Seit ihrer Gründung hat Deutschlands größte Fluglinie, die Lufthansa, ihren Firmensitz in Köln.
Vor kurzem hat das Unternehmen seinen vierten Sitz in der Stadt an der Venloer Straße bezogen.
Die meisten Arbeitsplätze sind längst nach Frankfurt verlagert worden, doch offizieller Sitz ist Köln geblieben.
Köln – So kärglich wie in den 1950er Jahren arbeitet die Lufthansa-Belegschaft nicht mehr. Das sanierte Hochhaus „One Cologne“ an der Ecke Innere Kanalstraße/Venloer Straße ist nun ihre Adresse, inklusive Dachterrasse und einem Empfang mit Vordach ähnlich noblen Hotel-Entrées.
Rund 250 Lufthansa-Mitarbeiter sind kürzlich von einem Übergangs-Sitz in Braunsfeld nach Ehrenfeld umgesiedelt. Es sind vor allem Beschäftigte der Versicherungstöchter Delvag und Albatros, die in das ehemalige Gebäude der Versicherung Hamburg-Mannheimer umzogen, aber auch Mitarbeiter der Lufthansa-Zentrale. Jedenfalls „eine Handvoll“, so ein Unternehmenssprecher. Das operative Geschäft der Fluggesellschaft befindet sich mittlerweile in Frankfurt, doch Köln bleibt Firmensitz. So, wie es schon seit Jahrzehnten war.
Karge Büros am Kaiser-Wilhelm-Ring
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Siegermächte Deutschland den Flugzeugbau und den Flugbetrieb verboten, doch in den 1950er Jahren wendete sich das Blatt. Hans M. Bongers, Wirtschaftsberater und schon in der Vorkriegs-Lufthansa in führender Position aktiv, wird vom Bundesverkehrsministerium beauftragt, die Bundesregierung „in Fragen eines zukünftigen deutschen Luftverkehrs“ zu beraten.
Sein Büro eröffnet Bongers in Köln, unweit der provisorischen Hauptstadt Bonn, nachdem ihm der damalige Oberstadtdirektor Willi Suth, Konrad Adenauers Schwager, Räume in einem Neubau der Stadt am Kaiser-Wilhelm-Ring vermittelt hat.
„Die leeren Räume mussten möbliert werden. Wir beschränkten uns auf einen großen Arbeitsraum, den wir provisorisch durch eine Holzwand teilten. In einem kleinen Vorraum kamen die beiden Schreibdamen unter“, schreibt Bongers in seinem Buch „Es lag in der Luft“. 1952 beschloss das Bundeskabinett eine Vorbereitungsgesellschaft für den geplanten Luftverkehr. Im Januar des Folgejahres versammelten sich die Gründer im Oberbergischen Saal der Industrie- und Handelskammer zu Köln, um die „Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf“ (Luftag) aus der Taufe zu heben.
An der Spitze der Luftag standen Bongers und Ingenieur Gerhard Höltje. „Die Luftag durfte Flugzeuge einkaufen, Mitarbeiter einstellen und schulen, eine Bodenorganisation aufbauen“, heißt es in der Lufthansa-Chronik: „Und sie durfte sich, als sichtbarer Ausdruck der Identifikation mit dem großen Vorbild, seit dem 6. August 1954 wieder »Deutsche Lufthansa Aktiengesellschaft« nennen.“
Erste Verwaltung im Hansa-Hochhaus
Das „große Vorbild“ war die „Deutsche Luft Hansa AG“, wie sie 1926 durch den Zusammenschluss der Deutschen Aero Lloyd und der Junkers Luftverkehr zustande kam. „Von der Deutschen Aero Lloyd wurde der aufsteigende Kranich übernommen, von Junkers die Farben blau und gelb“, so der Kölner Luftfahrtexperte Werner Müller.
Die kleinen Propeller-Maschinen des neuen Unternehmens konnten die Kölner am Flughafen Butzweilerhof in Ossendorf bewundern. Hier eröffnete die Fluggesellschaft Anfang April 1926 den planmäßigen Flugverkehr mit der Strecke Berlin-Köln-Paris. Sitz der ersten Lufthansa war Berlin, ab 1937 wurde die Bezirksleitung West jedoch von Essen nach Köln verlegt. Die Mitarbeiter residierten im noch relativ neuen Hansa-Hochhaus am Hansaring.
Von den Siegermächten wurde das Restvermögen der ersten Lufthansa erst 1951 vollständig liquidiert – nur zwei Jahre vor dem Neubeginn, in dem Kritiker auch eine Verdrängung der dunklen Vergangenheit im Dritten Reich sahen, als Tausende Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Rechtsnachfolgerin der alten Lufthansa wurde die neue AG nicht. Von der alten Firma sei nur der Name gekauft worden, heißt es in der Chronik. Hauptsitz war fortan Köln.
Neuanfang an der Claudiusstraße
Die neue Zeit beginnt am 1. April 1955: Die Bundesrepublik bekommt ihre Lufthoheit zurück und die Lufthansa startet ihren Linienflugbetrieb. Die Unternehmenszentrale zieht aus den kargen Büroräumen am Ring in ein ehemaliges Universitätsgebäude an der Claudiusstraße. Die Flugzeuge starten und landen ab jetzt am neuen Flughafen Köln/Bonn, der 1957 für den zivilen Luftverkehr freigegeben wird.
1961 eröffnet die Lufthansa den interkontinentalen Verkehr mit der Strecke Köln-New York. Doch nach einigen Jahren ist schon wieder Schluss. Erst 1990 betreibt die Lufthansa – ebenfalls nur kurzzeitig – wieder eine Linienverbindung in die USA. 2015 startet die Lufthansa-Tochter Eurowings den ersten Billig-Langstreckenflug nach Kuba. Seit 2018 fliegt Eurowings nur noch von Düsseldorf in die Ferne.
Ganz oben in Deutz
Ihre Flughöhe hatte die Lufthansa 1970 erreicht, als sie in Deutz ein 95 Meter hohes Gebäude bezog. Rund 1000 „Lufthanseaten“ arbeiteten mit Blick auf Rhein und Altstadt. Für Köln war das Lufthansa-Hochhaus ein Wahrzeichen. 2007 folgte der Umzug in ein eher unscheinbares Gebäude an der Deutz-Mülheimer Straße gegenüber der Messe. Immer mehr Arbeitsplätze wurden nach Frankfurt verlegt, auch der Vorstand operiert nicht mehr von Köln aus.
Den Flughafen verbinden Maschinen mit dem Kranich-Logo genau mit einem Ziel: München. Dennoch sei es wichtig, dass das Unternehmen noch immer mit Köln verbunden sei, sagt Ulrich S. Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer: „Die Lufthansa gehört zu Köln wie die Messe und der Rhein.“