Köln – Wenige Tage vor der geplanten Eröffnungsfeier der Moschee in Ehrenfeld herrscht im Büro der Oberbürgermeisterin eine gewisse Ratlosigkeit. Wann genau soll die von der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) für den kommenden Samstag angekündigte Veranstaltung beginnen. Wie ist der Ablauf? Welcher Programmpunkt ist dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan vorbehalten? Und vor allem: Bekommt Stadtchefin Henriette Reker die Gelegenheit, einige Worte zu sprechen? Denn eben davon will die oberste Repräsentantin Kölns ihre Teilnahme abhängig machen.
Mehr als eine telefonische Information vorab sei bei der Protokollabteilung im Rathaus noch nicht eingegangen, war am Sonntag beim Presseamt zu erfahren. Reker selber blickt dem Termin im Beisein des türkischen Staatspräsidenten mit zwiespältigen Gefühlen entgegen. Als Oberbürgermeisterin sei es ihr ein Anliegen, den hier lebenden Kölnerinnen und Kölnern türkischer Herkunft zu zeigen, dass sie zur Stadtgesellschaft gehören.
Das könnte Sie auch interessieren:
Sie sagt aber auch: „Ich freue mich nicht, dass Erdogan kommt.“ Reker will vermeiden, dass ihr Name die Gästeliste schmückt, ohne dass sie ihre kritische Haltung zur Politik Erdogans zum Ausdruck bringen kann. „Sollte die Ditib oder die türkische Seite das ablehnen, sieht sich die Oberbürgermeisterin nicht in der Lage, nur als Statistin an der Eröffnung teilzunehmen“, betonte ihr Sprecher Alexander Vogel.
Ex-OB Schramma sprach zur Grundsteinlegung
Üblicherweise werden die ranghöchsten Vertreter der Stadt bei Feierlichkeiten um ein Grußwort gebeten; das gilt für die Oberbürgermeister ebenso wie für die vier ehrenamtlichen Bürgermeister. Nicht anders hatte es die Ditib bislang gehalten. Als 2009 nach heftigen Diskussionen in der Politik und der Bevölkerung der Baubeginn mit der Grundsteinlegung gefeiert wurde, hielt Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma eine kurze Ansprache.
Vertreter der evangelischen, der katholischen Kirche sowie der jüdischen Gemeinde waren ebenfalls eingeladen. Es war davon die Rede, dass mit dem Grundstein für die Moschee zugleich der Grundstein „für ein gemeinsames, friedliches Leben von Muslimen und Christen“ gelegt worden sei. Der Entwurf der Architekten Gottfried und Paul Böhm mit seiner aus einzelnen Schalen geformten Kuppel wurde als Symbol für einen „offenen und vielstimmigen Islam“ gewürdigt.
Zum Richtfest sprach Roters
Zum Richtfest, das im Februar 2011 begangen wurde, sprach Schrammas Nachfolger Jürgen Roters (SPD) für die Stadt. „Wenn Muslime in Deutschland große und repräsentative Moscheen errichten, dann ist das ein Zeichen von Normalität“, sagte Roters damals. Denn: „Wer baut, der bleibt.“ Dem mit Vertretern unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen besetzten Beirat, den die Ditib zur Unterstützung ihres Bauvorhabens gegründet hatte, gehören unter anderem die Architekten Christian Schaller und Bernadette Heiermann an. Sie wandten sich angesichts der bevorstehenden Eröffnungsfeier an den Vorstand der Ditib.
Der Ditib komme „die ehrenvolle Aufgabe zu, das Bauwerk und seine Botschaft bei der Einweihung angemessen zu würdigen“, heißt es in dem Schreiben. „Aber es ist auch guter Brauch, dass dem Architekten die Möglichkeit gegeben wird, sein Werk persönlich vorzustellen.“ Einen solchen Programmpunkt würde Paul Böhm wohl gerne bestreiten.