Die KVB plant auf der Aachener Straße längere Stadtbahnen, was zahlreiche Baumfällungen erfordert. Kritiker halten den Umbau für unnötig.
An Aachener StraßeIG Braunsfeld kritisiert Baumfällungen zugunsten längerer KVB-Stadtbahnen
Baumhaseln begrünen die Aachener Straße an der KVB-Haltestelle am Clarenbachstift. Doch die 17 Bäume müssen bald weichen. Denn auf der Verkehrsachse sollen zwischen Universitätsstraße und Weiden-West 14 Bahnsteige umgebaut werden, damit künftig 90 Meter lange Stadtbahnen dort halten können, statt der bislang genutzten 60-Meter-Bahnen. So soll die Stadtbahn auf der „Ost-West-Achse“ künftig mehr Fahrgäste transportieren können.
Die Interessengemeinschaft Braunsfelder Bürger hat gerade Schilder an die Bäume geheftet, mit denen sie das Vorhaben kritisiert: „An drei Haltestellen, und zwar am Clarenbachstift, am Melatenfriedhof und am Alten Militärring werden für den Bahnsteigumbau insgesamt 53 Bäume gefällt“, sagt Henning Sonnemann von der IG Braunsfeld. „20 davon hat die KVB bereits entfernt, aber auch die weiteren 33 sollen gefällt werden“. Sie würden aus Platzgründen vor Ort nicht ersetzt.
Die IG Braunsfeld hält den Umbau für unnötig
Die Bäume seien als Schattenspender, zur Kühlung und als Schadstoffbinder auf der breiten Verkehrsfläche aber sehr wichtig. Ilsetraut Popke, Mitglied im Rahmenplanungsbeirat Braunsfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld sieht noch einen weiteren Nachteil: „Danach können Fußgänger und Fußgängerinnen die Aachener Straße eigentlich nur noch an den Haltestellen überqueren, und zwar im Zick-Zack. Das benötigt noch mehr Zeit als bisher.“
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Die Seiten der Geschäftsstraße würden noch stärker voneinander isoliert. Die Interessengemeinschaft hält den Umbau für unnötig: „Man kann statt der neuen 90-Meter langen Bahnen mehr 60-Meter-Bahnen fahren lassen und so den Takt verdichten“, betont Henning Sonnemann.
Dazu müsste man nur die Bahnsteige in der Innenstadt leistungsfähiger ausbauen, durch jeweils einen Mittelbahnsteig mit zwei Haltestellen in jede Fahrtrichtung, die versetzt angelegt werden. Dann könnte die Linie 1 im Fünf-Minuten-Takt verkehren. Auch die Takte der Linien 7 und 9 könnten so verdichtet werde. Das wäre auch für die Fahrgäste attraktiver als mehr Platz in den Bahnen. Sonnemann bezieht sich damit auf die Alternativlösung des Bündnisses Verkehrswende, zu dem zahlreiche Verkehrsexperten und Stadtplaner gehören.
KVB sieht keine andere Lösung
Die KVB hält diese Lösung allerdings nicht für machbar: „Bei einer Taktverdichtung wären zehn zusätzlichen Bahnen nötig“, schreibt die KVB. „Das würde zu erheblichen Einbußen bei der Betriebsqualität führen. Es käme zu Bahnstaus und zu einer Trennung aller querenden Verkehre.“ Sie müssten öfter warten. Außerdem würde an manchen Stellen für den Fußverkehr keine ausreichende Zeit zum Queren mehr bleiben, sodass die Bahnen dort zwangsläufig stehenbleiben müssten.
Das Hauptproblem sei die zweigleisige Strecke zwischen dem Neumarkt und der Deutzer Freiheit. Dort würden drei Linien fahren, die aufgrund der Verkehrsführung verspätungsanfällig seien. Engpässe seien unvermeidbar.
Verkehrsexperte widerspricht
Sonnemann widerspricht und verweist auf die Gegenmeinung des Bündnis Verkehrswende und des Verkehrsexperten Volker Stölting von der TH Köln. „Stölting geht davon aus, dass sich die Betriebsqualität nicht verschlechtert, wenn die Bahnen auf Sicht und mit reduzierter Geschwindigkeit fahren“, sagt er.
In anderen Großstädten in Deutschland und dem benachbarten Ausland habe man positive Erfahrungen mit teilweise noch höheren Zugfolgen selbst in Fußgängerzonen gemacht. Die heutige Situation am Neumarkt im Bereich des Gesundheitsamtes zeigt zudem, dass die ampelfreie Überquerung von Gleisen durch hunderte Zufußgehende am Tag problemlos möglich sei.
Der Lindenthaler Bezirksvertreter Roland Schüler, Mitglied im Bündnis Verkehrswende, sieht das ähnlich: „Die querenden Verkehre werden nicht mehr aufgehalten als bisher“, sagt er. „Die Ampelzeiten richten sich nach dem Autoverkehr. Die Bahnen fahren mit ihm.“
Im linksrheinischen Stadtgebiet könne man den Takt verdichten. Er sieht allerdings ein anderes Problem: „Das wird leider nicht reichen, um das Fahrgastaufkommen im Rechtsrheinischen zu bewältigen. Eigentlich müsste man eine weitere Schienenverbindung von Ost nach West bauen, von Kalk aus über die Severinsbrücke zum Barbarossaplatz.“
Am Donnerstag, 6. Februar, informiert die Interessengemeinschaft Braunsfelder Bürger um 19 Uhr im Raum des Vereins Zeitgeist am Clarenbachplatz 2, über die Umbaupläne.