Zum 250. Geburtstag des Namensgebers der Schule riefen die Lehrkräfte des Mülheimer Hölderlin-Gymnasiums zu einem Fotowettbewerb auf.
Gezeigt werden sollten Fotos zum Thema Freiheit und "Hölderlins vermeintlich unbeschwerte Kindheit".
Die Ergebnisse werden am 1. Oktober im Mülheimer Stadtgarten gezeigt. Wir präsentieren hier die ersten drei Gewinner-Fotos.
Mülheim – „Der Zwang des Gesetzes und des Schicksals betastet es nicht; im Kind ist Freiheit allein.“ Über diese These von Friedrich Hölderlins von der angeblich zwanglosen Kindheit in Freiheit ließ sich wahrscheinlich schon zu Lebzeiten des Dichters trefflich streiten. Mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie mit Schul- und Kitaschließungen sowie strengen Quarantäneregeln hat sie noch einmal ganz neue aktuelle Bezüge bekommen, von denen die Verantwortlichen des Mülheimer Hölderlin-Gymnasiums nichts wissen konnten, als sie Jugendliche zu einem Fotowettbewerb aufriefen. Das Zitat des Namensgebers der Schule sollte anlässlich seines 250. Geburtstags fotografisch umgesetzt werden.
Ausstellung im Mülheimer Stadtgarten
An diesem Donnerstag, 1. Oktober, werden die eingereichten Bilder in einer Ausstellung im Mülheimer Stadtgarten gezeigt und die Preisträger geehrt. Gewonnen hat den Wettbewerb die 16-jährige Ela Seyhan mit einem einfachen wie bedrückenden Foto, das sie von einer Reise mit ihrer
Familie durch Vietnam mitgebracht hat. Ungenutzt und eingezäunt steht ein altes Plastikpferd in einer Marktstraße. Man sieht keine spielenden Kinder, die Umgebung der verbogenen Wippe ist trist. „Ein trauriger Anblick“, findet die junge Fotografin aus Dellbrück.
Wer Zweifel an der Kinderfreundlichkeit in Köln oder Deutschland hat, kann in einer vietnamesischen Stadt sehen, dass es noch viel schlimmer sein kann. „Die Kinder müssen schon früh mithelfen und die Familie unterstützen. Kindheit hier in Deutschland ist einfacher“, so Seyhan.
Den zweiten Preis gewinnt der 14-jährige Theo Saure, der einen Jungen fotografiert hat, der über einen Zaun mit Stacheldraht und so auch aus dem Rahmen des Bildes springt. Auch dieses Motiv lässt Zweifel an Hölderlins These aufkommen: Man muss Kraft aufwenden, um sich Freiheit zu erkämpfen, könnte die Botschaft des Bildes sein.
Als Dritte wird die 18-jährige Sonja Kisseljow für das Foto eines Kindes ausgezeichnet, das in sein Spiel versunken ist. So eine Szene könnte der Dichter im Sinn gehabt haben. Das kleine Mädchen braucht kein Spielgerät, um in eine Fantasiewelt abzutauchen. Nötig ist nur, dass man es in Ruhe lässt.
Kölner Fotograf Boris Becker in der Jury
Die Schule hatte für ihren Fotowettbewerb ursprünglich den Rahmen der Photokina ausgewählt. Doch die Kölner Messe der Foto- und Videobranche musste im Mai wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Zur Jury, die die Geldpreise vergab, gehörten der Fotokünstler Boris Becker, Ulla Lohmann, Fotografin von National Geographic, sowie Manuel Zahn vom Institut für Kunst und Kunsttheorie der Kölner Universität.
Die Fotografien der Wettbewerbsteilnehmer werden am Donnerstag, 1 Oktober, ab 10 Uhr auf großen Plakaten im Mülheimer Stadtpark präsentiert. Bei schlechtem Wetter findet die Ausstellung im Pädagogischen Zentrum der Schule, Graf-Adolf-Straße 59, statt. Die Wettbewerbsbeiträge der Kölner Jugendlichen kann man auch auf der Homepage der Schule sehen.www.shg-koeln.de