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Moschee-Eröffnung in Köln-EhrenfeldHenriette Reker sieht sich in einer „Zwickmühle“

Lesezeit 4 Minuten

Blick über die Ehrenfelder Moschee der Ditib zum Dom

Köln – Oberbürgermeisterin Henriette Reker will auf Einladung der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) an der Eröffnungsfeier der Zentralmoschee in Ehrenfeld teilnehmen, zu der auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erwartet wird. Der Wunsch der Ditib bringe sie in „eine Zwickmühle“, sagte Reker auf einer Diskussionsveranstaltung im Restaurant Consilium. „Ich freue mich nicht, dass Erdogan kommt, aber wir sollten im Dialog bleiben“, betonte sie.

„Ich muss und will“ den Kölnerinnen und Kölnern türkischer Herkunft zeigen, dass sie Teil der Stadtgesellschaft sind, sagte Reker weiter. Dazu werde sie die Veranstaltung am 29. September nutzen. Ihr sei bewusst, dass Fotos, auf denen sie gemeinsam mit Präsident Erdogan zu sehen sein werde, ihre eigene kritische Haltung nicht widerspiegele.

Gläubige beim Gebet in der neuen Moschee

Am Rande des Tags der Religionen im Rathaus am Donnerstagabend, der in diesem Jahr von der Ditib ausgerichtet wurde, stellte Reker eine Bedingung für ihr Erscheinen bei der Moscheeeröffnung. „Ich nehme gern an den Feierlichkeiten teil, sofern ich die Gelegenheit erhalte, im Namen der Stadt ein Grußwort zu sprechen.“ Rekers Sprecher Alexander Vogel fügte hinzu: „Sollte die Ditib oder die türkische Seite das ablehnen, sieht sich die Oberbürgermeisterin nicht in der Lage, nur als Statistin an der Eröffnung teilzunehmen.“

Nach Angaben der Stadtverwaltung leben in Köln annähernd 94.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Etwa 55.000 von ihnen haben die türkische Staatsangehörigkeit.

Einladung noch nicht ergangen

Eine förmliche Einladung Rekers zu der Eröffnungsfeier sei bislang nicht eingegangen, hieß es am Donnerstag im Rathaus. Vertreter der Ditib hätten sich mit ihrer Bitte telefonisch an die Protokoll-Abteilung im Amt der Oberbürgermeisterin gewandt. Demzufolge sei das Programm der Veranstaltung noch nicht bekannt.

Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), Mitbegründer des Moschee-Beirates, wurde von der Ditib in einer Mail vorab über die geplante Eröffnungsfeier informiert. „Wenn ich eine Einladung bekomme, werde ich teilnehmen“, kündigte er an. „Aber nicht wegen Herrn Erdogan, sondern weil wir im Beirat seit zehn Jahren auf den Termin hinarbeiten und weil die Moschee zu dieser Stadt gehört.“

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Die Äußerungen Rekers und Schrammas lassen die Sorge erkennen, der türkische Präsident werde ihr Kommen für Eigenwerbung nutzen. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD), der sich ebenso wie Schramma für den Bau der Moschee eingesetzt hatte, sagte am Donnerstag, er „werde mit Sicherheit nicht als Claqueur erscheinen“. Als die Ditib ihn vor zwei Tagen in einem Telefonat auf die bevorstehende Eröffnungsfeier hingewiesen habe, habe er seine Absicht bekundet, „einige Worte über Menschenrechte, Demokratie und Freiheit zu sprechen“. Die Reaktion sei zurückhaltend gewesen. „Es geht mir um die Menschen, die im Veedel leben“, sagte Wirges. Der Kölner Architekt Paul Böhm, von dem der Entwurf für die Moschee stammt, dürfte als Gast gesetzt sein. Er selber hat allerdings noch keine persönliche Einladung erhalten.

Redete schon einmal in der Ditib-Moschee: Henriette Reker am Tag der offenen Moschee im Jahr 2017

Von der Ditib war am Donnerstag keine Stellungnahme zum geplanten Ablauf der Veranstaltung zu erhalten. Auch die Polizei weiß bislang nichts darüber. „Möglicherweise weiß die türkische Delegation das selbst noch gar nicht genau“, sagte ein Beamter. Wie zu erfahren war, suchen die Organisatoren noch ein Tageshotel, in dem Erdogan und seine Begleiter sich während ihres Kurzbesuches in der Stadt zurückziehen können. Angeblich laufen dazu Verhandlungen mit einem Hotel in der Innenstadt. Unterschrieben sei aber noch nichts, heißt es. Nach derzeitigem Kenntnisstand plane Erdogan keine weiteren Auftritte in Köln. (mit ihi)

Polizei rechnet mit Großdemonstrationen

Die Polizei will bis auf weiteres keine Wasserstandsmeldungen zu geplanten oder angemeldeten Demonstrationen am 29. September abgeben. Die Situation ändere sich derzeit nahezu täglich, sagte ein Sprecher zur Begründung. Neue Demonstrationen werden angemeldet, andere zurückgezogen, wieder andere Anmelder deuteten an, Veranstaltungen womöglich zusammenlegen zu wollen. In den nächsten Tagen will die Polizei so genannte Kooperationsgespräche mit den einzelnen Anmeldern führen, um die Demonstrationsrouten und mögliche Auflagen für die Kundgebung festzulegen. Die bislang größte Demonstration ist auf dem Neumarkt angemeldet worden. Veranstalter ist die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. Bis zu 8000 Teilnehmer wollen unter dem Motto „Für Demokratie und Frieden in der Türkei“ auf die Straße gehen. Mit Protesten rechnet die Polizei vor allem auch im direkten Umfeld der Moschee an der Venloer Straße. (ts)