Die Interessengemeinschaft „Lebenswerte Lux“ ruft am Samstag zu einer Demonstration auf. Die Transportunion fordert Konsequenzen.
Anwohner rufen zu Demo aufWie die Luxemburger Straße nach Unfall mit Fünfjährigem sicherer werden soll
Der schwere Unfall an der Einmündung Luxemburger Straße/Gottesweg, bei dem am vergangenen Dienstag ein fünfjähriger Junge auf seinem Fahrrad von einem abbiegenden Sattelzug erfasst und schwer verletzt wurde, soll nicht ohne Konsequenzen bleiben. Am kommenden Samstag, 16. November, ruft die Interessengemeinschaft „Lebenswerte Lux“ zu einer Demonstration auf. Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Luxemburger Straße/Klettenbergpark.
Zusammen mit dem Verkehrsclub Deutschland, dem ADAC und Fahrrad-Entscheid Köln, dem Aktionsbündnis Kidical Mass und dem Fuss e.V. hat sie einen Fünf-Punkte-Plan für mehr Sicherheit erarbeitet.
Abbieger dürfen nicht zeitgleich Grün mit Radfahrern und Fußgänger haben
Danach sollen die Ampeln so geschaltet werden, dass der abbiegende Autoverkehr nicht mehr zeitgleich Grün mit Radfahrern und Fußgängern bekommt. Als Sofortmaßnahme soll Tempo 30 eingeführt werden. Außerdem sollen auf der Luxemburger Straße und den angrenzenden Hauptverkehrsstraßen die rechten Fahrspuren wie auf den Ringen in Radfahrstreifen umgewandelt werden. Das ungehinderte Rechtsabbiegen an der Universitätsstraße durch den sogenannten freilaufenden Abbieger soll, wie an anderen Stellen im Stadtgebiet auch, abgeschafft werden. Das Bündnis fordert überdies mehr Polizeikontrollen vor allem mit Blick auf das Einhalten der Schrittgeschwindigkeit beim Rechtsabbiegen von Lkw, das Parken in zweiter Reihe, Rotlichtverstöße und das Einhalten der Überholabstände zwischen dem Kfz- und Radverkehr.
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Der Fünfjährige war von dem Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen übersehen worden und mit seinem Rad unter die Hinterachse der Zugmaschine geraten. Sein Vater musste den Unfall mitansehen. Er fuhr hinter seinem Sohn und konnte nicht mehr eingreifen.
Die Initiative „Lebenswerte Lux“ setzt sich seit 2022 ein. Anlass der Gründung war ein tödlicher Unfall im Jahr 2021. Damals wurde eine Radfahrerin (81) durch eine unachtsam geöffnete Autotür getötet. In den darauffolgenden Jahren ereigneten sich weitere Unfälle mit Schwerverletzten und Getöteten.
„Mehrmals im Jahr müssen wir schwere oder gar tödliche Unfälle auf der Luxemburger Straße schmerzvoll zur Kenntnis nehmen. Dabei haben wir alle ein Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Gleichzeitig liegen keine politischen Anträge vor, die Verkehrssicherheit endlich herzustellen“, sagt Dominik Kerl, Sprecher der IG „Lebenswerte Lux“. „Deshalb appellieren wir an die politischen Verantwortlichen, sich für die Umsetzung unserer Maßnahmen auszusprechen und eine Mehrheit zu finden.“
Die Demonstration am Samstag soll auf der Luxemburger Straße vom Klettenbergpark bis zum Gottesweg führen. „Auf der Strecke werden wir an Stellen, wo es zu tödlichen Unfällen gekommen ist, anhalten. Am Gottesweg werden wir zu einem sogenannten Die-In aufrufen. Wir legen und setzen uns auf die Fahrbahn, um auf die Verletzlichkeit von Menschen aufmerksam zu machen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind“, sagt Kerl.
Auch die Transportunion, der Verein von Spediteuren und Güterkraftunternehmen im Rheinland, schlägt nach dem neuerlichen schweren Unfall Alarm. „Es gibt pragmatische Lösungen, die die Gefahr für Radfahrer bis zu einer endgültigen Regelung sofort verringern“, sagt Vorstandssprecher Daniel Giel. „Wenn es die Stadt zulässt, werden wir einen ersten Schritt gehen und auf unsere Kosten an der Unfallstelle einen sogenannten Trixi-Spiegel installieren lassen.“ Der Spiegel biete zwar keine absolute Sicherheit für Radfahrer. Aber das Sichtfeld von 100 Grad erhöhe die Sicherheit für Lkw-Fahrer, deren Fahrzeug über keinen Abbiegeassistenten verfüge. „Wenn man uns lässt, können wir uns vorstellen, auch weitere Unfallschwerpunkte mit diesen Spiegeln auszustatten.“
Transportunion will Spiegel für mehr Sicherheit montieren
Darüber hinaus sei vielen vor allem kleineren Spediteuren offenbar nicht bekannt, dass das in Köln ansässige Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) die Nachrüstung älterer Lkw mit Abbiegeassistenten fördere und Interessenten bei der Antragstellung unterstütze. „Die Fördermittel sind auch in diesem Jahr bisher nicht vollständig abgerufen worden“, sagt Daniel Giel. „Es gibt aus unserer Sicht keine Ausreden mehr.“
Die Transportunion schlägt vor, dass die Stadtverwaltung „bei jeder Ummeldung eines betreffenden Fahrzeugs in Köln den neuen Halter über diese Möglichkeit und den Kontakt zum BALM informiert“, so Giel. „Und wenn es nur der Link oder eine Telefonnummer zum Förderprogramm, kopiert auf behördlichem Umweltpapier ist. Das Wissen muss behördenübergreifend geteilt werden; die Zulassungsstelle gehört ins Boot. Dieser Zettel wird Leben retten.“
Gerne biete die Transportunion Schulen oder Unternehmen mit vielen Radfahrern „den Besuch mit einem Sattelzug an. Um in der Praxis zu erleben, wie groß der tote Winkel in solchen Fahrzeugen ist und wie wichtig dieses Wissen im Kreuzungsbereich sein kann. Sehr gerne auch mit dem ADFC, dessen Arbeit und kooperatives Handeln wir sehr schätzen“, so Giel.