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KommunalwahlAuf diese Plakat-Strategien setzen Kölner Parteien im Wahlkampf

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Die Gesichter von den OB-Kandidaten Reker und Kossiski sind auf vielen Wahlplakaten in Köln zu sehen - auf welche Strategie setzten sie mit ihren Plakaten?

  1. Im diesjährigen Kommunalwahlkampf hängen die Parteien weniger Plakate und werben mehr online.
  2. Tobias Hofmann von der Werbeagentur Polivox zeigt die Strategie hinter verschiedenen Wahlplakaten auf.
  3. Parteien lassen Abgrenzungen und Auseinandersetzungen missen.

Köln – Als lebendige Demokratie empfinden es viele, einige nennen es Stadtverschmutzung, wieder andere würden von ihrem Bürgerrecht gar keinen Gebrauch machen, wenn es ihn nicht gäbe: Die Rede ist vom Kommunalwahlkampf der Parteien, Spitzenköpfe und Kandidaten. Und wie sie strategisch, bildlich und inhaltlich auftreten, wird zurzeit auch an der Plakatwerbung im Kölner Stadtbild sichtbar.

Eine Bemerkung vorab: Im Vergleich zu früheren Wahlkämpfen halten sich die Parteien bei der Plakatierung merklich zurück. Digitale Kanäle übernehmen einen Teil der Kommunikation, ökologische Aspekte reduzieren frühere Materialschlachten, und keine Partei will sich mehr dem Vorwurf aussetzen, für mehr Sauberkeit in Köln zu werben aber im Wahlkampf genau das Gegenteil zu tun.

Henriette Reker: Auch ohne Parteinamen auf Plakaten die Nr. 1

Beginnen wir mit der ersten Frau der Stadt, Oberbürgermeisterin Henriette Reker: Vor fünf Jahren warb sie noch gemeinsam mit den vier Unterstützerparteien auf ihren Plakatmotiven. Das hat sie heute nicht mehr nötig, denn Reker ist die prominenteste und beliebteste politische Marke der Stadt.

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Letztes Mal standen noch die Namen ihrer Unterstützerparteien auf Rekers Wahlplakaten - dieses Jahr braucht sie das nicht mehr.

Darauf ist ihr Auftritt reduziert: großer Name, klares Motiv, überparteiliche Botschaft. So gewinnt sie Stimmen aus allen politischen Lagern und die jüngsten Umfragen geben ihr recht: Sie wird wohl die Nr. 1 der Stadt bleiben. Allein der Gang über die Severinstraße lässt einen kurz erstarren: Revolutionärer Fassadenkult? Puuh, zum Glück nur Henriette – vielleicht einen Tick zu groß für Köln.

Herausforderer Kossiski: Das Kämpferherz fehlt

Henriette Rekers einziger Herausforderer ist Andreas Kossiski von der SPD – so haben nicht wenige das noch vor wenigen Wochen gesehen. Und jetzt? Herausforderer?! So kommt Kossiski im Wahlkampf nicht rüber. Er generiert sich als Chance, mit der der Wähler auf der sicheren Seite steht. Doch er formuliert die Chancen und seine Standpunkte nicht.

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Kossiski spricht wie ein langjähriger Amtsinhaber - doch diesen Bonus hat er noch gar nicht.

Kossiskis Kommunikation ist die eines langjährigen Amtsinhabers: Er spricht über Nähe und Vertrautheit – aber die gibt es noch gar nicht zwischen ihm und den Menschen in Köln. Er lässt das von ihm formulierte Kämpferherz vermissen. Kreative Kritik am schwarz-grünen Ratsbündnis oder Abgrenzung zur Amtsinhaberin? Fehlanzeige! Seine Motive zeigen in der Tat einen sympathischen sozialen Demokraten. Zur Eroberung der Kölner Machtzentrale muss aber mehr kommen.

SPD zeigt sich bissiger als ihr OB-Kandidat

Was der Herausforderer Andreas Kossiski nur sehr bedingt in der Wahlkampfkommunikation leisten kann, muss seine Partei, die SPD, für ihn übernehmen: Angriff gegen CDU und Grüne und die inhaltliche Auseinandersetzung bei Wohnungsmangel, Schulsanierung und Verkehr. Die Sozialdemokraten greifen diese Themen auf, allerdings ohne klare Linie.

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Die SPD zeigt sich auf den Wahlplakaten angriffslustig.

