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Kölner SeniorengemeinschaftNeue Kochkurse für Männer

Lesezeit 4 Minuten

Jung-Köche: Heinz Cornelius Pütz (v.l.), Hubert Dase, Norbert Bießmann und Norbert Jachertz.

Sülz – Die Kräuterssaitlinge sind geputzt, die Nudeln gekocht. „Vorsicht. Nicht so“, unterbricht Franz Fischedick entschieden Norbert Jachertz, der jetzt noch schnell die Petersilie hacken will. „Du musst die Finger schützen, mit denen du die Kräuter hälst. Mach Krallenfinger und führe das Messer parallel zu den Fingernägeln. Dann kann nichts passieren“, erläutert er. Norbert Bießmann, 70 Jahre alt, sieht zu und macht große Augen. „Schon wieder was gelernt“, meint er anerkennend in Richtung Fischedick. Und darum geht es, wenn sich fünf Rentner im Alter zwischen 61 und 78 Jahren Woche für Woche in der Kölner Seniorengemeinschaft (KSG) zum Kochkursus treffen.

Die Idee hatte der jüngste von ihnen, Hubert Dase (61). Als er in Rente ging, habe seine Freundin ihn mit den Worten Zuhause empfangen: „Du hast ja jetzt mehr Zeit. Da kannst du auch mal was Leckeres auf den Tisch bringen.“ Aber er habe „nicht wirklich eine Ahnung vom Kochen“ gehabt. Da sei ihm die Idee mit dem Kochkursus gekommen, so Dase. In der KSG – in die er regelmäßig zum Schachspielen kommt – sprach er deren Leiterin an. Und Katrin Köhl hielt das für eine Superidee, die nun im Borros-Keller an der Zülpicher Straße 273b seit Anfang 2012 in die Tat umgesetzt wird.

Beginn einer zweiten Laufbahn

Dabei können sich die Männer auf das Wissen und den guten Geschmack von Fischedick verlassen. Der heute 78-Jährige verdiente früher sein Geld als Elektromeister. Zum Kochen kam er während seiner Aufenthalte im Wochenendhaus. „Das liegt im Westerwald. Dort habe ich den Koch des Tennisclubs kennen gelernt. Als ich 1999 in Rente ging, war mir langweilig. Da habe ich dem öfter in der Küche geholfen.“

Alles zum Thema Zülpicher Straße in Köln

Es war der Beginn von Fischedicks zweiter Laufbahn. Einer seiner Freunde, Küchenchef im Gürzenich, konnte ihn als Koch ebenfalls gut gebrauchen. Von dort ging es in die Messe, wo Gastronom Jean Blatzheim seinerzeit die Hallen 1 bis 8 bekocht habe. „Ich habe meistens in der kalten Küche gearbeitet. Menüs für bis zu 1000 Personen waren keine Seltenheit. Immer musste es schnell gehen“, erinnert sich Fischedick.

Da wird die Freundin neidisch

Mittlerweile kocht er nur noch in der KSG, wo er täglich einen schmackhaften Mittagstisch für die Senioren zubereitet. „Herr Dase fragte mich, ob ich den Männern was beibringen könne. Ich hatte Lust dazu“, sagt er und wendet sich wieder den Soßen zu. Heute kochen sie „Nudelauflauf rut-wieß“. Eine Eigenkreation, die alle Enkelherzen höher schlagen ließe – dürften sie denn teilhaben. Beide Soßen zu dem separat im Ofen backenden Nudelauflauf basieren auf einem Hühnerfond. Die weiße wird mit den Pilzen und einem Schuss Sojasauce verfeinert, bei der roten handelt es sich um eine klassische Tomatensauce. Sie ist süß und fruchtig – und ein gelungener Kontrapunkt zur weißen.

Dase kocht jetzt auch Zuhause. Seine Freundin – der es übrigens meistens gut schmecke – sei sogar manchmal ein wenig eifersüchtig. „Wenn ich wieder was Neues gelernt habe“, so Dase. Der 72 Jahre alte Norbert Jachertz wechselt sich mit seiner Frau in der Küche ab. Kochsendungen hingegen sind ihm ein Graus. „Nee, die Kochsendungen kommen immer so gespreizt daher. Wir sind hier bodenständiger“, meint er. Der fünfte im Bunde, Heinz Cornelius Pütz (70), lacht und sagt: „Zumal wir dabei immer noch so gemütlich zusammensitzen und uns über alles Mögliche unterhalten.“

Absolute Basics des Kochens

Während er schon mal den Rotwein öffnet, damit der atmen kann, erzählt er: „Ich habe vor einigen Jahren einen Kölnführer für Senioren geschrieben. Schon damals fiel mir auf, dass es keine Kurse gibt, in denen man als Rentner die absoluten Basics des Kochens für den Alltagsgebrauch lernen kann. Das meiste ist viel zu ambitioniert und abgehoben.“

Beim dem Thema hat Bießmann in diesem Moment gleich eine Frage an Fischedick. Da sind immer diese Fachausdrücke, unter denen man sich zuweilen nicht so viel vorstellen kann. Also – „was heißt eigentlich: die Soße binden?“ Und Fischedick erklärt es ihm, indem er der hellen Soße Sahne zufügt, mit der ihr eine leicht cremige Konsistenz verleiht. Jetzt setzen sich die Männer gemeinsam an den Tisch und verteilen ihre neueste Kreation auf die Teller. Dann stoßen sie an, wünschen sich einen guten Appetit und probieren das Essen. Sie sind zufrieden.

In diesem Jahr wird der Männer-Kochkursus wieder angeboten. Für KSG-Mitglieder kostet die Teilnahme 60 Euro, Nicht-Mitglieder zahlen 90 Euro. Nähere Informationen bei Katrin Köhl unter Telefon 94 38 14-36.

www.koelner-senioren.de