Köln – Auf dem Weg zum Neumarkt, vorbei an der Aachener Straße und dem Rudolfplatz herrscht Aufbruchsstimmung am Montagmorgen: Wirte stellen Tische auf, manch einer genießt bereits einen Latte Macchiato am Tisch und die Menschen strömen Richtung Schildergasse. Es geht wieder los: Shoppen ohne Test und Termin, Kaffee trinken in der Außengastronomie – und das bei bestem Frühlingswetter.
Kölner Schildergasse: Schlangen vor Zara und Primark
Silvia Weingarten wartet vor Ladenöffnung schon am Neumarkt vor dem Schuh-Geschäft Snipes. Sie freut sich, endlich wieder uneingeschränkt einzukaufen. „Man ist ausgehungert, der Kleiderschrank wird immer leerer“, sagt die 53-Jährige. Vor allem Schuhe müsse sie vor Ort kaufen. „Ich habe in jeder Marke eine andere Größe, ich muss sie einfach anprobieren“, so die Kölnerin.
Es ist noch nicht zehn Uhr, da bilden sich vor mehreren Geschäften der Einkaufsmeile bereits Schlangen. Vor Zara warten mit Abstand und Maske circa 25 Menschen entlang von Absperrbändern, denn für den Handel gilt bei stabiler Inzidenz unter 100 eine Kundenbegrenzung von einer Person pro 20 Quadratmetern. Als die Uhr dann Punkt zehn schlägt, verschwinden die Kundinnen und Kunden rasch ins Geschäft.
Sie habe mit dem Ansturm gerechnet, sagt eine Zara-Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Rückmeldung in den vergangenen Monaten sei stets rege gewesen, sagt sie, während sie ihre Kundinnen empfängt. Auch vor Primark und TK Maxx ergibt sich ein ähnliches Bild: Kundenstau und Vorfreude.
Elisa Catavolturo ist erleichtert, dass sie vorerst nicht mehr zwei Termine buchen muss – einen für den Corona-Schnelltest und einen für das Geschäft – um eine Runde im Laden zu drehen. „Ich habe online viel bestellt und wirklich genug zurückgeschickt. Das fühlt sich gut an, einfach herzukommen, ohne Stress“, sagt die Kölnerin, die mit ihren zwei Kindern Zara schon wieder verlässt, um weiter zu bummeln.
Überhaupt sind an diesem Morgen viele Mütter und Familien unterwegs; auch Senioren sind vermehrt gekommen, um zu shoppen. Lucrezia Fabri etwa steht vor dem Schuhgeschäft Deichmann, in der linken Hand hält die 72-Jährige ihren Schnelltest-Nachweis. Sie sei sich nicht mehr sicher, ob sie diesen heute noch brauche.
Als die Reporterin ihr sagt, dass dieser nun fürs Einkaufen in Bekleidungsgeschäften hinfällig ist, sagt sie: „Aber ich will ja auch ins Café, von daher“. Fabri möchte Ware lieber anfassen und sehen, bevor sie sie kauft. „Internetbestellung ist nicht meine Sache“.
Auch in den Köln Arcaden ist am Montag viel los
Geschäftiges Treiben in den Köln-Arcaden in Kalk. Während die Plätze der Außengastronomie an der Kalker Hauptstraße schnell alle besetzt sind, ist das Einkaufszentrum gut besucht. Noch vor Tagen war hier ausschließlich an der Corona-Teststation Betrieb. Jetzt haben sich vor einigen Bekleidungsläden wie der Modekette H&M oder dem Sportschuhladen King of Trainers längere Warteschlangen gebildet, auch die Besucher von Mediamarkt oder diversen Telefon-Shops müssen sich gedulden. Zeit mitbringen müssen auch einige junge Damen vor dem Geschäft von Calzedonia: Riesige Poster werben hier mit neuer Bademode, die Nachfrage ist angesichts der ersten wirklich schönen Frühlingstage draußen groß. Da fällt kaum ins Gewicht, dass die Ruhezonen genau wie die Restaurants nach wie vor geschlossen sind.
Das To-Go-Geschäft mit Asia-Snacks, Sandwiches oder Pizza läuft genauso gut wie der Eisbällchen-Verkauf. Und der Mann hinter der Theke von Gelatissimo ist optimistisch: „Spätestens nächste Woche können wir unser Café im ersten Stock auch wieder öffnen.“ Grinst und versorgt ein Kind mit „einmal Erdbeer und eine Kugel Nuss, in der Waffel, bitte.“