Ein wirkliches kommunikatives Konzept, das die Fehler der letzten fünf Jahre visualisiert, das inhaltlich zupackt, das den Kölnerinnen und Kölnern zeigt, die SPD will etwas besser machen, ist nicht erkennbar. Es ist Wahlkampf und die SPD kämpft nicht. Vielleicht hat sie das intern zu viel getan oder sie hofft, ohne laute Töne wieder an die Schalthebel zu kommen. Immerhin liegt sie mit Grünen und CDU in der letzten Umfrage gleichauf.

CDU setzt auf Dialog mit den Bürgern - ist es dafür zu spät?

Das kommunikative Konzept, das der SPD offensichtlich fehlt, präsentiert die Union: Hey CDU, Hey Köln. Die Wähler fragen und die Partei antwortet. Dieser Dialog grenzt sich ab von der üblichen Einbahnstraßen-Kommunikation. Einziger Haken: Mit diesem Dialog muss die CDU früher beginnen, weit vor einem Wahltag und außerhalb der spitzen Wahlkampfrhetorik. Dann geht dieses Konzept auf: Eine Partei hört die Fragen, die brennen, und gibt Antworten.

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Dialog statt spitze Wahlkampfrethorik bei der CDU.

Gleiches gilt für den Claim der CDU – Wir verantworten Köln. Gemeint ist: Wir übernehmen Verantwortung und verantworten auch die Entscheidungen, die nicht gut waren. Formuliert die CDU diese Ehrlichkeit früher, dann sitzt dieser Claim – im heißen Wahlkampf versteht ihn kaum einer.

Grüne zeigen sich bürgerlich statt rebellisch

Die Grünen waren früher die Meister der Wahlkampfrhetorik: Witzig, kreativ und bissig gegenüber den Volksparteien. Jetzt sind sie selbst eine – zumindest in den großen Städten und das merkt man.

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Die Grünen setzen auf mehr Bürgerlichkeit.

Die Aussagen und Illustrationen sind gefällig und auf eine breite Wählerschicht ausgerichtet, denn den Grünen ist es nicht mehr egal, was die Anhänger bürgerlicher Politik von ihnen denken – sie wollen von ihnen gewählt werden. Und die Grünen liegen nicht falsch damit, sich breiter aufzustellen: Sie haben gute Chancen, stärkste Kraft im Kölner Rat zu werden.

FDP spricht Klartext

Diese Chance haben die Freien Demokraten nicht. Sie zeigen dennoch in diesem Wahlkampf einen klaren Auftritt. Mit dem auffälligsten Design ist die Partei schon länger unterwegs und sie formuliert ihre Forderungen auch deutlich.

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Die FDP setzt auf kurze Statements.

Ob Bildung, Verkehr, Genehmigungsverfahren – die FDP spricht Klartext. Und „Wer Köln liebt, macht es besser“ grenzt die Liberalen von den jetzigen Machtverhältnissen im Rathaus ab. Trotzdem muss nicht die halbe Kölner FDP auf ein Plakat. Denn Gruppenfotos ohne Wahlkreis, Name oder Funktion wirken nicht.

Abgrenzungen der Parteien untereinander fehlt

Wo es bereits besser läuft als in Köln sagt Volt – besser gesagt, fragt Volt. Autoarme Innenstadt wie in Madrid? Oder: Sozialer Wohnungsbau wie in Wien?

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Die Themen sind richtig, es stellt sich nur die Frage, warum fragt Volt nur und formuliert die Frage nicht als Standpunkt? Denn es sind Antworten, die die Leute von den Parteien erwarten.

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Wahlplakat der Partei Volt

Richtig spannend ist dieser Wahlkampf wohl nicht, da die Auseinandersetzung und Abgrenzung der Parteien und Spitzenköpfe untereinander fehlt. Aber spannend wird es am kommenden Sonntag trotzdem, denn wer mit wem und wie in Köln regieren kann, das ist noch völlig offen. Es lohnt sich also, wählen zu gehen!

Zum AutorTobias Hofmann ist Geschäftsführer und Inhaber der Werbeagentur Polivox in Köln. Politische Kommunikation ist ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Gemeinsam mit seinem Team konzipiert und entwickelt er seit 20 Jahren Kampagnen und Kommunikation für Parteien, Ministerien, Städte und Wahlkämpfe.