KommunalwahlLindenthaler CDU verliert Vormacht wegen FC-Plänen im Grüngürtel
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Im Bezirk Lindenthal verliert die CDU ihre Vormachtstellung an die Grünen.
Damit steht auch das Amt von Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker zur Disposition.
Die CDU-Mitglieder sehen den Grund der Niederlage in der Diskussion um die FC-Pläne im Grüngürtel. Erfahren Sie hier die Hintergründe.
Lindenthal – Die Lindenthaler haben ihre Stimmzettel so ausgefüllt, wie es Kölns bekanntestes Maskottchen tun würde – jedenfalls aus Sicht der Sieger. Die Grünen hatten den Satz „Hennes würde Wiese wählen“ zu ihrem Wahlkampfslogan gemacht und sich damit anders als die großen Parteien klar gegen das Vorhaben des 1. FC Köln positioniert, im Äußeren Grüngürtel ein Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätze zu errichten.
FC-Pläne fliegen Altparteien um die Ohren
Entsprechend kommentierte Bezirksbürgermeister Roland Schüler (Grüne) das Wahlergebnis: „Diese Entscheidung ist den Altparteien um die Ohren geflogen. Das Hennes-Wählen hat zugeschlagen.“ Am Wahlabend realisierten die Grünen allerdings erst langsam, dass die Sitzverteilung in der Bezirksvertretung (BV) Lindenthal gewaltig in Rutschen geraten war.
Die erste Prognose von 44 Prozent zogen die Parteimitglieder, die sich am Aachener Weiher versammelt hatten, noch stark in Zweifel. „Das sind erst zwei von 185 Stimmbezirken“, sagte Roland Schüler. Doch viel weniger wurde es am Ende nicht. Mit 39,91 Prozent sind die Grünen stärkste Kraft im Bezirk und liegen noch elf Prozentpunkte über ihrem stadtweiten Ergebnis.
Da die stärkste Fraktion auch das Recht hat, den Bürgermeister zu stellen, wird nun wohl Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker nach 21 Jahren abgelöst. Wer sich um das Amt bewirbt, konnten Schüler und Cornelia Weitekamp, die auf Platz eins der Liste der Grünen steht, nicht sagen. „Wir müssen das in Ruhe in unserer Fraktion besprechen“, so Weitekamp.
Schüler versprach, dass seine Partei jetzt das umsetze, wofür die Menschen sie gewählt haben. „Wir werden einen alternativen Standort für den Ausbau des FC weiterentwickeln, die Verkehrswende weiter betreiben und uns für mehr Klima- und Gesundheitsschutz einsetzen.“ In Lindenthal haben die Grünen nun die besten Voraussetzungen dafür, die Kräfte haben sich zuungunsten der ehemaligen Volksparteien verschoben.
Während die Grünen drei Plätze hinzugewonnen haben und mit acht Mitgliedern im Stadtteilparlament vertreten sind, ist die CDU-Fraktion von sieben Mitgliedern auf fünf geschrumpft. Bei der vergangenen Wahl hatte die CDU mit 33,89 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Dieses Mal waren es nur 25,26 Prozent, also in etwa so viel wie die Grünen bei der Wahl im Jahr 2014.
Gleueler Wiese bestimmte Diskussion
Viele Stammwähler der CDU und der SPD im Stadtbezirk hatten ihren Parteien das Vertrauen entzogen, weil beide die Ausbaupläne des 1. FC Köln unterstützen. Der Vorsitzende des SPD-Ortsverbands Lindenthal, Christoph Auch, bei dem sich einige Parteimitglieder versammelt hatten, um die Wahlergebnisse zu verfolgen, schilderte seinen Eindruck: „Das Thema Gleueler Wiese hat bei diesem Wahlkampf besondere Auswirkungen gehabt.“
SPD Lindenthal in abgespeckter Version
Eine sachliche Diskussion mit Ausbaugegnern sei schwierig gewesen, die Atmosphäre emotional erhitzt, ergänzt Vandad Nourdoust (SPD). Parteigenossin Tamara Jost ist enttäuscht davon. Es gebe viele wichtige soziale Themen, für die die SPD sich einsetzen wollte, betont die Leiterin des Frida-Kahlo-Hauses. Nun muss die SPD-Fraktion das in abgespeckter Form tun: Statt bislang vier, hat die Partei noch drei Sitze im Stadtteil-Parlament. Im Vergleich zu 2014 rutschte sie sieben Prozentpunkte ab.
Noch-Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker (CDU) im Gespräch
Die CDU ist im Bezirk Lindenthal nicht mehr stärkste Kraft, sondern hat diese Rolle an die Grünen abgegeben. Was sagen Sie zu dem Ergebnis?Helga Blömer-Frerker: Das ist natürlich enttäuschend, vor allem, weil unsere jungen Mitglieder, die auf den Listenplätzen sechs, sieben und acht standen, jetzt keinen Sitz in der BV haben. Ich hätte mich über eine Verjüngung gefreut.
Was bedeutet die Änderung der Kräfteverhältnisse für Sie? Werden Sie wieder Bezirksbürgermeisterin? Meine Fraktion wird mich vorschlagen, aber es ist ja so, dass die stärkste Partei, also in diesem Fall die Grünen, auch das Recht hat, den Bezirksbürgermeister oder die Bezirksbürgermeisterin zu stellen. Wenn ich allerdings die zweitmeisten Stimmen erhalte, werde ich aber Stellvertreterin.
Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für den Stimmverlust bei der CDU? Für mich ist in Lindenthal ganz klar das Klima-Thema in Verbindung mit den Plänen des 1.FC Köln im Äußeren Grüngürtel der Grund. Das Thema war in den vergangenen Monaten stark emotional aufgeladen. Viele Leute haben gesagt: Wenn ihr euch nicht klar dagegen positioniert, dann wählen wir euch dieses Mal eben nicht mehr. Für mich ist das Ergebnis also nicht überraschend, nur in der Höhe.Das Gespräch führte Susanne Esch