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Geißbockheim1. FC Köln könnte Kunstrasenplätze auf die andere Grüngürtel-Seite legen

Lesezeit 4 Minuten
Geißbockheim (1)

Am Geißbockheim sollen neue Trainingsplätze entstehen.

  1. Der FC will drei insgesamt drei Hektar große Kunstrasenplätze im denkmalgeschützen Äußeren Grüngürtel anlegen.
  2. Die Gegner finden, die Plätze ließen sich auch in Hürth anlegen.

Sülz – Ein heftiger Streit im Kölner Westen geht in eine weitere Runde. Mittlerweile mischen sich aber auch versöhnliche Zwischentöne in die Debatte zwischen Anhängern und Gegnern der Ausbaupläne des FC im Grüngürtel. Der 1.FC Köln will seine Anlage am Geißbockheim ausbauen und um ein 92 mal 52 Meter großes zweistöckiges Leistungszentrum und drei insgesamt drei Hektar große Kunstrasenplätze erweitern.

Für die Plätze müssten die Wiesen zwischen Geißbockheim und Gleuler Straße weichen. Sie befinden sich allerdings im denkmalgeschützen Äußeren Grüngürtel. Gegen das Vorhaben wehren sich die Bürgerinitiativen Grüngürtel für Alle!, die BIG Junkersdorf, der Freundes- und Förderkreis zur Vollendung des Äußeren Grüngürtel und Naturschutzverbände.

Die Natur schonen

Der Freundes- und Förderkreis hatte von den 500 Bürgern, die eigene Stellungnahmen bei der Bezirksvertretung Lindenthal abgegeben hatten, fünf in die Räume des Friedensbildungswerk in der Innenstadt eingeladen, um bei einem Diskussionsabend vor geladenem Publikum ihre Argumente gegen die Pläne des FC vorzustellen: Dabei waren die Sülzer Designerin Claudia Warda und der Braunsfelder Schüler Jannis Ernesti. Beide betonten noch einmal die Bedeutung des grünen Denkmals, das europaweit einmalig sei.

Gerd Krebber, Autor aus Sülz und ebenfalls einer der Vortragenden, machte auf die Wichtigkeit des Grüngürtels für das Klima in der Stadt aufmerksam: „Versiegelte Flächen, etwa Kunstrasenplätze, verändern es spürbar. Die Entlüftungs- und Belüftungswirkung des Parkgeländes wird unterbrochen.“

Die Wiesen zwischen Geißbockheim und Gleuler Straße sollen drei Kunstrasenflächen weichen.

Auch ein Urenkel des Grüngürtel-Planers Fritz Encke, Walther Lehnert, war aus Bremen angereist, um seine Bedenken gegen die FC-Pläne vorzutragen: Beim Denkmalschutz sei das Gesamtensemble zu beachten, seine Sichtachsen, Freiräume, Silhouetten genauso wie das historische, städtebauliche und künstlerische Werk. Kunstrasen, Ballfangzäune und Flutlichtanlagen würden es zerstören und seien mit den Gedanken der Planer des Grüngürtels unvereinbar. Die hatten zwar auch Sportplätze vorgesehen, doch habe es sich um nicht eingefasste Rasenflächen zum Schlagballspielen für die gesamte Bevölkerung gehandelt.

Ein Mitglied des FC – Offizielle des Klubs waren nicht geladen an dem Abend – gehörte ebenfalls zu den fünf Ausbau-Gegnern, die sich äußerten: Peter Purwien aus Junkersdorf plädierte dafür, sich noch einmal zwei andere Möglichkeiten für eine Erweiterung anzuschauen. So könnte der Verein das Leistungszentrum direkt vor seiner Haustüre errichten, wo ja sowieso alles zubetoniert sei. Die drei benötigten neuen Plätze in der Größe von drei bis vier Hektar ließen sich auch in Hürth anlegen, nur 600 bis 700 Meter vom Geißbockheim entfernt. Alternativ könne der Verein auch in Marsdorf bauen. „Dort hat man mit der Linie 7 auch eine sehr gute Anbindung“, sagt Peter Purwien.

„Campusmodell“ möglicher Kompromiss

Besondere Aufmerksamkeit im Friedensbildungswerk fand ein Vorschlag, den Purwien als „Notlösung“ titulierte, das so genannte „Campusmodell“, bei dem alle Pläne des FC direkt am Geißbockheim verwirklicht werden könnten: Für die drei Kunstrasenplätze sei nämlich auf der anderen Seite des Geißbockheims in Richtung Luxemburger Straße genügend Raum. Zwei Vorteile habe die Lösung im Vergleich zur aktuellen Planung des FC: der Eingriff in den Grüngürtel sei weit geringer. Und die Anlage ließe sich verkehrstechnisch besser anbinden.

Gerade aber die „Notlösung“, das „Campusmodell“, scheint als Kompromiss zu taugen. Friedhelm Hilgers, der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Lindenthaler Bezirksvertretung signalisierte eine gewisse Sympathie. „Was halten denn die Bürger, die sich gegen die Pläne des FC engagieren, vom Vorschlag des Herr Purwien?“ fragte Hilgers. Eine eindeutige Reaktion der Besucher gab es darauf nicht, aber auch von spontaner Ablehnung war nichts zu spüren.

Wilfried Becker, Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat, gab aber zu bedenken, dass die derzeitige Planung des FC auf der Wiese vermutlich doch die bessere Lösung sei, weil dabei keine Bäume gefällt werden. Es gäbe auch Denkmalschützer, wie den Stadtkonservator, die der Ansicht seien, dass die Pläne des FC als Ausnahme zulässig seien. Entscheidend für die SPD sei, so Becker, „dass der FC am Standort bleibt“. Unter den Befürwortern der Erweiterungspläne hatte es Befürchtungen gegeben, dass die Gegner der Pläne die Geißböcke aus dem Grüngürtel vertreiben wollten. Dieses Ziel verfolge aber niemand, versicherten viele, darunter auch Peter Purwien.

Für Rolf Albach, Vorsitzender des FDP-Stadtverbands Mülheim und sachkundiger Bürger im Ausschuss für Umwelt- und Grün, war das ebenfalls wichtig. Er befürworte zudem eine Erweiterung der Anlagen innerhalb des Grüngürtels. „Wir haben uns aber nicht festgelegt, wie die Plätze künftig angeordnet seien sollen“, sagte Albach. Wenn es bessere Ideen gibt, wo sie sich befinden sollten, werde er gerne darüber diskutieren. Gesprächsbereitschaft war spürbar als die Bürger und Politiker den Saal verließen. Die Pläne werden nun von der Politik und der Verwaltung weiter geprüft.