„MS Stadt Köln“Kölner Stadtverwaltung sucht Käufer fürs marode Ratsschiff
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Köln – Der Stadt droht der Verlust eines historischen Schätzchens: Das ehemalige Ratsschiff, das 1938 in Dienst genommen worden ist, soll nach Willen der Verwaltung verkauft werden. Das Vorhaben, die „Stadt Köln“ von engagierten Bürgen wieder flott machen zu lassen und als Museumsschiff einzurichten, lasse sich wohl nicht verwirklichen. Die dringend notwendige Sanierung sei teurer als angenommen, teilt Liegenschaftsdezernentin Ute Berg den Ratspolitikern mit. In dem eigens gegründeten Förderverein ist die Enttäuschung groß.
Vor sieben Monaten hatte es noch ganz anders ausgesehen. Die Fraktionen beschlossen, das seit 2009 im Niehler Hafen dümpelnde Boot für die Öffentlichkeit zu erhalten. Die Stadt sollte Eigentümerin bleiben, die Nutzung jedoch dem „Verein der Freunde und Förderer des historischen Ratsschiffes MS Stadt Köln“ übertragen. Der will auf dem unter Denkmalschutz stehenden Dampfer eine Ausstellung zu dessen Geschichte, der Binnenschifffahrt und der Kölner Häfen zeigen. Außerdem soll das Deck für Veranstaltungen geöffnet werden. Der Stadt sollte das einstige Schmuckstück für gelegentliche Fahrten zur Verfügung stehen. Doch wie sich dann auf der Werft herausstellte, reichen die aus der Stadtkasse bewilligten 500 000 Euro zur Instandsetzung bei weitem nicht aus.
Der Motor, die Elektrik, die Holzplanken an Deck, die Innenausstattung, die Sanitärräume sowie die Heizung, all das befindet sich in einem schadhaften Zustand. Doch das wahre Ausmaß des Sanierungsaufwands stellte sich erst bei der Untersuchung auf der Trockenwerft heraus. Nachdem der Rumpf von einer zwei Zentimeter dicken Muschelschicht befreit worden war, sahen die Techniker zahlreiche Lecks; das Schiff galt als „nicht mehr schwimmfähig“, wie es in der Vorlage für den Stadtrat heißt. Es wurde notdürftig abgedichtet und in den Niehler Hafen zurückgebracht.
Die Erneuerung des Rumpfes würde nach Angaben Bergs rund 800 000 Euro kosten. Das sind 300 000 Euro mehr als die von den Fraktionen bewilligte Summe. Doch angesichts der Haushaltskrise will Oberbürgermeisterin Henriette Reker kein weiteres Geld für die Stadt Köln ausgeben. „Es gibt offenbar Kräfte, die das Schiff loswerden wollen“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Udo Giesen. Er hat mit mehreren Institutionen über Zuschüsse gesprochen, darunter die aus Gewinnen des Spielkasinos gespeiste NRW-Stiftung. „Für Bürgerengagement sind wir grundsätzlich die richtige Adresse. Über die Anträge müssen natürlich die Gremien entscheiden“, sagt Referatsleiterin Mona Wehling dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jüngst hat Giesen noch einmal mit Vertretern der Reparaturwerft über den Umfang der Arbeiten gesprochen. Demnach sei eine Minimallösung denkbar, die nicht mehr als 580 000 Euro erfordern würde. Doch auch dafür würden dem Verein noch 80 000 Euro fehlen. Für die Innen-Sanierung würde er gerne Jugendwerkstätten und ähnliche Einrichtungen hinzuziehen; eine Idee, von der alle Seiten profitieren würden.
Ein weiteres Problem sind die hohen Versicherungskosten. Und sollte das Ratsschiff gar sinken, würde die Versicherung aufgrund der jetzt festgestellten Schäden nicht für die Bergung aufkommen, so die Verwaltung. Im Niehler Hafen wird der Oldtimer täglich von der Hafengesellschaft kontrolliert.
Die „Stadt Köln“ gilt als Beispiel für die Tradition der Kölner Ratsschiffe, von denen es über die Jahrhunderte mehrere gab. Die Verwaltung will, sofern der Rat zustimmt, in einem öffentlichen Verfahren nach einem Käufer suchen. „Hierbei sollen denkmalgerechte, soziale und touristische Aspekte analog des Konzeptes des Fördervereins Berücksichtigung finden“, heißt es. „Sollte dies nicht möglich sein, ist das Schiff ohne Nutzungsauflagen zu verkaufen.“
Die Geschichte des Schiffes
Prominente Gäste hatte die „MS Stadt Köln“ mehr als jedes andere Schiff in Köln. Politische Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer und John F. Kennedy sind damit gefahren und gekrönte Häupter wie Queen Elizabeth, Prinz Charles – damals noch mit Diana – und sogar der King of Pop, Michael Jackson.
Das 1938 in der Schiffswerft Christof Ruthoff in Mainz-Kastell vom Stapel gelaufene Schiff hat seit 1990 den Status als „bewegliches Denkmal“. Zu den Besonderheiten gehören ein Aussichtssalon und eine Gästewohnung.
Den Anlass für den Bau eines so repräsentativen Schiffs lieferte die für das Jahr 1940 geplante Internationale Verkehrsausstellung in Köln, die wegen des Kriegs nicht mehr stattfinden konnte. Ursprünglich sollten Adolf Hitler und hohe internationale Besucher mit der damals sogenannten „Hansestadt Köln“ zum Ausstellungsgelände gebracht werden. (rr)