Konzept fürs VeedelBraunsfelder wollen Verkehrsprobleme und Leerstände angehen
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Köln-Lindenthal – Der Supermarkt Kaisers ist weg, die Postbankfiliale ebenfalls. Dann ist auch noch der Markt umgezogen, auf die Kitschburger Straße. Die Braunsfelder haben drei Gründe weniger, über die Aachener Straße zu bummeln – und die Geschäftsleute einen weiteren Anlass zur Sorge.
„Wir haben drei große Frequenzbringer verloren“, klagt Ines Buschmann, Inhaberin der Braunsfelder Apotheke und Vorstandsvorsitzende der Interessengemeinschaft Braunsfeld. Und in einer Zeit, in der der Handel sowieso stark zu kämpfen hätte, könnte der Verlust der Kundenmagnete in Einzelfällen katastrophale Folgen haben.
Die Reaktionen der Braunsfelder Geschäftsleute seien entsprechend, wie auch Vorstandsmitglied Annette Ludwig bestätigt. „Einige Ladenbesitzer sprechen schon davon, dass sie ihre Geschäft schließen müssen, wenn es so weiter geht“, schildert sie. Es sei höchste Zeit, aktiv zu werden.
Deswegen waren Buschmann und Ludwig nun in der Bezirksvertretung Lindenthal zu Gast, zusammen mit Elisabeth Slapio, Geschäftsführerin der IHK, und dem neuen „Handelskümmerer“ Heinz- Günter Grawe. Sie sei nicht gekommen, um „bitte, bitte“ zu sagen, betonte Buschmann. Das täten die Geschäftsleute seit 25 Jahren ohne Erfolg. „Wir möchten, dass Sie jetzt endlich Taten folgen lassen.“
Und damit das geschieht, hat die Interessengemeinschaft Braunsfeld Vorarbeit geleistet. Mit Unterstützung der IHK und Handelskümmerer Heinz-Günter Grawe hat sie ein Handlungskonzept, die „Faktensammlung Braunsfeld“, ausgearbeitet. Dabei handelt es sich um eine Liste mit zehn konkreten Verbesserungsvorschlägen, die auf der Grundlage der Befragung der Geschäftsleute und Kunden zusammengestellt wurde.
So schlägt die Interessengemeinschaft beispielsweise vor, die Aachener Straße durch mehr Bänke, Brunnen, bepflanzte Blumenkästen und -kübel attraktiver zu gestalten. Es gelte, die Sauberkeit zu verbessern, durch mehr Mülleimer und häufigere Reinigung insbesondere nach Spielen des FC und Karneval.
Es sollen mehr Fahrradständer aufgestellt und Fahrradleichen entfernt werden. Die Leerstände von Ladenlokalen sollen beseitigt und Zwischennutzungen ermöglicht werden. Dazu sei der Kontakt zwischen der Interessengemeinschaft und Immobilienbesitzern herzustellen. Letztere müssten besser in Planungen eingebunden werden.
Aachener Straße besser anbinden
Die Aachener Straße soll auch verkehrstechnisch besser angebunden werden, so sollen Querverbindungen durch zusätzlich Buslinien geschaffen, bessere Möglichkeiten für Fußgänger geschaffen werden, die Aachener Straße zu überqueren und der Autoverkehr soll besser geleitet werden.
Insbesondere die Parkplatzsituation möchten die Geschäftsleute verbessern. Ein neues Parkkonzept sei vor allem auch deswegen nötig, weil der Platz neben der Clarenbachkirche durch ein Neubauvorhaben künftig nicht mehr zum Parken zur Verfügung stehe. So könnten zum einen an der Aachener Straße die Parkplätze zwischen den Bäumen und den daneben liegenden Haltestreifen durch quer zur Straße liegende Parkbuchten ersetzt werden.
Parkhaus auf der Ideen-Liste
Auch über ein Parkhaus könne man nachdenken. Jeder Punkt auf der Liste ist mit den jeweiligen anzusprechenden Ämtern der Stadtverwaltung und Vertretern der Politik sowie einem Zeitplan versehen.
Angesichts so viel konkreter Vorarbeit wirkten die Bezirksvertreter fast ein wenig überrascht. Sie signalisierten aber Bereitschaft, sie zu unterstützen. Friedhelm Hilgers (SPD) sagte, es sei ja nicht nur im Interesse der Geschäftsleute, sondern auch der Bewohner für ein solches lebenswerteres Umfeld zu sorgen.
„Bei der Faktensammlung handele es sich um eine »Fundgrunde« voller Verbesserungsmöglichkeiten“, die einzeln beleuchtet werden könnten. Auch Horst Nettesheim (CDU) bekundete Interesse: „Die CDU-Fraktion ist bereit, bestimmte Dinge mit Anträgen zu versehen und auf die Reise zu bringen.“
„Handelskümmerer“ etabliert
Beschlossen wurde in der Sitzung erst einmal nichts. Stattdessen wurden Termine für weitere Treffen mit den Geschäftsleuten und dem „Handelskümmerer“ vereinbart. Elisabeth Slapio sieht die ersten Schritte auf beiden Seiten positiv: „Das neue Konzept der Faktensammlung und Gespräche mit Politik und Verwaltung unter Assistenz von Herrn Grawe als Handelskümmerer hat schon in der Innenstadt und an den Ringen sehr gut funktioniert.“
Die IHK würde bei der Erstellung der Faktensammlung Hilfestellung leisten, indem sie Tools zur Verfügung stelle, Know-how zur Strukturierung und Aufbereitung der Fakten sowie zur Analyse der Probleme. Dadurch könnten die Interessengemeinschaften Informationen strukturieren, konkret formulieren und gleichzeitig der Verwaltung und der Politik vorlegen, so dass jeder das gleiche erhalte und alle über das Gleiche diskutieren.
Handel unter Druck
„Gleichzeitig hat das Ganze auch einen Mehrwert für die IHK“, betonte Slapio, „weil wir mehr aus den Vierteln und von den Händlern erfahren.“ Der Handel sei sehr unter Druck, nicht nur wegen des Internets, sondern auch durch die Leerstände, weil inhabergeführte Geschäfte keine Nachfolger finden. Es zögen Filialisten ein, die ein steigendes Angebot im Niedrigpreissektor mitbringen.
Außerdem würde die Erreichbarkeit der Händler durch zahlreiche Verkehrsprobleme eingeschränkt. „Die Händler vor Ort haben das nötige Wissen über die Stadtteile“, sagte Slapio, „und wenn sich dort etwas verbessert, haben alle, auch die Bürger, etwas davon.“