Die „Tour Belgique“ wird im Mai 2025 nicht stattfinden. Die Stadt lässt bewusst den kulturellen Anspruch der Veranstaltung unerwähnt.
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Aus nach 13 JahrenDie Auflagen der Stadt Köln kommen einer Totsagung der „Tour Belgique“ gleich
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Junge Leute am Brüsseler Platz
Copyright: Uwe Weiser
Die Betreiber der „Tour Belgique“ haben verkündet, dass ihr beliebtes Event im kommenden Mai nicht stattfinden wird. Wieder einmal muss man konstatieren: In Köln hat es die Kultur nicht einfach. Die Stadt Köln bezeichnet die Veranstaltung als „kommerzielles Event“, doch das weckt völlig falsche Assoziationen. Mit keinem Wort erwähnt sie die kulturellen Beiträge der teilnehmenden Gastronomie-, Handwerks- und Einzelhandelsbetriebe.
Die „Tour Belgique“ ist mehr als eine lose Ansammlung von verkaufenden Teilnehmern, die einzig an ihren Umsatz denken. Eine Teilnahmebedingung der Veranstalter lautet ja gerade, dass ein kultureller Beitrag geleistet werden muss: ob Lesung, Ausstellung, Comedy-Veranstaltung, Schauspiel-Monolog oder Konzert. Das Belgische Viertel kann hier gebündelt zeigen, dass es nur so vor kreativen Köpfen wimmelt, die die Attraktivität der Innenstadt mit ausmachen.
Le Tour Belgique stärkt den Einzelhandel und wertet das Kölner Image auf
Das weiß auch Köln-Tourismus, das für Köln als Touristenziel unter anderem mit der „Tour Belgique“ als ein Paradebeispiel für die lebendige Kreativwirtschaft der Stadt wirbt. Abgesehen vom Imagegewinn für die Stadt durch solche Events, stärkt man gleichzeitig den inhabergeführten Einzelhandel vor Ort. Mehrere Ruhetage unter der Woche sind dort nicht unüblich geworden, weil das Geschäft derzeit strauchelt.
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Für die lärmgeplagten Anwohnerinnen und Anwohner, die zurecht Wildpinkler und massives Müllaufkommen beklagen, wird der eine Tag weniger ihre Gesamtsituation leider kaum verbessern. So nehmen die Anwohner teilweise keinen Unterschied zwischen dem Lärm an einem warmen Sommerabend und jenem bei der „Tour Belgique“ wahr.
Le Tour Belgique: Die Stadt Köln benennt Anzahl der Beschwerden nicht konkret
Wenn die Stadt Köln mitteilt, man habe zwölf Verwarngeld-Verfahren wegen ordnungswidrigem Verhalten etwa von Gastronomen eingeleitet, fragt man sich, weshalb sie die „zweistellige Zahl“ der Bürgerbeschwerden nicht genauso benennt. Haben sich zehn Bürger beschwert oder waren es 99? Und in welchem Verhältnis stehen diese zu den Zehntausenden, die das Viertel an dem Tag für seine Vielfalt und Innovationsfreude feiern?
Dass die Stadt die Veranstaltung nicht offiziell verbietet, heißt nicht, dass sie nicht gegen sie arbeitet. Nach 13 Jahren die Hürden derart hochzulegen – indem sie erstmals umfassende Konzepte für Müll und Toiletten bis hin zu Verkehr erwartet –, wohl wissend, dass die Veranstalter das wirtschaftlich nicht stemmen können, kommt einer Totsagung der Le Tour Belgique gleich.