Ein angeblicher Heiratsantrag als Beweis, wie leicht wir uns emotional manipulieren lassen - Psychologe Leon Windscheid greift in der Lanxess-Arena in seinem Bühnenprogramm „Gute Gefühle“ zu ungewöhnlichen Mitteln.
Leon Windscheid in der Lanxess-Arena„Glück ist wie Furzen“
Das Licht Tausender Handy-Taschenlampen erleuchtet am Donnerstagabend die Lanxess-Arena, dazu schallt „Can You Feel The Love Tonight?“ von Elton John aus den Boxen. Und Leon Windscheid kündigt mit großer Geste an, was nun alle erwarten - einen Heiratsantrag.
Doch den gibt es nicht. Tanja und Sebastian, das Pärchen, das der Psychologe, Autor und Podcaster sich für seinen kleinen Scherz ausgesucht hat, kann aufatmen. Hier sinkt niemand auf die Knie und stellt die große Frage.
Windscheid, der mit seinem neuen Bühnenprogramm „Gute Gefühle“ nach Köln gekommen ist, will nicht Amor spielen, sondern uns vielmehr zeigen, dass unsere Vorstellung davon, was wir fühlen sollten und was nicht, sehr oft von unserem Umfeld geprägt sind und weniger von unseren eigenen Bedürfnissen.
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Windscheid will Wissenschaft unterhaltsam vermitteln
Und so stellen wir zum Beispiel die Liebe auf einen Sockel und glauben, alles müsse so romantisch sein wie in einem großen Hollywood-Film. Doch Liebe ist eben nicht rosarot, sondern oft sehr alltäglich.
Sehr vergnüglich und kurzweilig spricht der 34-Jährige über unseren Umgang mit Gefühlen, er zeigt Einspieler, macht kurze Spielchen mit dem Publikum und erzählt auch sehr persönlich aus seinem eigenen Leben.
Immer nennt er die Quellen seiner Informationen, denn dem promovierten Psychologen, der einst die Million bei „Wer wird Millionär?“ gewann, geht es darum, Wissenschaft auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. In einer Welt von Schwurblern und Querdenkern sei die Fokussierung auf Fakten und Quellen entscheidend.
Damit liegt er auf einer Linie mit der promovierten Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim, die es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht hat, ihr Fachgebiet einer breiten Masse nahezubringen.
Und genau wie sie ist auch Windscheid bald in seiner eigenen Fernsehsendung zu sehen. Er ist neuer Moderator des ZDF-Wissenschaftsformats „Terra Xplore“ (ab 16. April, 18.30 Uhr, im ZDF, sowie bereits vorab in der ZDF-Mediathek).
In der Lanxess-Arena spricht er darüber, wie toxisch positiv unsere Gesellschaft oft sei. „Von Instagram bis zum Life-Coach brüllt dich alles an: Sei glücklich!“ Er hält das für gefährlich. Glück dürfe man ebenso wie Liebe nicht überhöhen. „Glück ist wie Furzen. Wenn du zu viel Druck machst, wird es kacke.“
Gleichzeitig ermutigt er sein Publikum, ernst zu nehmen und darauf zu achten, was in uns vorgeht. Fühlen sei nicht einfach. „Aber wir brauchen das Fühlen, um die Welt zu verstehen.“