternacht nicht nur das Abbrennen von Pyrotechnik, sondern auch Menschenansammlungen untersagt. Voriges Jahr herrschte in der City gähnende Leere, diesmal bot sich ein anderes Bild: Gegen Mitternacht bevölkerten jeweils hunderte Menschen das rechts- und das linksrheinische Ufer zwischen Deutzer Brücke und Musical Dome, teilweise dicht gedrängt. Masken trug so gut wie niemand.
Vereinzelt Böller und Raketen
Viele gaben an, auf das Feuerwerk zu warten – das nicht kam, weil es verboten war. Nur hin und wieder flog am Rhein eine Rakete in die Luft, vereinzelt waren Böller zu hören. Mit Lautsprecherdurchsagen und persönlichen Ansprachen ermahnten Einsatzkräfte von Ordnungsamt und Polizei die Menschen, die Corona-Vorschriften einzuhalten.
Die direkte Domumgebung war weiträumig abgesperrt, die Domplatte komplett verwaist. Nur ein einziger Polizeibulli parkte vor dem Hauptportal.Gegen 0.30 Uhr leerten sich der Rheingarten und die Uferbereiche allmählich. Das Ordnungsamt schloss laut Polizeiangaben die Außengastronomie verschiedener Lokale in der Altstadt, in denen sich viele Gäste aufhielten. Um 2 Uhr räumten Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsamt auch zwei Clubs auf dem Hohenzollernring, in denen angeblich verbotenerweise getanzt und gefeiert wurde - „über das zulässige Maß hinaus“, wie Polizeieinsatzleiter Jürgen Mehlem berichtete. „Es waren zu viele Leute drin.“
Das Tanzverbot wurde laut Mitteilung der Stadt an mehreren Stellen nicht eingehalten: Eine Party im Bauch der Deutzer Brücke wurde aufgelöst, ebenso wie „geheime Raverpartys“ mit mehreren hundert Teilnehmenden am Eifeltor und am Güterbahnhof Gremberghoven, denen Polizei und Ordnungsdienst ein Ende setzen.
Im Großen und Ganzen an die Regeln gehalten
Eine Gruppe junger Männer aus Hannover war aus der niedersächsischen Landeshauptstadt zu Silvester eigens nach Köln gereist, „weil es hieß, dass man hier feiern darf“, in Hannover sei das untersagt. Ihren reservierten Tisch in einer Ring-Disco konnte die Gruppe dann doch nicht einnehmen, weil Stadt und Polizei den Laden vor ihren Augen räumten.
Gegen drei Uhr zog Einsatzleiter Mehlem ein erstes Fazit der Nacht. Auch die Polizei habe aufgrund der Erfahrungen von Silvester 2020 dieses Jahr mit weniger Menschen gerechnet, als schließlich gekommen seien. „Im Großen und Ganzen“ hätten sie sich aber an die Regeln gehalten. Überhaupt sei der Jahreswechsel aus Polizeisicht „allgemein relativ ruhig“ verlaufen, sagte Mehlem. „Es gab ein paar Körperverletzungen, ein paar Böller wurden gezündet. Wir hatten das aber soweit gut im Griff.“
Die offizielle Einsatzbilanz der Polizei: 235 Strafanzeigen wurden gefertigt, gut 200 mehr als im Vorjahr, darunter allein 69 wegen Körperverletzungsdelikten. So war in der neu eingerichteten Waffenverbotszone in der Brabanter Straße ein Mann schwer am Arm verletzt worden. Der 31-jährige Angegriffene hatte bisherigen Ermittlungen zufolge einem von mehreren Personen bedrängten Freund helfen wollen. Bei der Tatwaffe soll es sich um ein Klappmesser gehandelt haben.
Der Tatverdächtige soll Zeugenangaben zufolge Richtung Friesenplatz geflohen sein. Bis Samstagmittag wurden vier Raubdelikte angezeigt. Ermittlungen laufen zudem in zwei mutmaßlichen Fällen von sexueller Belästigung.
600 Verwarnungen vom Verkehrsdienst
Der Verkehrsdienst des Ordnungsamtes stellte knapp 600 Verwarnungen aus und ließ 19 PKW abschleppen. Insgesamt waren 115 Kräfte im Einsatz. Die Ordnungskräfte achteten darauf, dass Mindestabstände eingehalten und keine Böller in die Verbotszonen gebracht wurden. Erstmalig setzte der Ordnungsdienst an Silvester eine Fahrradstaffel ein. „So konnten fliehende Wildpinkler problemlos einfangen werden, die jetzt mit Bußgeldverfahren rechnen müssen“, teilte die Stadt mit.
„Ich danke allen, die in der Silvesternacht Dienst getan haben, um uns einen reibungslosen Jahreswechsel zu ermöglichen“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, „in den kommenden Wochen müssen wir noch alle sehr diszipliniert und vorsichtig sein.“ Der Jahreswechsel sei dafür ein guter Auftakt gewesen.