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111-jähriges JubiläumDreimal wiederaufgebaut: Die turbulente Historie der Decksteiner Mühle

Lesezeit 3 Minuten
Celina und Robert Schumacher im Biergarten der Decksteiner Mühle neben dem Mühlenrad.

Celina und Robert Schumacher im Biergarten der Decksteiner Mühle neben dem Mühlenrad.

Das ursprüngliche Anwesen wurde bereits 1316 erstmals urkundlich erwähnt. Heute steht die 5. Eigentümer-Generation in den Startlöchern.

Das Wasser plätschert von dem Mühlenrad, als ob es ein Jahrhundert lang nichts anderes getan hätte. Das Lokal im Lindenthaler Ortsteil Deckstein, mit dem passenden Namen Decksteiner Mühle, feiert dieses Jahr sein 111-jähriges Dasein als Familienbetrieb. Allerdings ist das kleine Holzrad lange nicht so alt und nur ein Ersatz für seinen Vorgänger.

Köln-Lindenthal: Decksteiner Mühle mit langer Historie

Das Anwesen, aus dem das Lokal hervorging, wurde bereits 1316 erstmals urkundlich als „Decksteiner Hof“ erwähnt. Damals gehörte auch eine Mühlengaststätte dazu. Nach mehreren Besitzerwechseln im Laufe der Jahrhunderte wurde die Hofanlage Ende des 19. Jahrhunderts durch einen Großbrand zerstört.

Das Mühlenrad der Decksteiner Mühle

Die Decksteiner Mühle erlebte über die Zeit zahlreiche Besitzerwechsel. (Archivfoto)

Auf den Trümmern entstand ein Ausflugslokal mit dem neuen Namen „Decksteiner Mühle“, das der Urgroßvater des heutigen Eigentümers, Robert Schumacher, am 13. Oktober 1913 erwarb: Martin Paffendorf wurde Herr über ein Ballhaus nebst riesigem Biergarten, Vergnügungspark und Aussichtsturm.

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Junge Mädchen tanzten mit Soldaten – und wurden diffamiert

Der Freizeitspaß hatte dort allerdings bereits 1914 vorläufig wieder ein Ende: Das Militär beschlagnahmte den zweigeteilten Tanzsaal und errichtete dort 500 Feldbetten für Soldaten. 1919 rückten die englischen Besatzer ein und übernahmen die Unterkunft. Bereits in der ersten Nacht brannte der Ballsaal ab.

1922 wurde er wieder errichtet und in Betrieb genommen. Die Feiern nahmen wieder an Fahrt auf. In den 20er- und 30er-Jahren tanzten hier bis zu 400 Paare Polka, Walzer und „Rheinländer“, junge Mädchen mit den Soldaten, die in den benachbarten Forts stationiert waren.

Das war nicht gerne gesehen, besonders nicht bei den Männern in Zivil. Die abtrünnigen Frauen wurden als „Soldatenlieschen“ diffamiert. Die Uniformierten bekamen hier und da eine Abreibung.

Decksteiner Mühle: Dritter Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Ballhaus gab es neben Tanz auch so einige Schlägereien. Jedenfalls wurde die Decksteiner Mühle über die Grenzen in Köln bekannt bei allen Menschen, die etwas erleben wollten – bis der Zweite Weltkrieg begann und im Jahr 1943 zwei Luftminen das gesamte Anwesen in Schutt und Asche legten.

Die Aufräumarbeiten begannen, als Robert Schumachers Großvater Josef aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam. Josef Schumacher war bereits mit Martin Paffendorfs Tochter Maria verheiratet und sie hatten einen 1937 geborenen Sohn namens Martin Josef, genannt Majo. Die Familie begann ab 1949 mit dem Wiederaufbau.

Nach der Währungsreform baute sie zunächst einen kleinen Gastraum und eine Notwohnung. Im März 1953 wurde der Gasstätten-Neubau der Decksteiner Mühle schließlich feierlich wiedereröffnet – und das Lokal bereits nach drei Jahren verpachtet. Die Gastronomie blieb fortan in den Händen von Pächtern. Die Eigentümer verwalteten weiterhin das Anwesen.

5. Eigentümer-Generation steht in den Startlöchern

Als Majo Schumacher 1980 die Verwaltung übernahm, baute er die Decksteiner Mühle weiter aus. Der Decksteiner „Dorfkrug“ mauserte sich zum gediegenen Restaurant. 2001 folgte ihm sein Sohn Robert und baute die Wohnung im ersten Stock zu einem Gesellschaftsraum für Events, wie Hochzeiten und Geburtstage.

Damals betrieb das Lokal bereits seit 18 Jahren der Gastronom Marcel Herzet. Nachdem er 2003 aufhörte, folgte ein anderer bekannter Kölner Wirt, Elias Khamassi, ehemaliger Betreiber des alten Wartesaals. Er bewirtete in Deckstein bis 2019 die Gäste. In der Pandemie übernahm dann das Gastronomen-Duo Torsten Schliesing und Mario Becker – und scheiterte in der Zeit der Lockdowns.

Mittlerweile ist das Lokal wieder in den festen Händen: Walech Mehmani, der vorher das Weinhaus Brungs in der Innenstadt betrieb, hat es nun unter seiner Fittiche. Und während Majo Schumacher dieses Jahr leider verstorben ist, steht nun die 5. Eigentümer-Generation in den Startlöchern: Celina Schumacher studiert noch Immobilienwirtschaft möchte aber bald in die Verwaltung einsteigen.