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Köln-WiddersdorfMüllwagen überrollt Jungen – ADFC ruft zu Mahnwache auf

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Einsatzkräfte an der Unfallstelle in Widdersdorf

Köln-Lindenthal – Schwerer Unfall am Montagmorgen in Köln-Widdersdorf: Ein Müllwagen der AWB hat am Mathesenhofweg einen jungen Radfahrer (7) erfasst. Nach ersten Erkenntnissen fuhr der Vater ein Stück vor seinem Sohn, als der Siebenjährige, der womöglich auf dem Bürgersteig unterwegs war, von einem Müllwagen erfasst wurde. Dessen Fahrer wollte offenbar in eine Spielstraße abbiegen. Das Kind wurde vom hinteren rechten Doppelreifen überrollt.

Zeugen und Polizisten werden betreut

Der Vater erlitt einen Schock und wurde von einem Seelsorger betreut. Auch die Anwohner waren geschockt, viele standen auf der Straße und verfolgten den Einsatz mit Tränen in den Augen. Inzwischen hat die Polizei ihre Ermittlungen vor Ort beendet. Mindestens sechs Streifenbeamte und zehn Mitarbeiter der Feuerwehr und des Rettungsdienstes sind außer Dienst genommen worden, weil die Bilder am Unglücksort sie stark belastet haben - eine außergewöhnlich hohe Zahl.

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„Unfälle mit Kindern sind immer besonders schlimm, auch für erfahrene Kollegen“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Einsatzkräfte wurden auf verschiedenen Wachen von Seelsorgen und dem Team zur psychosozialen Unterstützung (PSU) der Berufsfeuerwehr betreut.

OB Reker spricht Eltern Beileid aus

OB Henriette Reker reagierte am Vormittag auf den tragischen Unfall: „Die Nachricht über den Tod eines kleinen Kindes, das durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, hat mich tief bestürzt und traurig gemacht. Meine Gedanken sind in diesen dunklen Stunden bei den Eltern und den Angehörigen. Für den schmerzhaften Verlust eines Kindes gibt es keinen Trost. Der Familie wünsche ich von Herzen viel Kraft und spreche ihr im Namen aller Kölnerinnen und Kölner mein herzliches Beileid aus.“

AWB-Chef ist „bestürzt und betroffen“

Auch AWB-Geschäftsführer Peter Mooren äußerte sich „bestürzt und betroffen“ und sagte: „Unsere Gedanken gelten der Familie.“ Die beteiligten Mitarbeiter stünden unter Schock, und würden psychologisch betreut. „Wir unterstützen die Polizei selbstverständlich bei den Ermittlungen, denn auch wir möchten genau wissen, wie es zu diesem Unfall kam", sagte Mooren.

Müllwagen hatte keine Seitenkamera

Nach Auskunft einer Unternehmenssprecherin ist der Unfall in Widdersdorf der erste eines AWB-Fahrzeugs mit tödlichem Ausgang seit ungefähr zehn Jahren, und der erste mit einem Müllwagen seit etwa 25 Jahren. Grundsätzlich seien die Müllfahrzeuge der AWB zu Sicherheitszwecken mit Rückfahrkameras ausgestattet sowie mit speziellen Seitenspiegeln, die den toten Winkel zwar verkleinern, ihn aber nicht aufheben. Nur die neueren Fahrzeugmodelle verfügen dagegen auch über seitliche Kameras - das Unfallfahrzeug von heute Morgen gehört jedoch nicht dazu.

ADFC ruft zu Mahnwache auf

Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Köln sprach von einem „unfassbar traurigen“ Unglück. Für Dienstagabend, 19 Uhr, ruft der ADFC zu einer Mahnwache auf dem Mathesenhofweg in Widdersdorf auf. Es werde keine Ansprachen und kein Programm geben, kündigte Schmidt an. Nur ein stilles Gedenken.

Auch Reinhold Goss, Vorsitzender der Kölner Schulpflegschaften reagierte mit einer Stellungnahme: „Ich bin als Vater und Stadtschulpflegschaftsvorsitzender schockiert über diesen Unfall. Unabhängig vom genauen Unfallhergang und ohne Schuldzuweisung wird aber auch auf entsetzliche Art und Weise aufs Neue bewusst, dass die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Schulwegssicherheit aufgrund des allgemeinen Schulnotstands in Köln in den Hintergrund geraten ist. Die Schulen und die Stadt als Schulträger sind aufgrund geltender Vorgaben verpflichtet, Kindern Mobilität im Sinne einer Verkehrserziehung beizubringen. Das ist in den vergangenen Jahren leider stark vernachlässigt und auf die Eltern geschoben worden.“