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Bike-Tower Weiden-WestDer Kölner Turm soll mehr Pendler aufs Rad locken – Bau verzögert sich

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Roth, Roland Schüler und Axel Fell an der Stelle des Park-and-Ride-Platzes, wo der Kölner Bike-Tower bereits stehen sollte. Im Hintergrund ist eine KVB-Straßenbahn zu sehen.

Thomas Roth, Roland Schüler und Axel Fell an der Stelle des Park-and-Ride-Platzes, wo der Kölner Bike-Tower bereits stehen sollte.

Die Kölner warten lange auf ihren Fahrradturm. Der Bike-Tower Weiden-West sollte eigentlich die immer vollen Stellplätze und Boxen im Stadtteil entlasten.

An der KVB-Haltestelle Weiden-West herrscht reger Umsteigebetrieb. Autofahrer und Radfahrer aus dem Umland, beispielsweise aus Brauweiler und Frechen, parken hier ihr Gefährt, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter in die Stadt zu fahren. Doch gerade für die umweltfreundlichsten Verkehrsteilnehmer, die Radler, ist es in den vergangenen Jahren immer enger geworden. Die 72 überdachten Fahrrad-Stellplätze sind regelmäßig komplett besetzt. 35 abschließbare Boxen ebenso.

Wildparker binden ihren Drahtesel am Zaun des Aufgangs zur S-Bahn an. Ein guter, sicherer Abstellplatz ist rar. Das hätte sich eigentlich schon seit einiger Zeit ändern sollen. Ein Fahrradparkhaus in Form eines Bike Towers sollte längst auf dem Parkplatz Weiden-West stehen. So haben es der Verkehrsausschuss und die Bezirksvertretung Lindenthal vor Jahren beschlossen. Ende 2020 sollte er am Park-and-Ride-Platz Weiden-West fertig sein und auf einer Grundfläche von rund 56 Quadratmetern in einem elf Meter hohen Turm Platz für 120 Räder bieten.

Stadt Köln hatte Deutscher Umwelthilfe die Türme versprochen

Dazu hat die Stadt sich auch verpflichtet: Als in Köln Dieselfahrverbote wegen hoher Luftschadstoffwerte drohten, hatte die Stadt mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Juni 2020 einen Vergleich geschlossen und unter anderem zugesagt, dass die fünf geplanten Bike Tower zwischen 2020 und 2022 fertiggestellt werden. Außer in Weiden-West sollen auch an vier weiteren Orten in Köln, so etwa am Wiener Platz oder an den Haltestellen Porz-Rhein und Brück Mauspfad, Parkhäuser für Räder gebaut werden. In Weiden-West sollte mittlerweile das erste stehen. Davon fehlt bislang allerdings jede Spur.

Beispiel für einen BikeTower: der Offenburger Fahrradturm bietet Platz für 120 Räder. Die Räder werden ebenerdig in eine Box gestellt, danach voll­au­to­ma­tisch in ein Regal ge­sta­pelt.

Beispiel für einen BikeTower: der Offenburger Fahrradturm bietet Platz für 120 Räder.

Die Politik im Stadtbezirk Lindenthal und im Rhein-Erft-Kreis kritisiert das: „Der Bedarf und die Notwendigkeit an der Haltestelle Weiden-West, viele weitere Parkmöglichkeiten für Fahrräder zu schaffen, ist unbestritten“, betont Roland Schüler, Verkehrsexperte der Bezirksvertretung Lindenthal. Die Bike-Tower endlich zu bauen, sei wichtig, um die dringend erforderliche Verkehrswende mit anzustoßen.

Thomas Roth, Mitglied der Fraktion der Grünen und Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Stadtrat Pulheim, sieht das genauso: „Das Angebot, sein Rad sicher und bequem abstellen zu können, muss vorhanden sein, damit immer mehr Menschen mit dem Fahrrad zur Bahnstation kommen.“

Stadtverwaltung Köln kennt Baukosten noch nicht

Axel Fell vom ADFC Rhein-Erft, der selbst mit dem Rad pendelt und es am Parkplatz Weiden-West abstellt, hat eigene Erfahrungen: Die schwierige Suche nach einem freien Stellplatz mache das Radfahren nebst Umsteigen auf die Bahn für Berufspendler nicht sehr attraktiv. Dabei gibt es das Park-and-Ride-Konzept bereits seit 1994. Seitdem wird im Zwei-Jahres-Rhythmus die tatsächliche Nutzung erhoben. Seit zehn Jahren kommt sie zu dem gleichen Ergebnis: Die Nachfrage an Fahrradparkplätzen übersteigt das Angebot bei weitem und wächst kontinuierlich sehr stark.

Der Bike-Tower bietet dafür eine platzsparende und kostengünstige Lösung: Nur 60 Euro soll ein Parkhausplatz im Jahr kosten, 35 Euro für sechs Monate, 7,50 Euro für einen Monat. Wie teuer der Bau wird, kann die Stadtverwaltung noch nicht sagen. Der Bike-Tower wird aber zu 70 Prozent vom Bundesumweltministerium und der Klima-Initiative im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Klimaschutz durch Radverkehr“ gefördert.

Den verzögerten Baubeginn des Towers begründet die Stadtverwaltung damit, dass der Auftrag für den Bau des ersten Bike-Towers in Weiden-West ausgeschrieben werden musste. „Bei dem Ausschreibungsverfahren waren viele grundsätzliche Fragestellungen zu klären, da es sich um ein für Köln völlig neues Modul der Fahrradabstellanlagen handelt“, so schreibt ein Sprecher der Stadt. Leider hätten auch die Beschränkungen der Pandemie den Prozess erschwert.

Kölner Verwaltung will Projekt in nächsten Monaten abschließen

„Die Vergabe für den Bike-Tower in Weiden West ist noch nicht abgeschlossen, somit konnte der Auftrag noch nicht vergeben werden“, so heißt es weiter. „Die Verwaltung plant, das Verfahren in den nächsten Monaten abzuschließen.“ Nachdem ein Unternehmen mit dem Bau beauftragt ist, soll die Bauzeit etwa ein Jahr betragen. Die Zeit drängt auch aus einem anderen Grund: Die Deutsche Umwelthilfe hat ein Auge darauf, ob die Stadt Köln die in einem Vergleich gemachten Versprechen auch einlöst. „Wir werden Druck auf die Stadt machen, ihre Zusagen auch umzusetzen“, sagt Robin Kulpa, Referent Verkehr und Luftreinhaltung der Organisation.

In dem Vergleich hatte sich die Stadt Köln mit der Umwelthilfe auf viele Änderungen der Mobilität geeinigt, wie den Ausbau des Radverkehrsnetzes, mehr Tempo 30, und die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Der Bau der Bike-Tower ist ein Teil des Gesamtpaketes. „Wir werden den Umsetzungsstand der vereinbarten Maßnahmen nun bei der Stadt abfragen“, betont Kulpa. „Wenn sie nicht im vorgesehenen Zeitplan realisiert werden können, fordern wir die Stadt Köln auf, die Attraktivität von Bus und Bahn, Rad und Fußverkehr auf andere Weise zu steigern.“