AboAbonnieren

Zu wenig SporthallenVolleyballteam kann deswegen nicht in erste Bundesliga aufsteigen

Lesezeit 4 Minuten

Die Volleyballerinnen des DSHS Snow-Trex Köln könnten in die erste Bundesliga aufsteigen, gäbe es eine Halle für solche Spiele in Köln.

Lindenthal – Sie sind gut, sogar spitze. Die Volleyballerinnen des FC Junkersdorf DSHS Snow-Trex stehen derzeit auf dem ersten Platz der zweiten Bundesliga. Trotzdem ist ein Aufstieg in die erste Liga ausgeschlossen. Aus einem einfachen Grund: Köln habe keine geeignete Halle, um Erstligaspiele im Volleyball auszutragen – das berichtete Thomas Bartel, Präsident des FC Junkersdorf im Bezirksrathaus Lindenthal.

Die Bezirkspolitiker hatten zum ersten Mal die Vereine des stark wachsenden Stadtbezirks eingeladen, um sich nach ihren Bedürfnissen zu erkundigen. Zehn Sportvereine waren der Einladung gefolgt – und gaben den Bezirkspolitikern eine sehr klare Antwort: In der Stadt mangele es an Sporthallen, und zwar in einem für die Vereine nicht hinnehmbaren Maße. Der Klage folgte eine zweieinhalbstündige Diskussion.

Zwischenergebnis: Die Bezirksvertretung Lindenthal wird in einer ihrer nächsten Sitzungen per Beschluss offiziell beantragen, dass das Amt für Schulentwicklung bei der Planung und Umsetzung neuer Schulen das Sportamt und die Bürgerämter stärker einbezieht. Oft würde beim Bau der Spulsporthallen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Vereine geachtet. Das war das Fazit der kontroversen Debatte, die mit kritischen Worten begann.

Deutsche Meister im Cheerleading, aber keine eigene Halle

„Es ist ein Trauerspiel“, klagte Thomas Bartel. „Um aufzusteigen, würden wir eine Halle für 2500 Zuschauer brauchen, Tribünen an jeder Seite, neun Meter Deckenhöhe, und tausend Lux Lichtstärke.“ So sehen es die Regularien für Spielstätten in der ersten Bundesliga vor. Köln habe nicht nur eine Spitzenmannschaft, sondern auch einen Spitzentrainer und könnte ein fester Stützpunkt des deutschen Volleyballs werden – mit der entsprechenden Halle. Christian Wasserfuhr vom Verein Borussia Hohenlind pflichtete ihm bei. Das Team Cheerstars der vereinseigenen Cheerleader-Abteilung sei immerhin Deutscher Meister. Zum Training muss es aber durch die Stadt tingeln.

Dieses Problem habe aber nicht nur der Leistungssport, ergänzte Bartel. „Eine wichtige Sparte unseres Vereins ist auch Kinderturnen. Wir haben etwa 500 Mitglieder und hätten die Möglichkeit, ein Vielfaches an Jungen und Mädchen bei uns turnen zu lassen. Wir verwalten mehr Warte- als Kurslisten.“ Auch Karl Heinz Paulus vom DJK Südwest bemängelte fehlende Sportstätten: „Unsere Volleyball- und Basketballteams haben für ihre Spiele am Wochenende keine Halle in unserem Viertel Sülz/Klettenberg. Man könne doch wenigstens die Sporthalle des Elisabeth-von-Thüringen- und Schillergymnasiums am Wochenende öffnen.“

Mitglieder treten wegen fehlenden Trainingsmöglichkeiten aus

Vorwürfe erhob auch Peter Pfeifer, der ehemalige Präsident des Sportvereins Lövenich/Widdersdorf und frühere Vorsitzende der Sportjugend Köln: „Wie kann man denn als Stadt, wenn man doch weiß, wie sehr ein Viertel wächst, nicht daran denken, dass man dann auch mehr Sportstätten benötigt?“ Der SV Lövenich/Widdersdorf habe 2000 Mitglieder, aber keine eigene Halle. Die Vereinsmannschaften trainierten in der Olympiaschule – neben anderen Vereinen. Rund 300 Mitglieder seien mangels Trainingsmöglichkeiten mittlerweile ausgetreten. Die Halle der Pater-Delp-Grundschule in Widdersdorf sei immer noch von Flüchtlingen belegt. Während in anderen Städten die Hallen wieder geräumt sind, seien sie in Köln immer noch nicht freigegeben. „Ihr müsst Hallen bauen“, mahnte Pfeifer, „Ihr wollt, dass gerade wir Sportvereine die Zuwanderer integrieren, aber ihr hindert uns ja daran.“

Die Situation

Insgesamt 74 Sportvereine mit sehr unterschiedlichen Mitgliederzahlen gibt es im Stadtbezirk Lindenthal. Sie können 43 unterschiedlich große Schulsporthallen mitbenutzen. Davon ist eine Sporthalle in Widdersdorf noch mit Flüchtlingen belegt. Die Mehrzweckhalle in Weiden wurde gerade wieder frei und wird zurückgebaut. (se)

Doch Bürgeramtsleiter Walter Stocker konnte wenig Hoffnung machen, dass in Köln vereinseigene Sportstätten entstehen: Neue Hallen würden dort eingeplant, wo auch neue Schulen errichtet werden. „Bevor wir die ersten Hallen mit Flüchtlingen belegt haben, konnten wir als Bürgeramt, das ja für die Vergabe von Hallen zuständig ist, den Bedarf an Sportstätten decken“, so Stocker. „Wenn die Kapazitäten nicht mehr reichen, müssen wir eben den Bedarf der Vereine noch einmal feststellen und neu verhandeln“, betonte er. Hypothetische Mitgliederzahlen aufgrund von Austritten seien dabei ohne Relevanz. „Wenn wir nicht nachweisen können, dass eine bestimmte Gruppen nicht untergebracht werden kann oder konkrete Anmeldezahlen vorliegen, dann haben wir bei der Verwaltung keine Chance.“

Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker wartete mit einem konkreten Vorschlag auf: „An der Zusestraße in Lövenich wird ein neues Gymnasium gebaut. Dort könnte man eine Dreifachsporthalle errichten.“ Die könne der Verein Widdersdorf/Lövenich nutzen. Auch an anderen Orten im Bezirk wolle die Bezirksvertretung weiterführende Schulen schaffen, die eine Sporthalle brauchen, so Blömer-Frerker. Sie forderte: „Unterstützen Sie uns doch dabei!“

Einverstanden waren die Vereine zumindest mit der Lösung, das Sportamt und die Bürgerämter künftig bei Planungen stärker einzubeziehen, sie blieben aber auch bei ihrer Forderung: „Wir brauchen eigene Sportstätten!“

Das könnte Sie auch interessieren: