Sülz – Freie Parkplätze am Straßenrand sind in fast allen Veedeln mittlerweile ein seltenes Gut. So auch in Sülz. Dort sorgen eine Baustelle und anscheinend verschärfte Kontrollregeln für zusätzlichen Unmut unter den Anwohnern. „Zum Teil kurvt man eine Dreiviertelstunde durch die Wohnstraßen bis man einen Parkplatz gefunden hat“, klagt Eckhard Krauß. Der 83-Jährige wohnt in der Nähe des Hermeskeiler Platzes wo es eh wenige Stellplätze am Straßenrand gibt. Doch nun wird auch noch gebaut und neue zusätzliche Halteverbotsschilder verschlimmern die Situation.
Baustelle am Hermeskeiler Platz
Die Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke (WSK) baut am Hermeskeiler Platz, direkt neben der dortigen Endhaltestelle der KVB-Line 9 ein mehrstöckiges Haus. Auftraggeber sind die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB). Es entsteht ein Gebäude mit 41 Wohnungen für die Mitarbeiter des Unternehmens. Eine Bäckerei und ein vier-zügiger Kindergarten sollen ebenfalls in das Gebäude einziehen. Zum Bauvorhaben gehört außerdem eine Tiefgarage, die auch Bewohnern eines Nachbarhauses zur Verfügung stehen soll. Platz für 61 Autos und etwa 80 Fahrräder soll es später einmal unter der Erde geben. Doch erst einmal verringert die Baustelle die Parkmöglichkeiten im Viertel. Das versteht auch Eckhard Krauß. Was er nicht versteht ist, dass keine Alternativen für die Bauzeit geschaffen wurden.
Halteverbot bis Mitte Dezember
Seine Vorschläge: platzsparendes Querparken in der Simmerer Straße, eine vorübergehende Öffnung des Wendehammers in der Wohnsiedlung am Beethovenpark und die Verlegung des Wochenmarktes am Hermeskeiler Platz, um die freie Fläche täglich als Parkplatz nutzen zu können. „Mit ein wenig gutem Willen von allen Seiten könnte man das Problem so abmildern, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind“, ist sich Krauß sicher. Die Stadt sieht das allerdings anders. Aufgrund fehlender Flächen könnten leider keine alternativen Stellplätze bereitgestellt werden, heißt es von Seiten der Verwaltung. Mitte Dezember würden die meisten Halteverbotszonen aber wieder aufgehoben werden, verspricht die Stadt. Dann soll die Baugrube fertig sein. Das ganze Gebäude wird aber erst Ende 2022 fertig.
Keine Baustelle, sondern eine geänderte Auslegung der Regeln ärgert Wolfgang Schmidt. Er wohnt nur wenige Meter entfernt vom Hermeskeiler Platz, an der Zülpicher Straße. Auch hier, auf einem Abschnitt der Zülpicher Straße zwischen Mommsenstraße und Am Krieler Dom sind die Abstellmöglichkeiten für Autos spärlich. Deshalb stellen die Autofahrer ihre PKW häufig auch auf dem Bürgersteig ab. Der ist an dieser Stelle gut fünf Meter breit. Es bleibt also noch genügend Platz für die Fußgänger, findet Schmidt. Neben dem Bürgersteig verläuft noch ein rot markierter Radweg, dann kommt ein schmaler Grünstreifen mit Bäumen und dann folgt die Fahrbahn. Auf der stehen am Straßenrand auch parkende Autos. Bis vor kurzem hätte die Stadt die Autos auf dem Bürgersteig toleriert. Keine Strafen verhängt, sagt Wolfgang Schmidt. Doch das sei nun offensichtlich vorbei. „Ohne Vorwarnung sind Knöllchen verteilt worden, das ist eine Sauerei“, erzählt Schmidt.
Bürgersteigparken wurde immer toleriert
Über Jahrzehnte hätten die Autos auf dem Bürgersteig gestanden, ohne dass es Strafen gegeben hätte, so der Anwohner. „Nein, es gibt keine neue Regelung“, lautet die Antwort der Verwaltung auf eine schriftliche Anfrage. Parken auf dem Gehweg sei grundsätzlich nach der Straßenverkehrsordnung (StVO) verboten, es sei denn, eine entsprechende Beschilderung erlaubt es ausdrücklich. Davon hätte es auch zuvor keine Ausnahmen gegeben, widerspricht die Stadt dem Eindruck der Anwohner. Geltendes Recht werde einfach nur „konsequent angewandt“. Darüber müssten die Anwohner auch nicht extra informiert werden, so der Standpunkt des zuständigen Amtes. Denn: „Bei jeder Person, die einen Führerschein hat, darf vorausgesetzt werden, dass die StVO und damit die Regeln bekannt sind.“ Nichtsdestotrotz überlegt Wolfgang Schmidt ein Bürgerbegehren zu starten, um über die Politik eine Änderung herbeizuführen, die für mehr legale Parkplätze sorgt. „Die Leute wissen einfach nicht mehr wo hin mit ihren Autos, das ist oft ein Kampf“, sagt Schmidt.